Der vierte Lauf des Mountainbike-Weltcups im österreichischen Leogang war extrem: Während es am Freitagabend schwülheiß war, machten am Sonntag Regen und Matsch die Rennen außergewöhnlich hart. Dazu kamen noch die ungewöhnlich vielen Höhenmeter, vor allem im Shorttrack am Freitagabend. Für Luca Schwarzbauer und Kira Böhm aus Weilheim durchaus herausfordernde Bedingungen, vor allem, weil es vor zwei Wochen im tschechischen Nove Mesto nicht so rund gelaufen war.
Für Luca Schwarzbauer begann das Wochenende zunächst einmal mit einer technischen Panne: die versenkbare Sattelstütze zickte wenige Minuten vor dem Start zum Shorttrack-Rennen. Schnell war sie ersetzt, doch der Aufwärm-Rhythmus war gestört. Unruhe machte sich breit – und es blieb auch keine Zeit mehr, die Sattelstütze auf Schwarzbauer individuell einzustellen. „Alles war plötzlich ein bisschen hektisch“, berichtete der Weilheimer. Doch er blieb positiv, vertraute auf seine Beine.
Die Konkurrenten machten das Rennen allerdings ultrahart, stürmten mit voller Kraft den steilen Anstieg hinauf. Schwarzbauer ging mit, setzte sich an die Spitze, erkannte aber bald: „Wir fahren heute zu schnell.“ Immer wieder versuchte er das Tempo herauszunehmen, wurde dann aber sofort von den hochmotivierten Verfolgern überholt. Schwarzbauer kämpfte sich erneut an die Spitze, während sich einige andere aus den Positionskämpfen heraushielten und sich etwas zurückfallen ließen: „Das war vielleicht die schlauere Entscheidung“, meinte Schwarzbauer selbstkritisch. Gegen Ende forderte der ständige Kampf um die Führung des mit 23 Minuten Siegerzeit ungewöhnlich langen Rennens seinen Tribut: „Ich wurde in den letzten beiden Runden noch ordentlich geschluckt“, so der Fahrer des Canyon CLLCTV-Teams. Am Ende blieb der zwölfte Platz und damit die zweite Startreihe für Sonntag.
Absteigen kostet wichtige Zeit
Auch für Kira Böhm lief der Shorttrack nicht optimal. Sie wollte endlich auch in der Elite-Klasse eine erfolgreiche Startphase absolvieren. Das klappte auch gut, allerdings verhakte sie sich an einer Engstelle mit einer Konkurrentin und musste vom Rad absteigen. „Ausgerechnet im steilsten Stück, wo man kaum anfahren konnte, weil der Untergrund rutschig war.“ Böhm entschied sich, bis zum höchsten Punkt zu laufen. „In den 20 Sekunden habe ich vielleicht fünf Plätze verloren, aber die Beine brannten wie Feuer.“ Den Preis dafür zahlte sie in den darauffolgenden Runden: „Die Beine waren total grau.“ Und obwohl sie daraufhin „nur“ noch ihr eigenes Tempo fuhr und „die anderen ausblendete“, wurde sie am Ende noch 15. – auch sie sicherte sich damit einen Platz in der zweiten Startreihe am Sonntag. Wieder wollte sie die Chance nutzen, kam auch beim zweiten Rennen des Wochenendes gut weg und hielt sich zunächst in den Top15. „Aber ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass ich dabei komplett über meinem Limit war“, räumte sie später ein: „Nach eineinhalb Runden fühlte ich mich leer, wieder brannten die Beine wie Feuer – trotz des kühlen Wetters und diesmal vom Radfahren“, sagte sie nach dem Rennen, das sie als 30. beendete. „Damit bin ich nicht zufrieden, aber ich will die positiven Sachen mitnehmen.“
Auch Schwarzbauer, mit 28 Jahren schon ein gestandener Mountainbiker, will noch dazulernen: „Sowohl mein Körper als auch das Fahrerfeld sagen mir, dass ich in Zukunft anders Rennen fahren muss als noch vor ein, zwei Jahren“, analysierte der Deutsche Meister sein Rennen, das er „sehr konservativ“ angegangen war. Zu Beginn lag er auf Platz 15, war 30 Sekunden hinter der Spitze. Doch er ließ sich nicht beirren, kämpfte sich Runde um Runde nach vorne und beendete das Rennen mit dem bis dato besten Weltcup-Ergebnis der Saison als Achter. „Konstant in die Top10 zu fahren, ist mir schon ziemlich viel wert“, so der 28-Jährige.
Weiter geht es in zwei Wochen beim Traditionsrennen im Val di Sole unweit von Trient.