Ulm. „Jetzt bin ich seit 21 Jahren Handballtrainer. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte ein vollständig konsternierter Bruno Rieke nach der 20:25-Niederlage seiner SG bei der SG Ulm/Wiblingen. Rieke war zornig über die skandalöse Schiedsrichterleistung des Gespanns aus Lonsee/Amstetten. Vier Zeitstrafen gab es für die gastgebende Mannschaft, derer elf, darunter etliche umstrittene, für die Lenninger. Pikanterweise stammt das Schiedsrichterduo aus demselben Bezirk wie der in Abstiegsnot befindliche Gastgeber-Verein.
Schon vor dem Spielbeginn hatten die beiden Schiris einen überaus freundschaftlichen Umgang mit den Ulmer Offiziellen gepflegt. Diesen ließen sie danach auf SG-Seite vermissen: Ein ums andere Mal kassierten die Lenningerinnen Zeitstrafen. Es nutzte letzendlich wenig, dass das Täles-Team bis zur 45. Minute spielbestimmend war und immer wieder Tore vorlegte. Sieben Zeitstrafen gegen die SG wurden in der zweiten Halbzeit verhängt. In der 53. Minute gab es den aus Lenninger Sicht Gipfel der Schiedsrichter-Fehlpfiffe: Adriana Rau wurde beim Torwurf in die Zange genommen und umgerissen, doch statt eines erwarteten Strafwurfs gab es die Rote Karte für Rau. Begründung: Schauspielerei.
Das war zu viel für Lenningens Trainer. Rieke lief aufs Spielfeld, wollte seiner verletzten Spielerin aufhelfen und schrie erregt die Schiris an: „Muss das sein, die wurde umgehauen.“ Dafür erhielt der SG-Coach die Rote Karte. Zeitweilig war es während der Partie so, dass nur zwei SG-Feldspielerinnen auf dem Spielfeld waren.
Handball wurde in Ulm auch noch gespielt. Lenningen, gehandicapt durch die kurzfristigen Ausfälle von Blocher und Reichle, war letztlich auch deshalb chancenlos, weil Ulms Rückraum-Werferin Stefanie Fischer nicht gestoppt werden konnte und nicht weniger als ein Dutzend Tore schoss. Zwischendurch versuchten es die Lenninger mit einem Positionswechsel: Saskia Schweikert wechselte vom Kreis in den Rückraum, um Lena Barner zu entlasten - vergebens. Dann, die SGL-Akteure glaubten‘s kaum, verhängten die Schiedsrichter gegen die SG Ulm Ulm/Wiblingen beim Stande von 19:20 in der 54. Minute die erste und einzige Zeitstrafe in der zweiten Halbzeit. Zwar konnten Sabrina Klein und Pia Schweikert toremäßig nochmals nachlegen, den Sieg mit einem bitteren Nachgeschmack jedoch nicht mehr verhindern. Da war es am Ende auch wenig tröstlich, dass der Ulmer Trainer Tim Graf sich bei Bruno Rieke für die schlechte Schiedsrichterleistung entschuldigte.döl
spielstenogramm
Ulm/Wiblingen: Keller - S. Fischer (12/4), Endlich (3), Götz (3), Nussbaumer (3), Schuster (3), Kulgmegies (1), C. Fischer, Mader, Michel.
Lenningen: Schmid - Rau (7/1), Barner (3), P. Schweikert (3), S. Schweikert (3), Klein (2), Baermann (1), Emmenegger (1), Ringelspacher, Schilling.
Schiedsrichter: Erlenkamp/Geiger, Lonsee/Amstetten.

