Hafjell. Die Szene sprach Bände. Team-Manager Daniel Hespeler nahm Manuel Fumic im Ziel in Empfang und flüsterte ihm etwas zu, Fumic verbarg sein Gesicht in den Händen und lief ein paar Schritte weg – Hespeler hatte ihm gerade mitgeteilt, dass das Hinterrad, das er Anfang der vorletzten Runde gewechselt hatte, doch keinen Schaden aufwies. „Ich dachte, eine Speiche wäre gerissen und weil ich grade auf die technische Zone zufuhr, musste ich mich entscheiden“, erläuterte er die Situation. Auf Anhieb konnten auch die Mechaniker nicht erkennen, woher das Geräusch kam, doch als sie sich das Hinterrad näher anschauten, entdeckten sie nur einen kleinen Ast. Der war im Grunde unerheblich. Fumic hatte ungefähr 45 Sekunden investiert, seinen italienischen Cannondale-Teamkollegen Marco Fontana ziehen lassen. „Ohne diese Defekt, der keiner war, hätten Marco und ich die Bronze-Medaille unter uns ausgemacht“, klagte Fumic, dem die Emotionen anzusehen waren, seine Augen begannen kurz zu glänzen.
Das Rennen hatte sich bis dahin so entwickelt: Titelverteidiger Nino Schurter machte Tempo, Fumic wollte folgen, doch das war dem Kirchheimer zu schnell. Er und Fontana wurden vom späteren Sieger Julien Absalon passiert, doch nach hinten öffnete sich eine Lücke, die nach vier Runden eine Minute groß war. „Wir haben eigentlich gut zusammen gearbeitet“, erzählte Fumic. Bis zu seinem Pseudo-Defekt. Das eröffnete dem Freiburger Moritz Milatz die Chance, zu Manuel Fumic aufzuschließen, doch während der vorletzten Runde lagen sie 45 Sekunden zurück und Bronze schien weg. Doch Marco Fontana erlaubte sich etwas Übermut und holte sich auch noch einen Defekt, sodass das Trio gemeinsam auf die letzten vier Kilometer ging. Fumic war in dieser Situation aber nicht mehr in der Lage den Turbo zu zünden. Fontana zog los, Milatz hinterher und Fumic hatte Mühe.
Am Ende trennten Fontana von Milatz nur fünf Sekunden und Fumic 15 von Fontana. Ob Fontana den Defekt auch gehabt hätte, wenn Fumic noch dabei gewesen wäre und ob der dann das bessere Finish geboten hätte, das bleibt Spekulation. „Schade. Aber ich habe gezeigt, dass ich um die Medaillen mitkämpfen kann. Platz fünf bei der WM ist eigentlich keine Enttäuschung“, so Fumic. Die Leistung, die er am olympischen Riesenslalom-Hang von 1994 geboten hat, war jedoch alles andere als enttäuschend. Es war trotz allem sein zweitbestes WM-Resultat nach der Silbermedaille von 2013.
Im Kampf um den Titel holte Julien Absalon den führenden Schweizer Nino Schurter in der vierten Runde ein und hängte den in der fünften Runde ab. Absalon siegte in 1.27,06 Stunden mit 1,51 Minuten Vorsprung auf Schurter. Auf Rang drei von Fontana waren es schon 3,28 Minuten.
Für Christian Pfäffle vom MTB Teck verlief das U23-Rennen am Freitag nicht nach Wunsch, eigentlich wie seine gesamte bisherige Saison. In der Startphase wurde er eingeklemmt und verlor viele Positionen. Der Neuffener verbesserte sich nach und nach in die Top 40, doch in der zweiten Runde erlitt er einen Hinterrad-Defekt. Doppelt unglücklich, weil er dadurch gezwungen war den längsten Anstieg der Strecke schiebend zu bewältigen. Und die Hälfte einer langen Abfahrt bis ins Ziel auch noch. „Danach habe ich es nochmals probiert. Die Power hat gefehlt, aber vom Gefühl her würde ich sagen, für die besten 20 hätte es heute ohne Defekte gereicht“, meinte Pfäffle.
Nach dem zweiten Plattfuß-Stopp in der vierten Runde war ein ordentliches Resultat allerdings nicht mehr drin. „Da ging dann auch die Motivation weg“, bekannte Pfäffle. Die WM endete für ihn mit einer Runde Rückstand auf Platz 57. „Jetzt habe ich das ganze Jahr kein gutes Rennen gehabt. Es kann nur besser werden“, räsonierte er enttäuscht über die zurückliegenden sechs Monate.
Bester Deutscher war Julian Schelb aus Münstertal mit Platz sieben. Hinter dem neuen U23-Weltmeister Michiel van der Heijden holten der Franzose Jordan Sarrou und der US-Amerikaner Howard Grotts die weiteren Medaillen.