Kirchheim. „Versuch‘ mal mit Gemütlichkeit?“ Weit gefehlt. Wer bei Balu nur an den Bären aus dem Dschungelbuch denkt, hat Oliver Otto noch nicht kennengelernt. Der Sport- und Gymnastiklehrer aus Wernau, vielen bekannt als ehemaliger Bundesligafußballer in Ulm und Stuttgart, macht seit geraumer Zeit Furore mit einem Bewegungsprogramm für Kinder, das er Balu getauft hat – B für Balance, A für Antizipation, L für Lokomotion, U für Umsicht.
Der 38-Jährige, im Nebenjob auch noch Co-Trainer der Kirchheimer Oberligakicker, hat sich dem Kampf gegen Bewegungsmangel und Reizüberflutung bei Kindern verschrieben – den beiden Hauptursachen für die Gefährdung von Kindern im Straßenverkehr. Wie man gleichzeitig radelt, die Balance hält, auf Schilder und andere Verkehrsteilnehmer achtet, soll mittels Balu erlernt werden – allerdings nicht auf die bierernste Art. „Das Programm versucht, Defizite im koordinativen und kognitiven Bereich auf spielerische Art zu reduzieren“, erklärt Otto.
Was bereits Vorschulkindern in Wernau im Frühjahr und Sommer dieses Jahres mit Erfolg zugute kam, soll 2011 auch Kids aus neun Kirchheimer Kindergärten angedeihen. Die Stadt hat Oliver Otto im April und Juli auf den Rollschuhplatz eingeladen. Auf dem „Roller“ sollen die knapp 150 Vorschulkinder Erfahrungen mit Lauf- und Bewegungsgeräten aller Art machen. Damit der Spaß nicht zu kurz kommt, sind auch spielerische Elemente in die Übungen eingebaut. In der sogenannten Bewegungsbaustelle geht‘s tierisch zu: die Kinder sollen Tiere nachahmen, während sie auf unterschiedlichste Art die Balance zu halten versuchen – aus gutem Grund. „Koordinativ gut ausgestatte Kinder verletzen sich weniger, lernen schneller und steuern ihre Bewegungen besser“, weiß Otto.
Der Erfolg, den er mit Balu hat, gibt ihm Recht. Nahezu alle Kinder konnten ihrer Fähig- und Fertigkeiten um rund 40 Prozent verbessern. „Das Ganze hat sich schon gelohnt, wenn dadurch auch nur ein Verkehrsunfall verhindert wird“, so Otto, der inzwischen auch international für Aufsehen sorgt. Kürzlich erhielt er eine Anfrage aus Polen, um dort eine Schulung abzuhalten. „Die hatten irgendwie von Balu erfahren und waren begeistert“, lacht er. Otto findet man also auch in Polen gut.