Jelena Wlk lebt für den Beachvolleyballsport
Schlierbach im Herzen Olympia im Hinterkopf

Ihr Alltag unterscheidet sich deutlich von dem, anderer Jugendlicher in ihrem Alter. Bei Jelena Wlk aus Schlierbach (20) dreht sich alles um Volleyball. Zusammen mit ihrer Partnerin Anika Krebs zählt sie zu den 20 besten weibllichen Beachvolleyballteams in Deutschland.

Schlierbach. In der Halle hat die 20-Jährige inzwischen schon einige Bundesligaspiele auf dem Buckel, im Sand darf sie sich deutsche Meisterin der U17, U18, U19, U20 und Vize-Europameisterin der U20 nennen. Letztes Jahr wechselte die Ausnahmesportlerin vom VC Olympia Berlin zurück ins Ländle zum MTV Stuttgart. In Berlin machte sie vor einem Jahr auch ihr Abitur. Die Entscheidung, wieder in die Heimat zurückzukehren, fiel Jelena Wlk nicht schwer. „Meine Familie und alle meine Freunde leben hier. Außerdem ist es immer ein paar Grad wärmer als im Osten.“

Mit dem Wechsel weg vom VC Olympia Berlin musste Jelena Wlk sich entscheiden, ob sie in Zukunft in der Halle oder auf Sand spielen möchte. „Beachvolleyball macht mir einfach mehr Spaß. Man ist nur zu zweit auf dem Feld und die Turniere sind meist an schönen Stränden der Nord- und Ostsee.“ Außerdem sei der Sand besser für ihr Knie. 2010 zog sie sich einen Kreuzbandriss zu und musste seitdem zweimal operiert werden. Momentan muss sie erneut pausieren. „Diesmal ist es das rechte Knie, aber nichts Wildes,“ meint sie.

Ihre Partnerin Anika Krebs ist in Berlin geblieben. Ein Problem für die Runde sieht Wlk darin nicht: „Wir waren dieses Jahr schon zweimal zusammen im Trainingslager auf Teneriffa und in der Türkei und haben eine Woche in Stuttgart zusammen trainiert.“ Der Vorteil: „Man kann sich beim Beachvolleyball selbst organisieren. Das bedeutet Freiheit aber auch mehr Verantwortung“. Im Trainingslager waren beide ohne Trainer, auch die Spielpläne stellen sie selbst zusammen.

Drei mal in der Woche steht Krafttraining auf dem Plan, vier mal geht es in den Sand. Zurzeit ist Jelena Wlk häufig in der Reha-Welt des VfB Stuttgart, um ihr Knie stabil zu halten. Jede Woche werde die Trainingspläne neu und individuell Zusammengestellt. Nebenbei macht die Vize-Europameisterin ein Praktikum im Verein. Sie ist also rund um die Uhr auf dem Trainingsgelände des MTV Stuttgart anzutreffen. Klar, dass es irgendwann Zeit für den Umzug nach Stuttgart war. Es gibt aber dennoch Dinge, die die junge Sportlerin in Schlierbach halten: „Ich habe in meiner Wohnung noch keine Waschmaschine, deswegen bin ich ab und zu hier“, scherzt sie und fügt hinzu: „Natürlich will ich auch so oft es geht meine Familie sehen.“ Heimweh dürfte in Stuttgart aber trotzdem nicht aufkommen: Alle drei Geschwister wohnen in der Landeshauptstadt. Vor ihrem Wechsel nach Berlin war die Beachvolleyballerin auch hier zur Schule gegangen. „Ich habe in Stuttgart viele Freunde. Da ich momentan weder Internet noch Fernseher habe, bin ich darüber wirklich froh.“ Ihre Zukunftspläne sind noch völlig offen. „Nur mit Beachvolleyball kommt man nicht über die Runden,“ macht sie sich nichts vor. Ein Sportstudium reize sie zwar, biete aber wenig berufliche Perspektiven. Vielleicht studiere sie aber auch „irgendwas mit Medien.“

Sportliche Highlights sind in diesem Jahr neben der Deutschen Tour die U20-Weltmeisterschaft in Kroatien. „Um für Deutschland antreten zu dürfen, müssen wir uns aber erstmal qualifizieren.“ Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. „Deutschland spielt bei Weltmeisterschaften im Jugendbereich meistens vorne mit,“ umschreibt sie ihre Titel-Chancen. Stolz zeigt sie auf den großen Pokal und die Medaille, die hinter ihr auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer lagern. Erinnerungen an den zweiten Platz bei der Europameisterschaft in Österreich. „Man muss sich ja noch steigern können“, grinst sie. „Außerdem finde ich Silber optisch schöner.“

Ein großes Ziel ist Olympia 2020. „Um ganz oben mitspielen zu können, braucht es viel Erfahrung. Meistens sind Beachvolleyballer bei Olympia schon um die 30 Jahre.“ Um eines Tages zu den ganz Großen zu gehören, hat die 20-Jährige, die am Dienstag Geburtstag feierte, also noch genug Zeit.