Sebastian Kneile hatte es eilig. Eben erst war der Bissinger nach beachtlichen 3.42 Minuten regelrecht ins Ziel geflogen („bin zufrieden“), da visierte er bereits ein schattiges Plätzchen an. Die direkte Sonne war am Dachsbühl bei Temperaturen über 35 Grad, die Hoch „Efim“ bescherte, für Sportler und Zuschauer kein Vergnügen. Erst als wenige Minuten später Söhnchen Leo die letzten Meter in Angriff nahm, kehrte Kneile in die pralle Sonne zurück – zum lautstarken Anfeuern.
Nahmen etliche Meile-Fans in früheren Jahren die Strecke gleich mehrfach unter die Räder, war diesmal angesichts der Hitze bei den meisten früh Schluss. Ausnahmen wie Kultstarter Harald Wagner (fuhr fünfmal hoch) waren die Ausnahme. „Einmal reicht“, meinte einer der jüngsten Starter, Lars Gall (8) vom TV Bissingen. Vater Andreas Gall („ich habe mir eine Knieverletzung beim Wandern zugezogen“) musste ganz passen. Fabian Lübker, ansonsten auch ein Vielstarter bei der Bissinger Meile, zog ebenso nach einer Fahrt bereits ein Fazit. „Ich komme gerade erst von einer Alpenradtour mit über 16 000 Höhenmetern zurück, die spüre ich noch in den Beinen“, sagte der 52-jährige Naberner.
Dabei hatten die Bissinger Organisatoren aus Wettersicht erhebliches Glück. Ein erfrischendes Lüftchen wehte insbesondere auf dem zweiten Abschnitt der etwas mehr als 1,5 Kilometer langen, Bergstrecke. Die Hitze staute sich auf dem Betonband am Dachsbühl dadurch nicht allzu sehr. Allerdings machte der Wind den Zeitenjägern zu schaffen..
„Bereits vor dem offiziellen Start um zehn Uhr waren die ersten da, sicher auch, weil es zu dem Zeitpunkt noch unter 30 Grad hatte“, berichtete Albert Wendling aus dem Bissinger Organisationsteam. Auffallend: Das Feld bestand diesmal fast ausschließlich aus Radlerinnen und Radlern. Die sonstige Vielfalt mit Inlinern, Rollern, Einrädern und anderweitigen muskelbetriebenen Gefährten fehlte fast gänzlich. Was der guten Laune
Spätestens am Samstagabend wurde deutlich, dass das Comeback näherrückt. „Mit einem Reinigungsfahrzeug hat die Gemeinde die Strecke komplett säubern lassen“, zeigte sich TVB-Sprecher Falk Meyer dankbar über den Dienst. Zuvor hatten bereits ein rundes Dutzend Helferinnen und Helfer das Zelt, Treffpunkt während und nach dem Rennen, an der alten Weilheimer Straße aufgebaut. „Nach eineinhalb Stunden waren wir fertig“, zeigte sich Andreas Henssler über das trotz dreijähriger Pause immer noch gut eingespielte Team erfreut.
Überhaupt wirkte der Organisator positiv gestimmt. „Wir machen den Erfolg der Veranstaltung nie an Zahlen fest“, betonte er. Vielmehr sei es darum gegangen, dafür zu sorgen, „dass es wieder ein Angebot gibt“. Wie es mit der Bissinger Meile grundsätzlich weiter gehe, würde noch im Detail besprochen. „Dabei gibt es keine Denkverbote“, sagt Henssler, der sich unter anderem einen anderen Veranstaltungstermin außerhalb von Ferienzeiten vorstellen kann. Die Technik müssen die Bissinger aber auf jeden Fall modernisieren. „Das bisherige Zeitnahmesystem läuft noch auf Windows 7“, berichtete Falk Meyer, ein Umstieg sei zwingend geboten.
Siegerzeit unter drei Minuten
Leo Ebner und Karoline Brüstle sorgten für die sportlichen Highlights bei der Bissinger Meile. Der in Österreich wohnende Naberner siegte bei den Männern in 2.53 Minuten, die Neidlinger Triathletin legte eine Endzeit von 3.45 Minuten hin. 137 Starter (darunter 39 Kinder und Jugendliche) sorgten auch quantitativ für ein ordentliches Resultat. Ältester Starter war der 82-jährige Dieter Hochstätter aus Ostfildern. Streckenrekordhalter Jannik Steimle schaute übrigens wie versprochen vorbei. Der Weilheimer Radprofi gab Autogramme, verteilte Trinkflaschen und stand für zahllose Smalltalks zur Verfügung. rei