Stuttgart. Dass nicht nur ein Fußballspiel 90 Minuten dauert, bewiesen die WFV-Verantwortlichen um Spielbetriebsleiter Thomas Proksch am Mittwochabend. Punktgenau nach eineinhalb Stunden war der Staffeltag der höchsten württembergischen Spielklasse über die Bühne gebracht und die wichtigsten Eckpfeiler der Saison 2012/13 festgezurrt. Der wichtigste: die Feinabstimmung der Spieltermine, bei der VfL-Vertreter Janusz Szuta in seiner Funktion als neuer sportlicher Leiter versuchte, die vermeintlich attraktivsten Partien auf exponierte Termine zu legen – mit Erfolg, die zuschauerträchtigen Lokalderbys gegen Bonlanden, Frickenhausen, Göppingen und Gmünd finden entweder freitags oder sonntags statt (siehe Infoartikel).
Dass die sechsthöchste deutsche Spielklasse durchaus als Zuschauermagnet dienen kann, hätte laut Thomas Proksch der letzte Spieltag der abgelaufenen Saison bewiesen. Da strömten stolze 2 500 Fans zum alles entscheidenden Match um die Meisterschaften zwischen der SGV Freiberg und dem FSV Bissingen – nicht nur beim VfL, der in seiner letzten Verbandsligasaison 2006/07 im Schnitt 324 Zaungäste anlockte, wäre man schon mit einem Bruchteil dessen zufrieden.
Noch zufriedener dürfte am Ende der Saison, das auf den 8. Juni terminiert ist, der Verein sein, dessen Mannschaft die Klasse hält. Bei maximal fünf möglichen Absteigern in die Landesliga, zu denen es im Falle von vier Absteigern aus der Oberliga käme, reicht in der Verbandsliga nach Adam Riese der elfte Platz für die Relegation. Bei einem Verhältnis von sechs württembergischen zu zwölf badischen Oberligavertretern ist die Wahrscheinlichkeit von gleich fünf WFV-Absteigern allerdings eher gering. Auch deshalb geht Thomas Proksch in der kommenden Verbandsligasaison eher von vier Absteigern aus, zu denen es im Fall von einem oder zwei württembergischen Oberligaabsteigern käme – unabhängig von all diesen Rechenspielen hätte man in jedem Fall mit Erreichen von Platz zehn den Klassenerhalt in der Verbandsliga sicher.
Neulinge in der Beletage des württembergischen Fußballs sind neben dem VfL noch die Oberligaabsteiger Normannia Gmünd und SV Bonlanden sowie die Meister der vier Landesligen SG Sonnenhof Großaspach II, FC Frickenhausen, VfB Bösingen, TSG Ehingen und Last-Minute-Kandidat SV Hellas Bietigheim, der sich im entscheidenden Relegationsspiel Mitte Juni gegen den VfR Aalen II durchgesetzt hatte.
Die Bietigheimer tragen übrigens keines ihrer Heimspiele am vorgesehenen Samstagstermin aus, sondern bitten jedes Mal sonntags zum Kräftemessen. Grund: Der SV Hellas teilt sich den Sportpark Ellental in Bietigheim mit sieben anderen Vereinen, die ihren jeweiligen Spielbetrieb ebenfalls geregelt kriegen müssen. Schillerndste Figur des 1994 gegründeten Vereins ist der Trainer: Alfonso Garcia, vor 20 Jahren mit der Spvgg Unterhaching in die Bundesliga aufgestiegen, betreut die Hellenen seit Januar dieses Jahres.
Während die Fahrt nach Bietigheim für den VfL gerade mal mit 65 Kilometern zu Buche schlägt, erwarten die Teckstädter in ihrer ersten Saison nach dem Oberliga-Knock-out durchaus auch weitere Wege. Spitzenreiter in dieser Hinsicht sind der FC Wangen (156 Kilometer einfache Strecke) und der FV Ravensburg (146). Doch auch andere Gegner stellen die Teckstädter vor Herausforderungen. So musste VfL-Funktionär Szuta am Montag laut in die Runde fragen, wo denn der VfB Bösingen zu finden sei – die Mannschaft aus dem 3 500-Seelen-Nest im Oberen Neckartal feierte mit der Meisterschaft in der Landesliga und dem damit verbundenen Aufstieg in die Verbandsliga den größten Erfolg ihrer Geschichte und dürfte daher für die Kirchheimer ein nicht gänzlich unbeschriebenes Blatt darstellen. Immerhin bekam Szuta Antwort: Autobahn 81, Ausfahrt Oberndorf und dann noch knapp zehn Kilometer Landstraße.
Wesentliche(re) Neuigkeiten bot der Staffeltag den Vereinsvertretern nicht, außer den Erkenntnissen, dass man künftig nach einem Schiedsrichterball kein Tor mehr per Direktschuss erzielen kann und die Rückennummern bis 99 zugelassen sind. Außerdem verkürzen sich die Einspruchsfristen für Relegations- und Pokalspiele und die Spielsperren nach Roten Karten wurden modifiziert. Diese werden als Zeitsperre festgesetzt und auf eine bestimmte Anzahl von Pflichtspielen begrenzt. Maßgeblich sind dabei die Pflichtspiele der Mannschaft, in der der Spieler das Vergehen begangen hat. Die Sperre endet nach Ablauf des Tages, an dem die im Urteil angegebene Zahl von Pflichtspielen erreicht wird.