Der TTC Frickenhausen hat sich enorm verstärkt – Japanisches Toptalent als neue Nummer eins
Runderneuert zum Erfolg

In Frickenhausen sprudelt der Jungbrunnen: Mit der jüngsten TTC-Mannschaft aller Zeiten will der Tischtennis-Bundesligist, der im Vorjahr gerade noch dem Abstieg entkam, in der Tabelle einen weiten Satz nach vorne machen. Weltklasse-Vorstellungen in der am Samstag startenden Spielzeit 2012/13 verspricht das japanische Toptalent Koki Niwa.

Köngen. Ganz neue Töne beim Tischtennis-Bundesligisten TTC matec Frickenhausen. Anstatt des Klassenerhalts wie in der Vorsaison wird jetzt der Sprung unter die ersten vier Mannschaften offen als Saisonziel propagiert. Das Umdenken ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass der TTC ab sofort den Weltranglisten-Achtzehnten in seinen Reihen weiß: Das japanische Supertalent Koki Niwa (17), um das sich etliche europäische Vereine im Vorfeld gebalgt hatten, hat dem Täles-club tatsächlich den Zuschlag erteilt. Vergangenen Dienstag traf die neue TTC-Nummer eins in Frickenhausen ein, wird jetzt in einem vom Verein gestellten Appartement wohnen und soll der Mannschaft in der am Samstag startenden Erstliga-Saison als fester Punktegarant dienen. Einziges Handicap: Wegen anderweitiger Verpflichtungen kann Koki Niwa nur in zehn (von 16) Liga-Spielen eingesetzt werden. „Wir werden uns genau überlegen, in welchen Bundesliga-Matches er spielen wird“, kündigt TTC-Präsident Rolf Wohlhaupter-Hermann eine strategische Vorgehensweise beim Formationsaustüfteln an.

Koki Niwa, der neue TTC-Hoffnungsträger, ist ein Fliegengewicht: 48 Kilogramm Körpergewicht verteilen sich auf 162 Zentimeter. So unauffällig der junge Mann privat auch daher kommt, sportlich ist der derzeit weltbeste U21-Spieler ein Schwergewicht. Mit 16 katapultierte er sich in die Top 100 der Weltrangliste, und am 21. April 2012 lieferte er sein vorläufiges Glanzstück ab, als er in der asiatischen Olympia-Qualifikation den Weltranglistenzweiten Ma Long (China) sensationell mit 4:2 Sätzen bezwang. „Dieser Sieg zeigt, welche Qualität und Perspektive Koki Niwa hat“, sagt Wohlhaupter-Hermann. Der ehrgeizige TTC-Präsident darf sich schon jetzt die Hände reiben. Der Ausnahme-Transfer, den TTC-Trainer Jian Xin Qui aufgrund seines engen Kontaktes zum japanischen Verband einleiten und einfädeln konnte, verspricht hohe Spielkultur im Täle – oder, wie es RWH ausdrückt, „Spiele auf Weltklasseniveau. Wenn es keine Verletzungen gibt . . . “

Fällt Koki Niwa für die Bundesliga aus, wird Kenta Matsudaira (21) als Ersatz-Nummer eins in die Bresche springen. Der Bruder des vom TTC abgewanderten Kenji Matsudaira kehrt nach zwei Jahren an seine alte Wirkungsstätte als frisch gebackener Weltranglisten-53. zurück. Dritter im Bunde der namhaften Neuverpflichtungen ist Steffen Mengel (24), der zuletzt beim Bundesliga-Konkurrenten TG 1837 Hanau spielte und drei Länderspieleinsätze auf dem Buckel hat. Mengel ist rein optisch der genaue Gegenentwurf zu Koki Niwa und ein Hüne: 1,95 Meter groß und 85 Kilogramm schwer. Damit stellte der TTC, der mit dem slowakischen Talent Wang Yang (17) noch eine vierte Neuverpflichtung tätigte, den längsten und den jüngsten Spieler der Liga.

Die Schlagzeilen, die der TTC in der kommenden Serie schreiben will, sehen anders aus. Nach der (gewollten) Trennung von Jakub Kosowski (der zum TTC Ruhrstadt Herne wechselte), Torben Wosik (SV Plüderhausen) und Kenji Matsudaira plant die TTC-Führungsriege das Comeback unter Deutschlands Vereins-Größen. Am amtierenden Meister Borussia Düsseldorf und DTTB-Pokalsieger Saarbrücken kommt wohl auch heuer keiner vorbei. Was dahinter passiert, scheint aber völlig offen.

Eröffnet wird die Bundesliga-Spielzeit mit der Partie Düsseldorf – Ruhrstadt Herne am kommenden Samstag. Der TTC startet mit drei Auswärtsspielen in Saarbrücken (9.9.), Herne (23.9.) und Bremen (2.10.) in die neue Saison, ehe am fünften Spieltag mit der Partie gegen TTC Fulda-Maberzell das erste Heimspiel erfolgt. Es wird also Herbst, bis die Frickenhausener Zuschauer die hoffnungsvolle TTC-Boy-Group live zu Gesicht kriegen werden. Hilfe verspricht da das Internet: Unter www.ttbl.tv. werden in dieser Saison sämtliche Erstliga-Spiele zeitgleich übertragen.

Damit wollen die Verbandsmacher ihre Sportart aus dem Gänseblümchendasein herausholen und für eine breitere Öffentlichkeit interessant machen. Ein Stück vom Kuchen möchte dann auch der TTC Frickenhausen abbekommen. „Wir hoffen auf eine Steigerung der Zuschauerzahlen bei Heimspielen auf etwa 700“, sagt Wohlhaupter-Hermann. Der Verein mit dem unveränderten Saisonetat von 400 000 Euro möchte sich weiter als deutsche Tischtennis-Hochburg profilieren – und in der Bundesliga endlich wieder mehr Siege als Niederlagen verbuchen.