Die Knights brauchen einen Sieg in Düsseldorf und Patzer der Konkurrenz
Schicksalstrilogie Teil eins

Das Zittern geht weiter. Nur mit einem Sieg am Sonntag in Düsseldorf (16.30 Uhr) dürfen Kirchheims Basketballer weiter an ihre Minimalchance im Endspurt um den Klassenerhalt in der Pro A glauben. Viel davon wird abhängen, wie sich die Konkurrenz am Wochenende schlägt.

Kirchheim. Noch liegen die Knights nach Punkten gleichauf mit dem Aufsteiger aus Gotha, der auf Platz 14 und damit auf einem Nichtabstiegsplatz steht. Beide haben jeweils einen Sieg Rückstand auf die drei punktgleichen Mannschaften aus Paderborn, Essen und Crailsheim. Bliebe das bis zum letzten Spieltag am 30. März so, wären die Kirchheimer abgestiegen, denn im direkten Vergleich mit den Rockets aus Gotha zieht Kirchheim den Kürzeren. Die Rechnung ist einfach: Die Ritter müssen ihre restlichen drei Spiele gewinnen und darauf hoffen, dass Gotha möglichst schon morgen Abend in Nürnberg patzt. Die Franken machen sich immerhin noch Hoffnungen auf eine Teilnahme an den Play-offs.

Andere Variante: Crailsheim und Paderborn verlieren zwei ihrer restlichen drei Begegnungen. Dann könnten sich die Knights – Siege in Düsseldorf und daheim gegen Heidelberg vorausgesetzt – am letzten Spieltag sogar eine Niederlage beim Tabellenzweiten in Göttingen leisten. Der direkte Vergleich mit beiden Kontrahenten spräche in diesem Fall für Kirchheim. Ändert man den Sprachmodus, wirkt das Bild deprimierender: Sämtliche Gegner, die vor Kirchheim auf abstiegsbedrohten Plätzen liegen, können aus eigener Kraft den Klassenerhalt schaffen. Bezieht man den aktuellen Lauf des Schlusslichts Leipzig mit ein, wäre es sogar denkbar, dass die Knights nach drei Niederlagen die Saison als Letzter beenden. Den sportlichen Abstieg besiegeln könnte frühestens das Heimspiel gegen Heidelberg am vorletzten Spieltag.

Je länger man den Konjunktiv bemüht, desto mehr Falltüren werden sichtbar: Selbst, wenn den Kirchheimern zum Saisonende der Sprung auf Platz 14 gelänge, wäre das keine Garantie fürs Überleben. Von den acht Mannschaften, die zur Stunde auf einem Play-off-Platz liegen, haben mit Göttingen, Düsseldorf, Karlsruhe und Vechta nur die Hälfte zum Stichtag eine Lizenz für die erste Liga beantragt. Dazu kommt der Nürnberger BC, der momentan auf Platz neun liegt. Gelänge einer Mannschaft ohne Aufstiegsambitionen der Sprung ins Finale, könnte dies auch für den Drittletzten den Abstieg bedeuten. Das weiß man nirgendwo besser als hier in Kirchheim – siehe vergangenes Frühjahr.

Die Varianten und Möglichkeiten sind so zahlreich, dass sogar eine Hängepartie bis zum 17. April droht. Dem Tag, an dem die BBL über die Lizenzanträge entscheidet. Wildcard-Verfahren, Lizenzverweigerungen, Aufstiegsverzichte in der Pro B – Wer hoch geht oder runter muss, kann nach dem letzten Spieltag vermutlich niemand mit Gewissheit sagen. „Darüber sind wir alles andere als glücklich“, sagt Zweitliga-Spielleiter Jochen Böhmcker, dem der mögliche dritte Abstiegsplatz in der Pro A ein Dorn im Auge ist und der in Kirchheim kein hausgemachtes Problem erkennt. „Die Knights haben auf der Trainerbank und im Management viel Qualität,“ meint Böhmcker. „Dass diese Saison völlig unberechenbar ist, hat nicht nur Kirchheim erfahren müssen.“

Frenkie Ignjatovic bleibt einzig, darauf zu hoffen, dass dies so bleibt und seine Mannschaft auf der Zielgerade alle Kritiker überrascht. Für seine Jungs legt er die Hand ins Feuer. „Es gibt keinen, der nicht bis zur letzten Sekunde alles dafür gibt“, meint der Coach, der unter der Woche zahllose Einzelgespräche mit den Spielern geführt hat. Um die „mentale Blockade,“ wie er sagt, etwas zu lockern. Was in den Köpfen vorgeht, weiß keiner. Zumindest physisch scheint alles im Lot zu sein. Bis auf Tim Burnette, der gegen Ehingen einen Schlag aufs Handgelenk bekam und gestern Abend beim Teamarzt vorsprechen musste, scheinen alle fit zu sein. Auch Besnik Bekteshi wird wieder dabei sein, nachdem Ludwigsburg sein Heimspiel gegen den MBC bereits am Samstagabend bestreitet.

Nichts weniger, als das Beste, was Kirchheim derzeit zu bieten hat, wird im Düsseldorfer Castello nötig sein. Schließlich trifft man mit der Mannschaft von Murat Didin auf das heimstärkste Team in der Liga. Nur eine von bisher 13 Hausaufgaben haben die Baskets in den Sand gesetzt: am 2. Dezember vorigen Jahres gegen Cuxhaven. Mit Adam Waleskowski, Kendall Chones, Patrick Flomo und vor allem Chris Gadley, dem im Hinspiel ein Triple-Double gelang, sind die Düsseldorfer eine Macht unterm Korb.

Für Kirchheim spricht allerdings die Bilanz: In bisher fünf Duellen mit den Rheinländern gingen die Knights viermal als Sieger vom Platz. Darunter zwei glanzvolle Erfolge im Play-off-Halbfinale vergangenen April. Auch im Hinspiel Anfang Dezember blieben die Punkte in Kirchheim. Beim 78:70-Erfolg bot Tim Burnette mit 25 Punkten seine bisher einzige Galavorstellung in dieser Saison. Vielleicht erinnert er sich am Sonntag ja daran.