Sport ist Vergnügen, Sport ist Leidenschaft und Sport bedeutet Broterwerb, sofern man Profi ist. Doch was zählt wirklich im Leben? Mit dieser Frage hat sich Jonathon Williams beschäftigt, seit sein Vater daheim in den USA nach zwei Schlaganfällen zum Pflegefall geworden ist. Jetzt hat der 32-Jährige die Antwort für sich gefunden und überraschend sein Karriereende als Profi-Basketballer verkündet. Der sensible Riese, der bei den Knights noch einen Vertrag bis 2023 hat, will seine Zeit bis auf Weiteres seiner Familie widmen. Williams war schon im Februar in die Heimat gereist und seitdem nicht wieder zurückgekehrt. Inzwischen hat er um die Auflösung seines Vertrags gebeten.
„Jon hat uns schon vor Wochen darauf vorbereitet, dass diese Situation eintreten könnte,“ sagt Knights-Sportchef Chris Schmidt, der die Transparenz in Gesprächen mit Williams betont. Die Suche nach einem möglichen Nachfolger läuft also längst. Für die Knights bedeutet die Absage dennoch sportlich wie menschlich einen großen Verlust. Der Amerikaner, der aufgrund seiner Wurfgefahr und körperlichen Durchschlagskraft auf mehreren Positionen einsetzbar war, galt als integre Leitfigur auf und neben dem Spielfeld. Mit seinen durchschnittlich 15,9 Punkten und 6,3 Rebounds war er einer der Zuverlässigsten in der abgelaufenen Saison und stand von allen am längsten auf dem Court. Allerdings nur in 18 von insgesamt 32 Saisonspielen. Für Schmidt ist auch das ein Teil der Wahrheit. „Jon hat aus familiären und Verletzungsgründen einen großen Teil der Saison verpasst,“ sagt er und betont:. „Wir brauchen Stabilität in der Mannschaft.“
Tim Koch geht ins zehnte Jahr
Es gibt aber auch gute Nachrichten in diesen Tagen: Tim Koch, der ebenfalls für eine Bestmarke im Kirchheimer Team steht, hat seinen Vertrag nach intensiveren Gesprächen verlängert. Damit geht das vertrauteste Gesicht beim Zweitligisten in seine zehnte Saison. Das hat bisher noch keiner geschafft. Ist er gesund, zählt Koch, der aus der Nähe von Pforzheim stammt und 2009 zum ersten Mal als Kooperationsspieler des Erstligisten aus Ludwigsburg unter die Teck kam, nach wie vor zu den gefährlichsten Distanzschützen und aggressivsten Verteidigern. In Kirchheim gilt er vor allem als die Integrationsfigur schlechthin, auch wenn er selbst sich nicht in dieser Rolle sieht. „Natürlich ist es schön, hier in Kirchheim inzwischen altbekannte Gesichter zu sehen,“ sagt Koch. Am Bild vom loyalen Familienmitglied hat er dennoch kräftig mitgewirkt, nicht erst seit er während des Corona-Lockdowns freiwillig auf einen Teil seines Gehalts verzichtet und damit ein klares Signal gesendet hat. Sportlich warfen Koch in den vergangenen Jahren allerdings immer häufiger Verletzungen aus der Bahn. So auch in der abgelaufenen Saison, in der er ganz zu Beginn und ganz am Ende seine stärksten Auftritte hatte. In beiden Phasen hat er gezeigt, dass er noch immer Spiele mit entscheiden kann, wenn er genügend Anteile und das Vertrauen des Trainers bekommt.
Mit 33 Jahren soll er daran nun anknüpfen, und bei den Knights traut man ihm das offenbar zu, auch wenn die Konkurrenz auf dieser Position inzwischen groß und vor allem jünger ist. Die Motivation, um nochmal anzugreifen, scheint da zu sein: „Konkurrenz macht eine Mannschaft besser,“ sagt er. „Das gehört dazu.“ Gleichzeitig weiß er, dass man in seinem Alter auf Sicht fahren muss, wenn es um Karriereplanung geht. Diese in Kirchheim zu beenden, wäre für ihn eine Option, auch wenn er über ein mögliches Ende im Moment noch nicht nachdenkt. Sein Studium im Fach Sport- und Gesundheitsmanagment steht kurz vor dem Abschluss. Gemeinsam mit seiner Partnerin hat er in Kirchheim den Lebensmittelpunkt gefunden. Sie fühlen sich wohl und wollen hier bleiben. Kommende Woche allerdings geht es erst einmal für zwei Wochen in Urlaub nach Schweden. „Kraft tanken.“ sagt Koch. Die Saison ist lang.