Lokalsport
Schleich wird zum Chef-Dramaturgen

Fußball-Bezirksliga An einem denkwürdigen letzten Spieltag sichert sich der TSV Jesingen den Klassenverbleib. Der VfL Kirchheim zieht erneut in die Relegation ein. Niedergeschlagenheit dagegen in Neidlingen. Von Reimund Elbe

Erst 19 Jahre alt, am Samstag lediglich Einwechselspieler, und doch ein kleines Stückchen lokale Fußballgeschichte geschrieben: Marvin Schleich hat mit seinen Toren zum 2:0-Sieg gegen den FC Eislingen nicht nur den Jesinger Bezirksligaabstieg abgewendet, sonStefandern, quasi als Beiprodukt, Nachbar VfL Kirchheim den erneuten Weg in die Landesliga-Relegation geebnet. Verrückt,
 

„Ich bin fix und fertig.
Stefan Haußmann
Jesingens Trainer nach dem Fußball-Krimi am Samstag.
 

Wahnsinn, Krimi, Drama – wer sich am Samstagabend bei den Bezirksligisten umhörte, bekam immer wieder diese Worte zu hören. „Ich bin fix und fertig“, gestand Jesingens Trainer Stefan Haußmann nach dem auf den letzten Drücker gesicherten Ligaverbleib. Bevor sich der Coach in den Lehenäckern in die Nichtabstiegsfeier stürzte („jetzt brechen alle Dämme“), stimmte der ehemalige Oberligakicker ein Loblied aufs eigene Team an. Der extremen Drucksituation am letzten Spieltag habe es „grandios standgehalten“. 

Nachdem der TV Neidlingen in Harthausen in Führung gegangen war, auch der FV Faurndau in Denkendorf vorne lag, drohte den Jesingern zwischenzeitlich gar der Direktabstieg. Doch dann kam Schleich. Der Youngster war nach dem Spiel ein gefeierter Mann. „Es hat sich auf dem Platz für mich gut angefühlt“, sagte der A-Junior freudig strahlend, um das Lob an die Mannschaft weiterzureichen. Schon in der Kabine sei zu spüren gewesen, „wie hoch konzentriert alle waren“.

Jesingen gerettet, der VfL Kirchheim wieder mit einer Landesliga-Option. „Einfach geil, so in die Relegation zu kommen“, freute sich VfL-Trainer Armin Ohran nicht nur über das Erreichen des eigenen Ziels, sondern auch über den Nichtabstieg der benachbarten Jesinger. Stefan Haußmann wiederum, bekanntlich ein Fußballer mit langjährigen VfL-Zeiten in seiner Vita, stimmte in den Chor der Fröhlichen ein: „Natürlich schön, dass wir mit unserem Sieg auch noch dem VfL helfen konnten“.

Die Kirchheimer mussten allerdings beim 2:0 gegen den SV Ebersbach ein Geduldsspiel absolvieren. „Ich habe vor und während des Spiels jedoch immer daran geglaubt, dass wir es doch noch schaffen können“, bilanzierte Armin Ohran, der nach eigenem Bekunden erst spät im Spiel vom Führungstreffer der Jesinger erfahren hatte.  Der zum VfB Neuffen wechselnde Tim Sternemann leitete mit dem 1:0 den VfL-Heimsieg ein. In der Relegation bekommen es die Kirchheimer am kommenden Mittwoch in Ebersbach mit dem SC Stammheim zu tun. „Wir werden regenerieren und dann das nächste Ziel angreifen“, so der Kirchheimer Coach.

Für den TV Neidlingen ging am Samstagabend eine rund sechs Jahre andauernde Zeit in der Bezirksliga zu Ende. Nuancen fehlten in der Schlussabrechnung. Entsprechend gedrückt war die Stimmung. „Aktuell fühlt es sich richtig mies an“, ließ Neidlingens Spielleiter Steffen Kuch in seine und die Gefühlswelt seiner Teamkollegen blicken. Das 2:1 in Harthausen verschaffte zwar drei Zähler, aber nicht die Rettung. „Es war ganz bitter, den Spielern nach dem Schlusspfiff zu sagen, dass Jesingen gegen Eislingen 1:0 führt“, sagte Kuch; als dann auch noch das 2:0 für die Jesinger fiel, sei allen klar gewesen, dass es das war. „Wir haben als kleiner Verein bewiesen, dass wir das Potenzial haben, in der Bezirksliga zu spielen“, zog Steffen Kuch ein Resumee nach sechs Spielzeiten. Er sei sich sicher, dass der TVN in der kommenden Saison in der Kresisliga A eine gute Rolle spielen werde. „Wir bleiben zusammen“, kündigte der Funktionär an. Bei der Freundeskreisfeier am Sportheim seien abends schon wieder zuversichtliche Töne zu hören gewesen, berichten Teilnehmer.

Weilheim verabschiedet sich mit einem Sieg

Der bereits seit Wochen feststehende Absteiger TSV Weilheim verabschiedete sich mit einem Ausrufezeichen aus der Liga. Das 5:1 in Oberboihingen ging immerhin mit der Verbesserung auf den drittletzten Tabellenplatz einher. Für den verhinderten Trainer Salvatore De Rosa coachte Max Pradler das Team, verabschiedet sich selbst mit zwei Treffern von seiner Kurzstation an der Lindach. „Wir haben mit einer Fünferkette gespielt und auf Konter gesetzt“, sagte Pradler. Das Konzept habe das Team gut umgesetzt.

Unterdessen hat Weilheims Abteilungsleiter Gianni Mantineo nochmals bekräftigt, dass die zweite Mannschaft des TSV nach ihrem Meistertitel in der Kreisliga B5 vom Aufstiegsrecht Gebrauch machen werde. Demnach wird es in der kommenden Spielzeit zwei Kreisliga A-Vertreter unter der Limburg geben.
 

Notz versüßt Kuchen den Nachmittag

Der FTSV Kuchen kehrt nach einjähriger Abstinenz in die Bezirksliga zurück. Im Foto-Finish um die Meisterschaft in der Kreisliga A3 sorgte Routinier Martin Notz entscheidend für die endgültige Sicherheit in der Titelfrage. Beim 6:1 gegen die TG Böhmenkirch traf der 33-jährige Offensivakteur gleich fünffach, nachdem sein Team zunächst 0:1 zurückgelegen und dabei Nervenflattern gezeigt hatte. Kuchen Meister, Salach erneut in der Relegation. Gegner der TSG in der ersten Relegationsrunde am kommenden Sonntag im Weilheimer Lindachstadion ist Bezirksligist FV Vorwärts Faurndau. Der Sieger dieser Partie trifft im Finale am 25. Juni in Albershausen auf den Gewinner des Duells AC Catania Kirchheim gegen TSV RSK Esslingen.
Meister FC Esslingen verabschiedete sich derweil standesgemäß aus der Bezirksliga. Der künftige Landesligist demontierte in der Köngener Fuchsgrube den gastgebenden TSV 6:0. Einer der FC-Torschützen: der einstige Weilheimer Anastasios Ketsemenidis.  rei