Wie viel Leidenschaft für den eigenen Sport darf sein, wenn sie zur falschen Zeit und am falschen Ort gepflegt wird? Dass Freizeitsportler ihrer Mannschaft immer mal wieder wegen Privatterminen fehlen, kommt häufig vor. Schließlich geht es hier ums Hobby. Was Dominik Merkle, Handballtrainer beim akut abstiegsbedrohten Verbandsligisten VfL Kirchheim vor dem wohl wichtigsten Spiel der Saison erlebt, ließe sich allerdings ohne groß zu übertreiben als Totalschaden bezeichnen. Mit Martin Rudolph, Leonard Real und Kapitän Robin Habermeier fehlt im Schicksalsspiel am Samstag in der Walter-Jacob-Halle (19 Uhr) gegen das Tabellenschlusslicht aus Laupheim das Herzstück der Mannschaft. Alle drei sind diese Woche als Schlachtenbummler bei der Handball-WM unterwegs. Eine Reise, die offenbar schon lange geplant war und die den VfL massiv geschwächt ins Keller-Duell der Verbandsliga ziehen lässt. Im Falle einer Niederlage könnten die Teckstädter schon an diesem Wochenende auf einen Abstiegsplatz rutschen. Es wäre das achte erfolglose Spiel in Folge und gegen den direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt ein womöglich fatales.
„Das ist natürlich nichts, worüber man sich freut“, meint Dominik Merkle. „Dass dieses Spiel so wichtig für uns sein würde, konnte vor Monaten allerdings auch keiner ahnen. Also nur dumm gelaufen? Nicht ganz. Der VfL hat nach dem 4. Februar drei spielfreie Wochenenden. Laupheim ebenfalls zumindest deren zwei. Der Spielplan hätte bei rechtzeitiger Planung und Zustimmung des Gegners eine Spielverlegung also durchaus hergegeben. Doch diese Möglichkeit wurde verschlafen.
Jetzt stellt sich die Frage: Hat der VfL noch genügend Moral und Kraft, um mit einem völlig veränderten System die entscheidende Schlacht zu schlagen? Vor allem: Welche erfolgversprechende Alternative hat der Trainer noch in der Hinterhand? Die TB-Sporthalle in Neuffen hätte am Donnerstagabend im Pokal eigentlich als Testlabor dienen sollen. Doch der Versuch, mit einer verstärkten zweiten Mannschaft Lösungsmuster für den
Das zeigt sich auch daran, dass die Festung Walter-Jacob-Halle längst keine mehr ist. Das Heimrecht ist seit dieser Saison kein Faktor mehr. Keine guten Vorzeichen vor dem Duell am Samstag gegen einen Gegner, der sich gegenüber der 26:33-Niederlage gegen die Kirchheimer im Hinspiel durch Verletzungs-Rückkehrer und Neuzugänge in der Rückrunde deutlich verstärkt hat. Am vergangenen Samstag verlor der Tabellenletzte gegen den Dritten aus Steinheim in einem torreichen Spiel nur knapp mit 34:37 Toren.
Auf Kirchheimer Seite wird Merkle selbst erneut das Trikot überstreifen und wohl länger als zuletzt mitmischen müssen. Der lange verletzte Fabian Weber, dem weiterhin Spielpraxis fehlt, ist im Mittelblock gesetzt. Die Nachteile im gebundenen Spiel will der Trainer mit Tempo versuchen wettzumachen. Klingt einfach, ohne es wirklich zu sein.
So wollen sie spielen
VfL Kirchheim: Lorenz, Kruschina, Mikolaj, Merkle, Schenk, Burkhardt, Heilemann, Weber, Sadowski, Schwarzbauer, Lippkau, Gotthardy, Engelking, Kornmann