Lokalsport
Schurter-Sturz überschattet Lenzerheide

Mountainbike Der Weltmeister hadert nach dem Heimweltcup mit seinem Schweizer Landsmann Flückiger. Luca Schwarzbauer zufrieden mit Platz elf. Von Armin Küstenbrück

Der fünfte von neun Mountainbike-Weltcups auf der Lenzerheide in der Schweiz geriet aus Sicht der Eidgenossen zum Desaster: Alles war angerichtet für den 34. Weltcup-Sieg von Weltmeister Nino Schurter, der den Olympiasieger von 2016 endgültig als erfolgreichsten Mountainbiker in die Geschichtsbücher hätte bringen sollen. Derzeit teilt er sich die Ehre noch mit dem Franzosen Julien Absalon, der bei seinem Karriereende auf 33 Erfolge kam und mit dem sich Schurter in den Zehner-Jahren viele Duelle geliefert hatte.

Nun, vor 26000 Zuschauern auf der Lenzerheide, war es zunächst eine Fünfer-, später eine Vierergruppe, die das Rennen dominierte. Mit dabei die beiden Schweizer Mathias Flückiger und eben Schurter, die sich in der letzten Runde absetzen konnten. Doch dann folgte der folgenschwere Angriff von Flückiger: „Er hätte an dieser Stelle niemals überholen können“, schimpfte Schurter später im Ziel. Flückiger tat es doch – und beide kamen zu Sturz. Lachender Dritter war der Italiener Luca Braidot, der sich nach dem Fauxpas der beiden Schweizer seinen ersten Weltcup-Sieg nach 1.17,32 Stunden vor dem Südafrikaner Alan Hatherly sicherte. Flückiger wurde noch Dritter, Schurter musste sich mit Platz vier zufrieden geben und tobte im Ziel dermaßen, dass er von den Kommissären mit einer Strafe belegt wurde.

Damit hatte der Reuderner Luca Schwarzbauer nichts zu tun, auch wenn er nach seinem Erfolg im Shorttrack am Freitag, als er Siebter geworden war, aus der ers­ten Reihe starten durfte. Dennoch konnte sich der Biker des MTB Teck über den elften Platz freuen, als er 2,09 Minuten hinter Braidot die Ziellinie überquerte – immerhin war es sein bestes Weltcup-Saisonergebnis nach dem neunten Platz vor knapp zwei Monaten im tschechischen Nove Mesto.

Höhentraining fehlt

Dabei habe er „gar nicht 100 Prozent Leistung erreichen“ können, wie er nach dem Rennen einräumte. Doch allein die Tatsache, dass er sein Studiensemester in der vergangenen Woche abschließen konnte, habe ihn mental befreit: „Ich fühle mich jetzt wesentlicher wohler“, meinte der 26-Jährige nach dem Zieleinlauf und verweist darauf, dass er mittlerweile so weit oben in der Profiliga spiele, dass es dort kaum noch jemand gebe, der mit so einer Doppelbelastung zurechtkommen müsse. „Da bleibt zum Beispiel keine Zeit für ein Höhentrainingslager“, bedauert Schwarzbauer. Gerade für die Rennen in der Höhe – Lenzerheide liegt auf knapp 1500 Metern über dem Meer, das nächste Rennen am kommenden Wochenende im Zwergstaat Andorra sogar auf über 1900 – wäre so eine Vorbereitung zweifellos eine sinnvolle Maßnahme gewesen.

Umso mehr freut sich Schwarzbauer über seine Leistung: „Unterm Strich ist es schon der Hammer, was ich bisher in dieser Saison abgeliefert habe. Nicht immer, aber doch immer wieder.“

Dabei hatte Schwarzbauer auch auf der Lenzerheide zunächst gar nicht in seinen Rhythmus gefunden. Trotz des explosiven Starts aus der ersten Startreihe heraus musste er „erst mal Federn lassen“, ehe er sich auf der anspruchsvollen Strecke unter den Top Ten einsortierte und die Position auch bis zur letzten Runde halten konnte. Doch dann stürmte noch eine Verfolgergruppe von hinten heran und zwei Konkurrenten konnten noch an Schwarzbauer vorbeigehen. Im Zielsprint traf Schwarzbauer dann auf einen „Nachbarn“: Schließlich verbringt der Neuseeländer Anton Cooper den Sommer wie schon in den Vorjahren in Kirchheim, um von dort aus die europäischen Rennen zu bestreiten. „Ich bin ein gutes Rennen gefahren“, bilanzierte Schwarzbauer ohne Bitterkeit, den magischen zehnten Platz knapp verpasst zu haben.

Das kann auch die Weilheimerin Kira Böhm sagen: Erstmals in ihrer noch jungen Laufbahn erreichte die Fahrerin vom SV Reudern eine Platzierung unter den besten 20 bei einem U23-Weltcup. Am Ende stand für die 19-Jährige der 19. Platz zu Buche. Wie Schwarzbauer verlor auch sie Plätze in der Startrunde, unter anderem durch Stürze unmittelbar vor ihr. „Danach habe ich sie alle wieder eingesammelt“, strahlte die zweitbeste Deutsche hinter Finja Lipp (15.) später im Ziel, das sie 6,21 Minuten nach der Siegerin Sofie Pedersen aus Dänemark erreichte. „Lenzerheide gehört definitiv zu meinen Lieblingsstrecken“, so Böhm.