Lokalsport
Schwarzbauer wechseltvon Lexware zu Canyon

Mountainbike Nach neun Jahren verlässt der Reuderner den badischen Talentschuppen und schließt sich einem neu gegründeten Werksteam der Koblenzer Bike-Schmiede an. Von Armin Küstenbrück

Luca Schwarzbauer, der derzeit beste Mountainbiker aus der Teckregion, hat zum Jahreswechsel das badische Lexware-Team verlassen und sich dem neu gegründeten Canyon-Werksteam angeschlossen. „Eigentlich wollte ich gar nicht weg“, erklärt der Reuderner.

In den fast zehn Jahren bei Lexware war der heute 25-Jährige vom viel ver-sprechenden Nachwuchstalent zum Radsport-Profi gereift, der in der vergangenen Saison nicht nur den Titel des Deutschen Meisters über die Marathon-Distanz erringen konnte, sondern mit seinen Platzierungen im Weltcup und bei der Europameisterschaft international für Aufsehen sorgte. Als dann im September vergangenen Jahres der deutsche Radhersteller Canyon bei dem Nürtinger anklopfte und sein Konzept für ein neues Werksteam vorstellte, rannten die Koblenzer bei Schwarzbauer offene Türen ein: „Es war eine gute Zeit bei Lexware, aber jetzt war Zeit für etwas Neues“, beschreibt er seinen Entschluss, in das internationale Profigeschäft einzusteigen: denn obwohl Canyon eine deutsche Firma ist, ist die Teamleitung französisch.

 

Ich bin froh, diesen Schritt jetzt gegangen zu sein.
Luca Schwarzbauer

Neben Schwarzbauer werden noch der französische Fahrer Thomas Griot und vor allem dessen in der vergangenen Saison überaus erfolgreiche Landsfrau Loana Lecomte den Kern des Teams bilden. Lecomte, obwohl eigentlich noch U23-Fahrerin, konnte 2021 vier der sechs Weltcups in der Elite-Klasse gewinnen. Im Jahr zuvor war sie in Leogang U23-Weltmeisterin geworden. „Damit gehört das Team 2022 zu den besten der Welt und wird auch entsprechend Aufmerksamkeit auf sich ziehen“, ist sich Schwarzbauer sicher.

Dass dabei die Teamsprache wohl eher Englisch als Deutsch sein wird, stört den Wirtschaftsingenieur-Studenten nicht: „Mein Englisch ist durch das internationale Umfeld in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden, mit meinem Trainer aus Südafrika kommuniziere ich ohnehin nur auf Englisch.“ Notfalls kann Schwarzbauer aber auch auf neun Jahre Schul-Französisch zurückgreifen. Mit der Entwicklungsabteilung von Canyon kann Schwarzbauer aber deutsch sprechen: „Es ist schon etwas Tolles, mit einem Werksteam zusammen-zuarbeiten und sich mit dem Chefentwickler persönlich unterhalten zu können.“
Für Schwarzbauer wird die neue Professionalität im neuen Team im Vordergrund stehen: „Das Lexware-Team war immer als Nachwuchsteam angelegt und viele dieser Strukturen bestehen auch heute noch, obwohl es an der Spitze nichts mehr mit Nachwuchs zu tun hat, sondern zum internationalen Profi-Team gereift ist.“ Jetzt sei alles eine Stufe höher. Das Material käme nicht über den lokalen Händlern, sondern direkt ab Werk, egal ob Bikekomponenten, Kleidung, Nahrungsergänzung oder Brillen. „Ich bin froh, diesen Schritt jetzt gegangen zu sein“, zeigt sich Schwarzbauer zuversichtlich: „Es wird einem auch viel mehr an Arbeit abgenommen, man kann sich voll aufs Training und die Rennen konzentrieren.“ Nur das Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Hochschule in Esslingen will Schwarzbauer binnen eines Jahres endlich abschließen: „Mir fehlen noch gut ein Semester und die Bachelorarbeit. Ich bin jetzt schon zu weit, um damit aufzuhören.“

Doch zunächst steht erst einmal das Sportliche im Mittelpunkt: im Februar wird Schwarzbauer erstmals das ganze Team ihm Rahmen eines gemeinsamen Trainingslagers treffen, der erste Wettkampf wird das HC-Rennen im spanischen Banyoles am 27. Februar sein. Knapp einen Monat später wird Schwarzbauer in Deutschland sein erstes Rennen bestreiten, den Bundesliga-Auftakt im bayerischen Obergessertshausen am 20. März, ehe am 10. April der erste Weltcup im brasilianischen Petropolis auf dem Programm steht: „Hier will ich unter die Top16, um eine gute Ausgangsposition für den darauffolgenden Weltcup in Albstadt zu haben“, gibt Schwarzbauer als Ziel aus. Sonst hingegen ist er mit Prognosen für die Saison 2022 eher vorsichtig: „Ich hoffe natürlich, dass ich an die Leistungen vom letzten Jahr anknüpfen kann. Ich will eine gute Saison fahren und die Chancen dann ergreifen, wenn sie da sind. Und dann sind die Ergebnisse vielleicht noch krasser.“

Die Leichtigkeit des Bikens

Der etwas kryptische Name des neuen Koblenzer Teams „CLLCTV“ ist keine chinesische Fernsehanstalt, sondern ein aus dem englischen „collective“ gebildete Kunstwort ohne Vokale. Unter "CLLCTV“ hat Canyon vor zwei Jahren begonnen, eine Mountainbike-Community kreieren, die das Lebensgefühl der Mountainbiker über alle Disziplinen und Leistungsklassen in einer großen Gemeinschaft zusammenfassen soll. Das Cross-Country-Team um Weltmeisterin Lecomte ist nun die neueste Ausprägung dieser Idee, die für die Leichtigkeit des Mountainbikens werben soll. akü