Am Ende waren es hauchdünne fünf Punkte in der Gesamtwertung, die Mountainbiker Luca Schwarzbauer (Canyon-CLLCTV) einen versöhnlichen Abschluss des Shorttrack-Weltcups im kanadischen Mont Sainte Anne bescherten. Der 27-Jährige aus Weilheim war als Gesamtfünfter ins letzte Shorttrack-Rennen der Saison gegangen, mit wenig Chancen, noch zu den besten Drei zu gehören, die in Mont Sainte für ihre Saisonleistung geehrt werden. Deswegen setzte Schwarzbauer zunächst einmal alles auf den Tagessieg, führte das gesamte Rennen das Starterfeld der 40 besten Mountainbiker im Weltcup an. „Ich konnte dadurch verhindern, dass viele nach vorne kommen“, sagte er später über seine Taktik, die eigentlich vorsah, dass sich die Fahrer hinter ihm bekämpfen und so selbst Energie verbrauchen.
Doch stattdessen gab es eher wenige Positionskämpfe in der langen Perlenkette. Und so lieferte Schwarzbauer unfreiwillig die perfekte Vorlage für den Tages- und Gesamtsieger Victor Koretzky (FRA) und seinen zweitplatzierten Landsmann Mathis Azzaro, die in der letzten von zehn Runden in einer wohlplatzierten Attacke an Schwarzbauer vorbeizogen: „Die Attacke von Koretzky war in einer anderen Liga. In dem Moment konnte ich unmöglich mitgehen“, berichtete Schwarzbauer. Auch der Südafrikaner schoss in der letzten Abfahrt noch vorbei: „Das hätte ich vielleicht verhindern können“, resümierte Schwarzbauer. Denn damit waren die Plätze auf dem Tagespodium kurz vor dem Ziel vergeben. Als dann in letzter Sekunde auch noch der Schweizer Lars Forster an Schwarzbauer an ihm vorbeizog („Ich habe ihn viel zu spät kommen sehen“), schien alle Hoffnung, wenigstens noch eine ordentliche Platzierung in der Gesamtwertung zu ergattern, dahin. Ausgepowert und sichtlich enttäuscht überquerte der Weltcup-Gesamtsieger des vergangenen Jahres die Ziellinie.
Doch der Australier Sam Gaze (bisher Zweiter) und der Schweizer Filippo Colombo (bisher Vierter) erwischten beide einen rabenschwarzen Tag: Gaze, der ehemalige Weltmeister, erreichte als 38. Das Ziel, Colombo als 19. Daher reichte Schwarzbauer sein fünfter Platz im Tagesklassement, um an den beiden in der Gesamtwertung vorbeizuziehen und hinter Victor Koretzky (1350 Punkte, Specialized) und dem Südafrikaner Alan Hatherly (1090 Punkte, Cannondale) doch noch Gesamt-Dritter zu werden – mit gerade einmal fünf Punkte Vorsprung auf Colombo. „Als man mir das ein paar Minuten nach meiner Zieleinfahrt sagte, war das ein Moment, in dem mir schon ein großer Stein vom Herzen gefallen ist. Denn eigentlich war mir klar, dass es nicht gereicht hat“, so Schwarzbauer (981 Punkte) später: „Mit Hatherly und Koretzky auf dem Podest zu stehen, ist eine große Genugtuung - oder auch Wiedergutmachung für eine Saison mit vielen Auf und Abs. Gerade die Gesamtwertung bedeutet mir persönlich immer sehr viel, weil man die Leistung über das ganze Jahr sieht. Es zeigt, dass ich in der Lage bin mit den beiden absoluten Cracks in dieser Saison mitzuhalten. Es ist der größte Erfolg dieser Saison.“