Als Rainer Rauch vor knapp zwei Wochen frühmorgens gen Albtrauf blickte, zog sich spontan seine Stirn in Falten. Was der Sportliche Leiter des internationalen Hahnweide-Wettbewerbs wahrnahm, ließ ihn nicht gerade jubilieren. „Auf der Teck lag Schnee, mir wurde fast schwummrig“, erzählt der Funktionär. Der Gedanke, dass sich der winterliche Gruß bis hinunter in die Niederungen ausbreiten könnte, ließ den erfahrenen Organisator kurz erschaudern. „Gegen Schnee oder Schneematsch auf der Hahnweide kann man im Prinzip nichts ausrichten, denn unsere Fläche ist einfach zu groß“, weiß Rauch.
Anfang Mai wirken die Mienen bei den Männern und Frauen der veranstaltenden Fliegergruppe Wolf Hirth deutlich entspannter. Die Kältefront? Längst aus Süddeutschland abgerückt, wärmende Sonnenstrahlen und sanfter Wind sorgen vielmehr aktuell für nahezu optimale Verhältnisse auf dem großen Hahnweide-Gelände.
Die ersten Pilotinnen und Piloten, unter anderem aus Schweden und Großbritannien, sind bereits angerückt. Am Samstagmorgen beginnt mit dem Wettkampf-Briefing im Beisein von Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader ganz offiziell die 56. Auflage des internationalen Meetings, das bekanntlich den Nimbus als einer der hochkarätigsten Segelflugwettbewerbe weltweit besitzt. Am 11. Mai sind die letzten Wertungsflüge vorgesehen.
Ohne Frühaufsteher geht nichts
„Mehr als zehn Weltmeister und zig Vize-Weltmeister werden starten“, ordnet Tilo Holighaus die sportliche Wertigkeit ein. Der Titelträger des Jahres 2019 wird selbst in der 18 Meter-Klasse antreten, scheint prächtig in Form zu sein: Am Osterwochenende hatte er vom Flugplatz Ohlstadt bei Murnau startend, seinen persönlich weitesten Segelflug aller Karrierezeiten mit rund 1212 Kilometern und zehn Stunden Dauer absolviert. Auf die Bedingungen beim Kirchheimer Klassiker freut sich der ehemalige Weltmeister ganz besonders. „Statistisch gesehen haben wir Ende April und Anfang Mai die besten Wetterlagen für den Segelflug in unserer Gegend“, frohlockt Holighaus. Der Hahnweide-Wettbewerb findet in diesem Jahr etwas früher als meist statt, da der Veranstaltungstermin an den Feiertag Christi Himmelfahrt gekoppelt wird.
Rund 30 Helferinnen und Helfer aus der Fliegergruppe werden tagtäglich im Einsatz sein, und ohne Frühaufsteher geht dabei nichts. Erster vor Ort wird allmorgendlich wieder Dr. Josef Dahlem sein, der ab 5.30 Uhr die ersten Wetterchecks des Tages vornimmt. Anschließend rücken nach und nach die weiteren Protagonisten aus dem Organisationsteam an. Jobs gibt es genügend: vom Vorbereiten des Frühstücks für die Sportlerinnen und Sportler, dem Markieren des Landebereichs, bis hin zur Wettkampfplanung. „Anhand der konkreten Wetterlage entwickeln wir dann die Tagesaufgabe für die Teilnehmer“, sagt Rainer Rauch. Rund 100 Segelfliegerinnen und Segelflieger stehen auf der Meldeliste, mit fast 40 Startern ballt sich in der 18-Meter-Klasse das größte Feld. „Wir sind mit der Meldezahl sehr zufrieden“, betont der Sportliche Leiter.
Sicherheit bleibt ein Topthema
Der wichtigste Tagesordnungspunkt beim Hahnweide-Wettbewerb bleibt das Thema Sicherheit. Wenn Wetterbedingungen (zu) problematisch wirken, droht folglich beim morgendlichen Briefing der Pilotinnen und Piloten ein Stopp – wie im vergangenen Jahr, als mehr als die Hälfte der Wertungsflüge wegen zu riskanten Luftverhältnissen gestrichen werden mussten. Die aktuellen Prognosen weisen nun für die kommenden Tage einen Mix aus Wolken und Sonne sowie Tagestemperaturen von knapp unter 20 Grad in Süddeutschland aus, liefern also Hoffnung auf gute Bedingungen.
Ein besonderes Schauspiel stellt der Landeanflug am Nachmittag dar. Wegen des nahen Flughafens Stuttgart dürfen die Pilotinnen und Piloten die Hahnweide ausschließlich aus östlicher Richtung anfliegen. Die Ziellinie für die Pilotinnen und Piloten befindet sich auf Höhe zwischen Nabern und der Autobahn. Falls ein Flugzeug zeitlich etwas zu knapp Richtung Hahnweide unterwegs sei, könne auch bei Nabern oder Dettingen sicher gelandet werden, heißt es seitens der Fliegergruppe Wolf Hirth.