Der schwäbische Olympiareiter Richard Vogel (27) aus Binzwangen bei Riedlingen hat sich im Rahmen der Landes-championate auf dem Weilheimer Egelsberg mehrmals in den Sattel geschwungen – und räumte binnen weniger Stunden alles ab. Drei verschiedene Springprüfungen mit insgesamt elf Umläufen, alle drei souverän gewonnen, zuletzt fehlerlos den „Großen Preis“ in 37,63 Sekunden mit anschließender Ehrenrunde auf dem Siegespreis, einem knatternden Mini-Monkey-Motorrad.
Aber die vierbeinigen Sieger hießen nicht etwa „United Touch S“ oder „Cerano Baloubet“, die ihm mit internationalen Erfolgen den Weg zu den Olympischen Spielen geebnet haben. Die beiden Stars im Stall Vogel sollen noch einmal „auftanken“, bevor es zwischen 1. und 8. August in Paris um die olympischen Medaillen geht, wobei „United Touch“ mit seiner enormen Sprungkraft und dem raumgreifenden Schritt ein Medaillenkandidat ist. Die jüngsten Gewinner von Weilheim sind eher unter die Rubrik „next generation“ einzuordnen.
35 Siege in aller Welt
Mit seinen beiden Olympiahoffnungen hat Vogel einen mächtigen Sprung in der Weltrangliste gemacht, der seinesgleichen sucht. Vor einem Jahr war er als Nummer 110 noch ein Nobody. Dann eilte Vogel von Turnier zu Turnier, bereiste die halbe Welt, von Kanada nach Spanien, von Amerika nach Neuseeland, und wurde mit 35 Siegen in internationalen Springen zum absoluten Senkrechtstarter. Bis jetzt ist der ehemalige Bereiter von Ludger Beerbaum in Riesenbeck auf seiner beispiellosen Aufholjagd mit starkem Willen und Zielstrebigkeit auf Platz neun der Weltrangliste angekommen. Vogel, der inzwischen im hessischen Dagobertshausen mit einem Partner einen Ausbildungs- und Handelsbetrieb mit rund 80 Pferden betreibt: „So ein Aufstieg geht nur mit großem Aufwand und sehr guten Pferden“.
Für Bundestrainer Otto Becker ist Vogel „ein ganz heißer Medaillenkandidat bei Olympia. Dass er sehr gut reitet, wissen wir schon länger. Aber jetzt hat er auch noch die richtigen Weltklasse-Pferde dazu.“ Neben Vogel sind Christian Kukuk aus Riesenbeck und Philipp Weishaupt aus Augsburg für Paris nominiert. Der vierte Platz ist noch offen. Vogel drückt die Daumen für seinen Landsmann Hans-Dieter Dreher aus Eimeldingen: „Ein dritter Schwabe im Team, das wäre doch super.“