Als erneuten Erfolg kann Luca Schwarzbauer den fünften von acht Mountainbike-Weltcups der Saison in Andorra abhaken: Nachdem er am Freitag schon den Shortrack im Skigebiet Pal-Arinsal in 2000 Meter Höhe souverän gewonnen und sich so die optimale Ausgangsposition in der ersten Startreihe für das Rennen über die olympische Distanz gesichert hatte, legte er am Sonntag nach und holte sich mit Rang fünf den zweite Podiumsplatz im Weltcup auf der Langdistanz in dieser Saison.
Allerdings haderte der Reudener vom Team Canyon-CLLCTV mit seiner Reifenwahl. Denn heftige Regenschauer und ein Temperatursturz um 25 Grad hatten die Bedingungen seit dem Shorttrack auf der technisch und konditionell anspruchsvollen Strecke im Norden des Zwergstaats in den Pyrenäen drastisch verändert. „Ich hatte unterschätzt, dass es dermaßen rutschig geworden ist“, meinte Schwarzbauer nach dem Rennen. Deswegen hatte er sich für einen harten Reifen mit wenig Profil entschieden. Zunächst schien dies eine gute Wahl zu sein: Nach der ersten von sieben Runde hatte er gemeinsam mit dem Schweizer Meister und späteren Sieger Mathias Flückiger (Thömus-Maxon) die Führung übernommen. Zusammen hatten die beiden nach der ersten Runde einen Vorsprung von 20 Sekunden auf die Verfolger. Bei acht Grad, leichtem Regen und Wind jagten die beiden über den trotz des Wetters von tausenden Zuschauern gesäumten Kurs, auf dem Anfang September kommenden Jahres die Weltmeisterschaften ausgetragen werden. „Meine Beine, meine ganze Form waren mega“, meinte Schwarzbauer. „Doch in den Abfahrten konnte ich heute nicht mit den Besten mithalten.“
Flückiger zog davon, vier Runden lang konnte Schwarzbauer alleine den zweiten Platz halten. In der fünften Runde holten ihn die Konkurrenten dann ein. Zunächst sein eigener französischer Teamkollege Thomas Griot, kurz darauf dessen Landsmann Jordan Sarrou (BMC). Dann zog auch noch der britische Olympiasieger im nagelneuen Regenbogentrikot des Weltmeisters, Thomas Pidcock (Ineos Grenadier), an Schwarzbauer vorbei. In der letzten Runde kam noch der Schweizer Lars Forster (Thömus-Maxon) gefährlich nahe, doch Schwarzbauer konnte ihn bis ins Ziel auf Distanz halten und sich so nach 1:28:20 Stunden den fünften und letzten Podiumsplatz sichern.
„Physisch wäre heute mehr drin gewesen“, resümierte Schwarzbauer, freute sich aber vor allem über das gute Teamergebnis: Bei zehn Weltcup-Podien im Shorttrack und über die olympische Distanz standen neunmal er oder sein Kollege Thomas Griot auf dem Treppchen.
Pech hatte der Schweizer Weltcup-Führende Nino Schurter (Scott-SRAM), der in der zweiten Runde einen Reifendefekt zu beklagen hatte und damit wertvolle Zeit und bei den ungemütlichen Wetterbedingungen wohl auch einiges an Motivation verlor. Er wurde am Ende nur Zwölfter, 2:18 Minuten hinter Flückiger. Schurter verteidigte damit knapp seine Führung in der Gesamtwertung des Cross-Country-Weltcups mit 998 Punkten. Dort konnte sich Schwarzbauer drei Rennen vor dem Finale in Kanada Anfang Oktober auf den dritten Platz nach vorne schieben, nur 60 Punkte hinter Schurter und 31 Punkte hinter Mathias Flückiger.
In der Spezialwertung des Shorttrack-Weltcups führt Schwarzbauer nach drei Siegen mit 1110 Punkten vor den beiden Franzosen Jordan Sarrou (840) und Joshua Dubau (608). Der Reuderner hat damit weiterhin beste Chancen, als erster Deutscher diese Wertung zu gewinnen. Nun zieht der Weltcup-Tross weiter in die französischen Alpen nach Les Gets, wo vor einem Jahr die Weltmeisterschaften ausgetragen wurden und in knapp zwei Wochen das letzte europäische Weltcup-Rennen in diesem Jahr stattfinden wird. Danach geht es für die besten Mountainbiker der Welt über den Atlantik in den US-amerikanischen Ski-Ort Snowshoe (West Virginia), ehe im kanadischen Ski-Ressort Mont Sainte Anne (Quebec) das Finale ausgetragen und die Saison ein Ende finden wird.