Kirchheim. Mehr als eineinhalb Jahre nach dem Aus der Oberligamannschaft hat die VfL-Fußballabteilung das dadurch entstandene Chaos offenbar weitestgehend im Griff. Nachdem Ex-Abteilungsleiter Jörg Mosolf seine Zusagen eingehalten und alle unter seiner Verantwortung entstandenen Finanzlöcher gestopft hat, atmen die neuen Macher an der Jesinger Allee hörbar auf. Zumal die VfL-Fußballer aktuell nur noch eine Zins- und Tilgunslast in Höhe von 3 500 Euro drückt, die aus Zeiten Anfang des Jahrtausends stammen. „Die Schuldenlast behindert uns nicht“, betont Abteilungsleiter Fabian Preuß, der die Stellschrauben auf und neben dem Platz mittlerweile so justiert wähnt, dass man optimistisch in die Zukunft gehen könne. „Wir gewinnen überall allmählich an Vertrauen zurück. Man kann sagen, dass der Scherbenhaufen beseitigt ist.“
Also alles eitel Sonnenschein an der Jesinger Allee? Verbesserungsbedarf gibt‘s in erster Linie dort, wo es zählt: auf dem Fußballplatz. Die beiden aktiven Mannschaften kämpfen in Verbands- und Bezirksliga ums nackte Überleben, drohen im Falle jeweiliger Abstiege das zarte Pflänzchen Hoffnung im Keim zu ersticken. Zumal den Spielern der hochrangig angesiedelten VfL-Jugendteams in dem Fall die passende Plattform im Aktivenbereich fehlen würde und sie leicht(er) von anderen Vereinen abgeworben werden könnten.
Dieser Gefahr bewusst, setzt der VfL auf eine noch engere Verzahnung innerhalb der Abteilung. Regelmäßig setzen sich Verbands- und Bezirksligacoach Ralf Rueff und Andreas Gerstenberg, die sich aus gemeinsamen Eislinger Tagen kennen und schätzen, mit A-Jugend-Trainer Uwe Fechter zusammen, der als Initiator des Jugendfußballkonzept im TSV Weilheim großen Anteil am Erfolg der Limburgstädter in den vergangenen Jahren hat. „Wir haben endlich ein Team gefunden, das funktioniert“, freut sich Fabian Preuß, der einen entscheidenden Posten kurzerhand mit einem VfL-Eigengewächs besetzt hat. Neuer Jugendleiter wird mit Patrick Schaufler ein 22-jähriger C-Lizenzinhaber, der dem VfL seit 18 Jahren als Spieler und Trainer dient. Dass er mit Christof Rapp (41) vom Vater eines Jugendspielers unterstützt wird, der selbst auch schon für den VfL am Ball war, stehe laut Preuß exemplarisch für das zurückgewonnene Vertrauen an der Basis.
Was zum Kirchheimer Fußball-Glück nun noch fehlt, sind Punkte. Die gibt‘s in der Verbandsliga für spielerisch limitierte Teams wie den VfL oft nur über Einsatz und Kampfgeist. Beides hat der sportliche Leiter Markus Brühl während der sechswöchigen Vorbereitung deutlich erkannt. „Die Mannschaft hat gut trainiert, die Spieler strahlen Leistungsbereitschaft und Aggressivität aus.“
Zum Leidwesen der Kirchheimer droht der auf das erste Pflichtspiel in Ehingen ausgerichtete Spannungsbogen nun ein wenig abzuschlaffen. „Trainingslager und Testspiele waren kontinuierlich auf dieses Spiel ausgerichtet“, sagt Fabian Preuß. Ungeachtet der nun um eine Woche verlängerten Vorbereitung ist der Optimismus bei den Verantwortlichen trotz Tabellenplatz 14 nach der Vorrunde groß. „Basierend auf einer wirklich guten Vorbereitung haben wir berechtigte Erwartungen, den Klassenerhalt zu schaffen“, formuliert Fabian Preuß, nicht ohne nachzuschieben, dass „jedes Spiel ein Endspiel wird.“
Große Hoffnungen setzen die Kirchheimer dabei auf ihr offensives Außenbahnspiel, das laut Sportleiter Markus Brühl durch Neuzugang Marius Nigl (vom SV Ebersbach) und Lennart Zaglauer in den Vorbereitungsspielen neu belebt wurde. „Das wird die VfL-Flügelzange“, sagt Brühl augenzwinkernd. Sowohl Nigl als auch Zaglauer sind übrigens Kirchheimer Eigengewächse – dass 18 der momentan 21 Spieler einst ihre fußballerische Ausbildung beim VfL genossen und nun wieder in blau auflaufen, spricht vor dem Hintergrund der Diskussion um Nachhaltigkeit und Vertrauensrückgewinnung eine deutliche Sprache.