Die letzte europäische Station im Mountainbike-Weltcup ist an diesem Wochenende der Skiort Les Gets in den französischen Alpen. Die Erinnerungen von Luca Schwarzbauer (26) an frühere Rennen auf der Strecke knapp 1200 Metern über dem Meer sind gespalten: Einerseits das schlechte Abschneiden bei der WM vor einem Jahr, aber auch die Erinnerung an 2019, seinem ersten Jahr in der Elite-Klasse, als er mit dem 25. Platz sein bis dahin bestes Weltcup-Ergebnis einfahren konnte. Ein Schlüsselerlebnis: „Les Gets war das erste Rennen, das mir gezeigt hat, dass ich noch viel weiter vorne landen kann.“
Am Freitagabend steht Schwarzbauer also wieder an der Startlinie, erstmals im Shorttrack: Beim Weltcup vor zwei Jahren war er noch nicht unter den Top 40 und somit ohne Startrecht. Bei der WM im vergangenen Jahr wollte er Körner für das Rennen über die olympische Distanz am Sonntag sparen und verzichtete trotz Medaillenchancen auf den Start. „Die Strecke ist eigentlich eine gute Mischung: nicht so flach und schnell wie in Nove Mesto, aber auch nicht so technisch wie zuletzt in Andorra“, analysiert Schwarzbauer.
Schon vor dem Start steht fest, dass der Reuderner sein rot-weißes Führungstrikot verteidigen wird, so groß ist nach fünf Weltcups sein Vorsprung. Der Franzose Jordan Sarrou, einer der Verfolger, wird bei seinem Heim-Weltcup dennoch alles geben, um den Abstand zu verkürzen. „Ich muss hier nicht gewinnen“, meint Schwarzbauer. „Wichtiger ist es, solide zu fahren, um einen Totalausfall zu verhindern.“ Wie schnell das gehen kann, hat ihm die Weltmeisterschaft vor drei Wochen in Schottland gezeigt, als er kurz vor dem Ziel vom späteren Bronzemedaillen-Gewinner Tom Pidcock (Großbritannien) vom Rad geholt wurde. Man merkt, dass der Weltcup-Gesamtsieg drei Rennen vor Schluss wichtiger wird als der einzelne Tagessieg. „Hoffentlich wird es am Sonntag nicht zu heiß“, blickt Schwarzbauer dann auch schon voraus aufs Rennen über die olympische Distanz. Hitze gilt immer noch als die Achillesferse beim 26-Jährigen.
Es müsse halt endlich einmal alles optimal zusammen laufen, die Zahnräder alle perfekt ineinander greifen, dann wäre wohl auch ein Sieg drin, hofft der Fahrer des Teams Canyon-CLLCTV. „Im Shorttrack klappt das schon ganz gut, im Hauptrennen ist immer mal wieder der Wurm drin“, so Schwarzbauer, der auf platte Reifen, einen Kettenriss oder auch Probleme mit dem Zwerchfell in den zurückliegenden Weltcups verweist. Er sagt: „Der Hunger, wieder aufs Podium zu fahren, ist auf jeden Fall groß“.
Auch Kira Böhm (Cube Next Generation) will endlich wieder vorne mitfahren, nachdem sie in diesem Jahr schon zwei Weltcups krankheitsbedingt auslassen musste und auch von der Weltmeisterschaft in Schottland mit einer Erkältung nach Deutschland zurückgelehrt war. Seit einer Woche könne sie aber wieder gut trainieren, berichtet sie sichtlich zufrieden und zuversichtlich.
Kira Böhm peilt Podium an
Für sie geht es bereits am Donnerstagabend mit dem Shorttrack los. „Mein letztes Rennen über die 20-Minuten-Distanz liegt schon einige Wochen zurück.“ Bei der Europameisterschaft im portugiesischen Anadia Anfang Juli hat Böhm in der Elite-Klasse Bronze geholt. Auch am Sonntag möchte sie wieder Richtung Medaillenränge fahren. Immerhin war sie am selben Ort bei der Weltmeisterschaft vor einem Jahr Siebte geworden. Aber sie weiß auch: Die anspruchsvolle Strecke in Les Gets verzeiht nichts. „Da sind zwei lange Anstiege drin. Wenn Du eine gute Form hast, kannst du da richtig Zeit gut machen. Aber wenn nicht, dann ist die Strecke einfach die Hölle“.