Mountainbike
Premiere auf einer „coolen Strecke“

Im schweizerischen Crans Montana beginnt am Freitag das fünfte Weltcup-Wochenende, bei dem Luca Schwarzbauer und Kira Böhm wieder vorne mitmischen wollen. 

Am Donnerstag konnten die Fahrerinnen und Fahrer die Strecke in Augenschein nehmen. Foto: Armin Küstenbrück

Erstmals wird im Schweizer Skiort Crans Montana im Kanton Wallis am kommenden Wochenende ein Mountainbike-Weltcup ausgetragen. Rund 1500 Meter über dem Meer und hoch über dem Tal der Rhône und kurz vor deren Mündung in den Genfer See trifft sich eine Woche nach dem Rennen in Val di Sole die Weltelite auf einer nagelneuen Piste am Lac Grenon. Zwar wurde dort im vergangenen Jahr bereits die Schweizermeisterschaft ausgetragen, doch für den Weltcup wurde im gleichen Areal eine komplett neue Strecke in den Berg gezimmert.

Und das darf man durchaus wörtlich nehmen: Eine lange Abfahrt über senkrecht in den Boden geschlagene Baumstämme ist eine der drei großen technischen Höhepunkte dieser nur 3,5 Kilometer langen Strecke. Mit dabei sind auch der mittlerweile für Weltcup-Strecken fast schon obligatorische Rockgarden, eine Passage aus meist verblockten, größeren und kleineren Felsen, hier jedoch eher gut befahrbar, aber mit einem spektakulären Sprung in den Rockgarden hinein. Dazu kommt noch eine steile wurzelige Abfahrt kurz vor dem Ziel.

„Eine coole Strecke“, sind sich Luca Schwarzbauer (Canyon CLLCTV) aus Reudern und Kira Böhm (Cube) aus Weilheim einig, auch wenn Schwarzbauer einschränkt: „Meine Lieblingsstrecke wird sie wohl nicht, dazu ist sie mancherorts zu steil.“ Allerdings verweist der 27-Jährige darauf, dass er im vergangenen Jahr ausgerechnet auf den Strecken, die er eigentlich nicht so mag, die besten Ergebnisse über die olympische Distanz einfuhr: So wurde er in Leogang Zweiter, in Andorra Fünfter. „Wenn man gut drauf ist, kann man überall schnell fah­ren“, so sein Credo. Und auch wenn es „bislang nicht die ideale Saison war“, so zeigt Schwarzbauer doch eine große Konstanz, sodass im „nur sieben Sportler weltweit stärker sind als ich“. Das gerate bei den Ansprüchen oft in den Hintergrund, wie der Olympia-Kandidat betont.

Seit Donnerstagmittag ist das Training auf der Strecke erlaubt. Doch schon am Nachmittag wurde der Kurs, auf dem im kommenden Jahr die Weltmeisterschaften ausgetragen werden sollen, von den Veranstaltern und den Rennkommissären wieder gesperrt. Denn offenbar sind sowohl die Holz- als auch die Steinpassage derzeit zu gefährlich. Für die U 23-Fahrerinnen wurden beide Passagen bereits endgültig aus dem Kurs gestrichen, sie müssen diese am Sonntagmorgen auf der sogenannten C-Linie umfahren. Für die anderen Klassen sollen sie zum Freitagstraining wieder geöffnet werden. Bis dahin soll den Streckenbauern Zeit und Gelegenheit gegeben werden, mögliche Gefahrenstellen zu beseitigen.

Vor allem der für die kommenden Tage prognostizierte Dauerregen dürfte den Veranstaltern Sorgen bereiten. Zwar sind sie nicht vom angekündigten Hochwasser der Rhone betroffen, doch die bisher nicht eingefahrene Strecke, die an vielen Stellen über unbefestigten Waldboden führt, wird unter dem Training und den Rennen der rund 500 Sportler leiden. Wie sehr es dann im Wallis zu einer Schlammschlacht kommt oder nur tiefe Spurrinnen die Fahrkünste der Athleten fordern werden, werden die nächsten Tage zeigen. „Am einen oder anderen Punkt, wo es extrem steil ist, wird die Traktion bergauf nicht reichen, um hochzukommen“, ist sich Schwarzbauer schon jetzt sicher. „Da wird man öfter vom Rad springen müssen.“

Stollenschuhe stehen bereit

Kira Böhm will am Sonntag (Start: 10 Uhr) ihre Radschuhe vorsorglich mit Stollen ausstatten, um in den Laufanstiegen nicht wegzurutschen. Die Weltcup-Führende muss am heutigen Freitag um 14 Uhr im Shorttrack ran, der einen verhältnismäßig großen Teeranteil aufweist.

Der wird aber wettgemacht durch technische Passagen, sodass Schwarzbauer von einem „coolen Mix“ spricht: „Ein Straßenrennen mit viel Mountainbike-Technik“ nennt er den Kurs, den er selbst am morgigen Samstag um 13.35 Uhr bezwingen muss. Ziel ist es für ihn, am Sonntag (14.30 Uhr) wieder aus der ersten Reihe starten zu können – auch wegen einer 170-Grad-Kurve 100 Meter nach dem Start, wo es ziemlich eng werden dürfte. „Allerdings ist es auf dem Rest der Startrunde relativ einfach, wieder Plätze gutzumachen“, ist sich Schwarzbauer sicher.