Weilheim. Auch wenn „sein“ TSV Weilheim damals das Endspiel gegen den TSV Ötlingen mit 4:2 nach Verlängerung gewann: Solch ein Turnier wie jenes desaströs verregnete von 2006 möchte Vereins-Funktionär Eddie Linha (71) nicht noch einmal erleben. „Es war einfach nur frustrierend, als es fast Tag für Tag in Strömen goss“, sagt er im Rückblick heute. Damals stand der Ex-Lehrer der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen aktiv im Berufsleben und am Spätnachmittag als Turnierhelfer im Lindachstadion öfters im Regen. Gleich nach Ende der Wochentagsspiele ging Linha üblicherweise wieder heim – mit schlechter Stimmung, triefend nassen Hosen und dem Stoßgebet, dass sich das vorherrschende Tiefdruckgebiet doch endlich verziehen möge.
Doch „Xaviera“ tobte anderntags weiter, an den folgenden Turniertagen ebenso, und vor dem Endspiel am Sonntag stand der Rasen des frisch eingeweihten Lindachstadions komplett unter Wasser. Über die Rekord-Niederschlagsmenge in der Woche des 44. Teckbotenpokal-Turniers hat Karl Bölz, Leiter des städtischen Bauhofs in Weilheim, damals Buch geführt. „70 Liter Regen pro Quadratmeter“ seien in dieser Woche zusammengekommen, „das ist brutal viel und kommt nur alle fünf bis sechs Jahre einmal vor“, wie er aus Erfahrung weiß. Den heftigsten Niederschlag gab es am zweiten Turniertag – der Montag führt das Schlechtwetter-Ranking mit Abstand an. „33 Liter Regen fielen da pro Quadratmeter, und alles binnen einer Stunde“, sagt Bölz. „Normalerweise kann die Natur so viel Wasser gar nicht verarbeiten.“
Als im Eingangs(kassen)bereich des Lindachstadions Land unter herrschte, gingen Zuschauer- und Umsatzzahlen logischerweise rasch zurück, und die genervten Veranstaltungs-Organisatoren sahen sich zum raschen Handeln gezwungen. „Als Erstes haben wir den Bauhof angerufen, der darauf ein paar Tonnen Splitt anlieferte und in die Problemzonen warf“, erinnert sich Martin Koch, damals wie heute TSVW-Abteilungsleiter. Doch der Splitt war gewissermaßen nur ein Tropfen auf den heißen Stein – die Wirkung verpuffte schnell. Als zweite Hilfsmaßnahme wurde säckeweise Rindenmulch ins Stadion gekarrt – erneut ohne nachhaltigen Erfolg. Erst zehn Kubikmeter Hackschnitzel und eiligst zusammengezimmerte Holzstege behoben in Weilheim das Problem überfluteter Zuschauerlaufwege einigermaßen.
Als Xaviera in jener Kalenderwoche 31 zur Höchstform aufgelaufen war und zu den Wasserbomben in Tropfenform auch noch Sturmwinde aus ganz unterschiedlichen Richtungen schickte, da versuchten die Weilheimer alles. Schließlich drohte dem Turnier, an dem kurioserweise „ziemlich genau mit dem täglichen Anpfiff der Regen losging“ (Koch), die vorzeitige Absage. Doch so weit kam es nicht, auch weil die engagierten TSVW-Helfer Nehmerqualitäten bewiesen. „Zum Glück habe ich bei keinem Helfer Resignation erlebt, alle haben trotz der miserablen Umstände motiviert weitergearbeitet“, berichtet Martin Koch. Regenbedingte Kurzauftritte im Rahmenprogramm wie beim Kirchheimer Gitarren-Duo „Die Zwei“ – das nicht einmal eine halbe Stunde lang spielte – konnten sie zwar nicht verhindern, dafür teure Wasserschäden im EDV-Bereich. „Als es wieder einmal richtig geschüttet hat, da haben wir uns förmlich über die Computer geworfen, damit kein Wasser eindringen kann“, sagt Eddie Linha und muss schmunzeln.
Am Ende brachten die Weilheimer das Turnier programmgemäß über die Bühne – mit etlichen Einbußen: bei den Zuschauereinnahmen (nur 3 755 zahlende Besucher), bei der Essensausgabe, beim Getränkeverkauf und bei der Zahl der Abendgäste. „Gefühlt hatten wir 2006 einen 70-prozentigen Verlust“, sagt Koch.
Da war es für die TSVW-Offiziellen ein Trost, dass sich all ihre Anstrengungen im Endeffekt doch noch auszahlten und in der wirtschaftlichen Gesamtbilanz keine roten Zahlen standen. „Tatsächlich haben wir trotz des miserablen Wetters damals einen fünfstelligen Betrag als Gewinn ausweisen können“, berichtet Abteilungskassier Manfred Herrmann.