Einen Punkt gewonnen oder zwei verloren? Die Gretchenfrage nach Unentschieden stellten sich am späten Freitagabend auch die Landesligakicker des VfL Kirchheim. Hätte ihnen vor dem Duell mit dem bis dahin verlustpunktfreien Spitzenreiter FC Esslingen jemand gesagt, dass sie ein Remis ergattern – die mit einem Sieg aus fünf Partien mau in die Saison gestarteten Teckstädter hätten mit Freuden angenommen. Nach dem Spielverlauf des rassigen Derbys auf dem Kunstrasen an der Jesinger Allee jedoch bleibt der Eindruck: da war (noch) mehr drin.
Dass es nicht mehr wurde, lag nach Einschätzung der Kirchheimer Anhängerschaft auch an Schiedsrichterin Kerstin Holzmayer. Nicht nur, dass sie beim Stand von 2:1 für den VfL einen aus Sicht der Gäste schmeichelhaften Foulelfmeter gab, der zum Ausgleich führte. Auch um die Rote Karte für Theo Gut kurz vor Schluss gab es reichlich Diskussionen, zumal nach einem Handgemenge zunächst nicht ersichtlich war, weswegen er des Feldes verwiesen wurde. „Lächerliche Entscheidung“, befand zumindest VfL-Trainer Armin Ohran.
Was ihm und seiner Mannschaft bleibt, ist nach dem sechsten Spieltag die erneute Erkenntnis, in der siebten Liga durchaus mithalten zu können. Selbst gegen die bis dato makellosen Esslinger mit ihrem blitzschnell-sicheren Kombinationsspiel, das ihnen auch das 1:0 in der 25. Minute beschert hatte, hielt der VfL die Partie vor allem nach dem Seitenwechsel mit Kampfgeist offen. Mehr noch: Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Nico Hummel per 14-Meter-Flachschuss ins rechte Eck (52.), hatte der spätere Rotsünder Gut die Gastgeber vor rund 260 Zuschauern mit einem Kopfball in Führung gebracht (64.). Es war die unmittelbare Reaktion auf eine knapp 22-minütige Spielunterbrechung: VfL-Abwehrroutinier Cagatay Ayyildiz war zuvor ohne Einwirkung des Gegners zusammengebrochen und musste im Krankenwagen vom Platz gefahren werden. Erster Verdacht: Achillessehnenriss.
Dass sein Team sich von diesem Schock nicht unterkriegen ließ, freute den Coach nach dem Abpfiff im strömenden Regen umso mehr. „Ich ziehe den Hut vor der Mannschaft, dass sie sich von den ganzen Rückschlägen nicht hat unterkriegen lassen“, lobte Armin Ohran, der seinen Spielern darüber hinaus ein gutes Zweikampfverhalten gegen die wendigen und pfeilschnellen Gäste attestierte.
Was der unverhoffte Punkt wert ist, wird sich spätestens am Sonntagnachmittag zeigen, wenn der sechste Spieltag komplettiert ist. Statistiker können immerhin schon vorher feststellen: Beim letzten Landesligagastspiel vor zehn Jahren hatte der VfL nach sechs Partien einen Zähler mehr auf dem Konto – dass sie am Ende der Saison 2013/14 trotzdem abstiegen, muss sich ja nicht zwangläufig wiederholen.
VfL Kirchheim: Nagel – Lekaj (46. Gut), Heim, Ayyildiz (63. Alavac), Sahdanovic – Dodaj, Böhringer, Crisigiovanni, Baybüyük – Hummel, Sencay
FC Esslingen: Ulmer – Brockmann, Dipa, Filippidis – Majhen, Sarikurt, Natsis, Lleshaj, Srsa (60. Pepe) – Sichwardt (60. Markic), Ketseminidis
Tore: 0:1 Sarikurt (25.), 1:1 Hummel (52.), 2:1 Gut (64.), 2:2 Markic (76., Foulelfmeter)
Gelbe Karten: Lekaj, Ayyildiz, Crisigiovanni, Hummel, Alavac – Lleshaj
Rote Karte: Gut (87., Tätlichkeit)
Zuschauer: 260
Schiedsrichterin: Kerstin Holzmayer (Reutlingen)