Ein beeindruckendes Rennen über die olympische Distanz hat der Weilheimer Mountainbiker Luca Schwarzbauer mit dem neunten Platz beim Weltcupauftakt im brasilianischen Araxá geliefert. Nachdem er ausgerechnet bei seiner Paradedisziplin, dem Shorttrack, nach Fahrfehlern in der vorletzten Runde nicht das gewohnte Podiums- oder doch zumindest Top Ten-Ergebnis erreicht hatte, musste er am Sonntag bei schwülheißen Bedingungen aus der vierten Startreihe ins Rennen gehen. Doch Schwarzbauer hatte das Glück, dass sich der Massencrash beim Start schräg hinter ihm ereignete, sodass er davon nicht tangiert war. Dennoch kam er nach der ersten Runde durch den Park des Grande Hotel de Araxá erst als 25. wieder über die Ziellinie, 30 Sekunden hinter dem Franzosen Victor Koretzky und Shorttracksieger Christopher Blevins (USA), die sich schon früh mit einer ungeheuren Dominanz abgesetzt hatten und einem zu keiner Zeit gefährdeten Doppelsieg für das Team Specialized entgegenfuhren. „Ich hing am steilen Anstieg fest und musste laufen“, berichtete er später.
Doch dann zündete der Turbo. Runde um Runde machte Schwarzbauer Plätze gut und war nach fünf von insgesamt neun zu fahrenden Runden als Führender der ungewöhnlich großen Verfolgergruppe auf dem dritten Platz angekommen. „Wie viele andere hätte ich mir natürlich gewünscht, dass diese Gruppe erheblich kleiner wäre, denn ein kleiner Fehler kostete da mal schnell zehn Plätze“, sagte Schwarzbauer nach dem Rennen. Nach dem 29. Platz beim Shorttrack war Schwarzbauer zunächst zufrieden, wieder den Anschluss an die Weltspitze gefunden zu haben – vielleicht zu zufrieden: „Ich war so erleichtert, da vorne angekommen zu sein, dass mir ein bisschen der letzte Biss und auch die Risikobereitschaft für die letzten beiden Runden fehlte. Mir war wichtiger, ein gutes Ergebnis nach Hause zu bringen“, gab Schwarzbauer nach dem Rennen Einblick in sein Innenleben: „Ich bin mit dem neunten Platz äußert glücklich, auch wenn es keine Riesenergänzung für meine Bilanz ist. Besonders deswegen, weil es mir in meiner bisherigen Karriere noch nie gelungen war, ein Rennen zu drehen, bei dem ich im Hintertreffen war.“ In seinem Canyon CLLCTV-Team war dennoch die Stimmung gedrückt, obwohl auch die Italienerin Valentina Corvi im U23-Rennen der Frauen als Dritte eine sehr gute Leistung gezeigt hatte: ihr Teamkollege Thibault Francois war am Start des U23-Männerrennens ebenso gestürzt wie Thomas Griot bei den Männern so schwer gestürzt, dass beide das Rennen aufgeben mussten.
Böhm: „Völlig überfordert“
Weniger erfolgreich als das Rennen von Schwarzbauer und auch ihr eigenes Shorttrack-Rennen, bei dem sie am Samstag Neunte geworden war, verlief für Kira Böhm aus Weilheim ihr erstes Weltcup-Rennen über die olympische Distanz: „Ich habe den Start verpennt“, so die 22-Jährige, die aufgrund des Shorttrack-Ergebnisses aus der zweiten Reihe starten durfte. „Danach habe ich noch in der ersten Runde einige Fehler gemacht.“ Wie Schwarzbauer steckte sie dann teilweise im Stau fest. „Irgendwie war ich völlig überfordert, mit so vielen Fahrerinnen um mich herumzufahren“, so Böhm, die in den vergangenen Jahren an der Spitze des U23-Feldes nur wenige Konkurrentinnen hatte.
In der zweiten Runde holte sich die Lehramtsstudentin aus Freiburg auch noch einen „Schleicher“ – das Hinterrad verlor langsam an Luft. Dank einer weichen Kunststoffrolle zwischen Felge und Reifen konnte Böhm weiterfahren, der Reifen sah nicht mal platt aus, sodass Böhm eher an sich selbst zweifelte: „In den Anstiegen habe ich von dem Platten gar nichts bemerkt.“ Doch die fehlende Luft kostete Kraft: „Ich habe mich richtig grau gefahren.“ Erst in der fünften von acht Runden fuhr sie ins Depot und ließ das Rad von ihren Mechanikern wechseln. War sie bis dahin konstant um Platz 25 unterwegs gewesen, verlor sie durch den Boxenstopp den Kontakt zu Gruppe und musste sich als 29. Wieder ins Feld einreihen. Diesen Platz behielt sie bis ins Ziel, das sie 5,25 Minuten hinter der Überraschungssiegerin Samara Maxwell (Decathlon Ford, Neuseeland) erreichte. Die hatte sich in der vorletzten Runde ein Herz gefasst, die Spitzengruppe gesprengt und war nach 1.24,03 Stunden einem ungefährdeten Sieg vor Nicole Koller (Ghost) und ihrer eigenen Teamkollegin Savilia Blunk entgegen gefahren.
Kommenden Freitag geht es an gleicher Stelle wieder weiter: erstmals in der Geschichte des Mountainbike-Worldcup gastiert der Tross zwei Wochenenden lang am selben Ort – mit Ausnahme des Corona-Jahrs 202, wo die einzigen beiden Weltcups des Jahres unmittelbar hintereinander in Nove Mesto stattgefunden hatten. Dann allerdings finden die Shorttrack-Rennen bereits am Freitag und die Rennen über die olympische Distanz bereits am Samstag statt. „Es ist wichtig, dass ich gesund bleibe“, weiß Luca Schwarzbauer, der die positive Energie dieses Wochenende auch auf das nächste Wochenende übertragen will. Und Kira Böhm sagt: „Ich weiß, dass ich von der Fitness und Form her viel besser fahren kann. Ich hoffe, dass ich aus meinen Fehlern lernen konnte und das dann nächste Woche zeigen.“