Lokalsport
Randnotiz - Erschütternd

Jetzt ist es raus: Ständige Erschütterungen im Sport schädigen das Gehirn. 70 000 Mal, so haben Wissenschaftler errechnet, knallen im Laufe eines Sportlerlebens in sogenannten Kontaktsportarten Schädel gegen Schädel, Schädel gegen Fäuste, Bälle oder sogar Torpfosten. Gesund ist das nicht, denn – so die Wissenschaft – man höre und staune: Auch das Gehirn hat ein Gedächtnis. Schlechte Erinnerungen, das weiß jeder, dem der Gegner schon einmal die Tight unter den Shorts strammgezogen hat, die nagen gewaltig an der Rinde. Dass bei vielen Boxern im Ruhestand inzwischen der WM-Gürtel im Schrank und der Sabberlatz unterm Kinn hängt, ist nichts Neues. Doch jetzt nicht auch noch Fußball.

Was lernt man daraus? Den paranoidesten aller möglichen Reflexe zeigen wie häufig die Amerikaner. Dort haben besorgte Eltern per Sammelklage erwirkt, dass der nationale Fußballverband seinem Nachwuchs das Spiel mit Köpfchen zu untersagen hat. Harte Zeiten für Klinsis Truppe, die als kopflos dahinrennender Haufen irgendwann auch für Rumpelkicker im letzten Winkel dieser Welt vermutlich kein ernsthafter Gegner mehr sein wird.

Folgeschäden kosten. Im Gesundheitsbereich ein ganz sensibles Thema. Hier mehr als drüben überm Teich, wo jeder, der sich‘s nicht leisten kann, ohnehin keiner Sau zur Last fällt. Apropos Kosten – wie viel Punkte die geistige Gesundheit ihres kickenden Personals allein die Teckvereine in den Kreisligen bisher gekostet hätte, was ein zerebrales Schonprogramm für Kirchheims Vorzeigeklub auf seinem Weg zurück in die Walhalla des Lokalfußballs bedeutete? Nicht auszudenken.

Als argumentativer Konter ließe sich vielleicht noch ins Feld führen: Der Fußball kennt durchaus auch Gegenbeispiele. Horst Hrubesch in seiner Rolle als dereinst hauptberufliches Kopfball-Ungeheuer hat die Deutschen vor fast 36 Jahren in Rom nicht nur auf Europas Fußball-Thron geköpft. Der inzwischen 64-Jährige erfreut sich – von Physiognomie und Knödelsprache einmal abgesehen – bis heute bester Gesundheit. Auch geistig. Was uns allen am Ende als Hoffnung bleibt: Analog zur modischen Laktose-Intoleranz möge das Schicksal uns doch bitte auch mit einer vererbbaren Kopfball-Toleranz beschenken. BERND KÖBLE