Lokalsport
Ritterburg mit Verfallsdatum – Den Knights bricht die Halle weg

Basketball Die Mitglieder der zweiten Bundesliga legen wie erwartet schärfere Hallenstandards fest. In der ­Heimspielstätte der Knights gehen im Sommer 2028 damit endgültig die Lichter aus. Von Bernd Köble

Dass es irgendwann kommen würde, war klar. Jetzt steht endgültig fest: Kirchheims Zweitliga-Basketballer brauchen spätestens in fünf Jahren eine neue Spielstätte. Bei ihrer Sommertagung haben sich die Mitglieder der 2. Basketball-Bundesliga in Köln gemeinsam auf neue Hallenstandards festgelegt. Die wesentlichen Änderungen, die ab der Saison 2028/29 gelten sollen und eine Verschärfung der bisherigen Regeln bedeuten: Tribünen auf allen vier Seiten des Spielfeldes werden verbindlich, die durchschnittliche Zuschauerkapazität pro Saison soll auf 2000 steigen. Dazu kommt: zwei Anzeigetafeln für die Spielstatistik und ein mobiler Parkettboden, der ausschließlich Basketball-Linierung trägt.

Damit ist klar: Die Sporthalle Stadtmitte, wo die Kirchheimer seit Regionalliga-Zeiten ihre Heimspiele austragen, ist aus dem Rennen. Der Basketballsport muss sich entwickeln, darin sind sich alle Beteiligten einig. Gleichzeitig hat die Liga ein klares Bekenntnis zu kleineren Standorten abgelegt und damit den Vorwurf entkräftet, die Entwicklung ziele alleine auf
 

„Wir wollen nicht aufhören, in diese Richtung zu denken.
Bettina Schmauder
Die Knights-Geschäftsführerin zu den Chancen für den Bau einer Großsporthalle in Kirchheim
 

Metropolen ab. Wie sehr die Standorte in der Pro A inzwischen aufgeholt haben, ist trotzdem augenfällig: Außer in Kirchheim verursachen die neuen Standards nur noch in Paderborn, wo man mit ähnlichen Voraussetzungen kämpft, den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Auch wenn die Knights im Kreis der Zweitligisten vergeblich um einen längeren Aufschub gekämpft hatten, für Geschäftsführerin Bettina Schmauder ist klar: Dieser Beschluss musste kommen, weil es einer ist, den der Sport im Grunde braucht. Für die Frontfrau der Ritter geht es nicht allein darum, Vorgaben zu erfüllen. „Auch wir müssen uns entwickeln und unser Budget erweitern“, sagt sie. „Das geht nur mit einer größeren Halle.“

Wohin also führt der Weg die Basketballer in den verbleibenden vier Jahren? Variante eins: In Kirchheim findet sich eine politische Mehrheit für den Bau einer neuen Großsporthalle, die auch von anderen Vereinen und vor allem dem Schulsport dringend gebraucht wird. Entweder als kleine Lösung, die dem Mindeststandard entspräche, die Stadt allerdings am teuersten käme, weil sie den Abmangel dann alleine zu tragen hätte. Oder als Multifunktionshalle eines privaten Betreibers, die alle Wünsche bediente und die nach Einschätzung von Experten weit in die Region ausstrahlen könnte. Nach der Sommerpause muss der Gemeinderat entscheiden, ob er die im Frühjahr vorgestellte Machbarkeitsstudie, die im Grundsatz zu positiven Ergebnissen gekommen ist, weiterverfolgt und verfeinert. Käme ein solches Projekt ins Rollen, sähe auch die 2. Basketball-Bundesliga eine Ausnahmeregel vor: Läge bis 2028 eine genehmigte Planung vor, würde sich die Frist um zwei weitere Jahre verlängern. „Wir wollen nicht aufhören, in diese Richtung zu denken“, stellt Schmauder klar. Dass die Stadt finanziell nicht in der Lage sein wird, eine Halle für 3000 Zuschauer zu bauen, ist Konsens. Umso wichtiger sei es, mit gemeinsamen Kräften nach einer externen Finanzierung Ausschau zu halten. „Es geht hier um eine Zukunftschance für die Stadt“, macht Schmauder an anderer Stelle deutlich: „Dass es alleine um Basketball geht, muss endlich raus aus den Köpfen.“

Variante zwei: Die Knights kehren Kirchheim den Rücken. Vergangene Saison bereits fanden zwei erfolgreiche Gastspiele mit rund 4000 Zuschauern pro Spiel in der EWS-Arena in Göppingen statt. In der neuen Saison sind drei Termine, in der darauffolgenden dann fünf geplant. Intensive Gespräche mit Stadt und Betreiber laufen derzeit. Über eine Ausweitung der Kooperation, aber auch über die Übernahme von Kosten, die eine basketballspezifische Infrastruktur auf Dauer mit sich brächte. Dass die Kirchheimer ganz nach Göppingen ausweichen könnten, gilt im Moment jedoch als unwahrscheinlich. Dafür ist die Halle mit Bundesliga-Handball und Kulturbetrieb zu stark ausgelastet.

Variante drei: Würde sich in Kirchheim eine kleinere Lösung in Form einer reinen Schulsporthalle abzeichnen, käme für die Basketballer auch eine Hybrid-Lösung infrage. Die von der Liga vorgeschriebene Platzzahl ist ein Durchschnittswert, bezogen auf alle Heimspiele einer Saison. Mit einer bestimmten Anzahl an Spielen in der EWS-Arena ließe sich dieser Schnitt durchaus erreichen. Vorausgesetzt die Halle in Kirchheim würde den Anforderungen an Boden, Technik und Tribünen-Struktur gerecht.

Für die Knights wichtig: Im inneren Kreis der Gesellschafter herrscht Einigkeit. In einer eiligst anberaumten Sitzung vor einer Woche wurde der Schulterschluss geübt und dabei auch festgehalten, was man nicht will: eine vollständige Verortung des Vereins in Göppingen. „Für unsere Fans und Jugendlichen sind wir ein Kirchheimer Verein und werden das auch bleiben“, sagt Bettina Schmauder.