Lokalsport
Sechs Tore, zwei Meinungen, ein Verletzter

Kreisligaszene Die Partie der Sportfreunde aus Dettingen beim Meisterschaftsanwärter TSV Oberboihingen bot Rasse, Klasse und einen Zehenbruch. Von Helge Waider

Fußballfunktionäre sind eine besondere Spezies. Sie sind ohne Frage wichtig, halten sie doch den Kickerladen organisatorisch am Laufen. Sie gelten als gesellig, vereinsübergreifend kameradschaftlich, haben aber auch oft ein Eigenleben, eine eigene Sichtweise, wenn es um die Beurteilung der mannschaftlichen Leistung auf dem Fußballplatz geht. Bestes Beispiel war die gestrige Partie der Sportfreunde Dettingen beim TSV Oberboihingen – Endstand 4:2 zu Gunsten der Gastgeber. Die Sportfreunde lagen 2:1 in Führung als ein Pressschlag zwischen TSV-Goalie Alexander Nohle und SFD-Angreifer Yannick Frick einen markerschütternden Schrei des Stürmers zur Folge hatte. Das Spiel wurde sofort unterbrochen und funktionärs­übergreifend wurden Jacken, Kittel und Decken zusammengesucht, um den sich vor Schmerzen krümmenden Spieler zu wärmen.

Der herbeigerufene Krankenwagen versorgte Frick und nahm ihn mit in die Nürtinger Klinik, wo der Verdacht auf einen Zehenbruch geäußert wurde. Kurz zuvor hatte SFD-Fußballboss Christian Renz noch mit dem Schiedsrichter gehadert, als dieser ein Foul an Frick im Strafraum nicht mit Strafstoß, sondern mit einer Gelben Karte wegen einer angeblichen Schwalbe ahndete.

Die Sportfreunde machten nun auf – investierten in dieser Zeit aber zu wenig. Das schaffte Raum für die Oberboihinger, die den Sack zumachten. Während TSV-Sprecher Gert Schnepf „ein ordentliches Spiel mit dem besseren Ende für den TSV“ gesehen hatte, war sich SFD-Boss Christian Renz sicher, dass maximal ein Remis, wenn nicht gar ein Sieg der Dettinger gerecht gewesen wäre. Einig waren sich beide Funktionäre aber dann am Ende doch wieder im Groll auf den Fußballbezirk. Beide Vereine hatten die Partie wegen Personalproblemen verlegen wollen. Staffelleiter Rudi Cserny hatte das Vorhaben durchgewunken, doch Bezirksspielleiter Johannes Veit machte einen Strich durch die Rechnung, was zu Unmutsäußerungen beider Funktionäre führte.

TSVW-Feldspieler im Tor

Schwer unter die Räder kam gestern der TSV Weilheim II. Beim TSuGV Großbettlingen setzte es eine 0:7-(0:2)-Niederlage. Coach Robert Walter schob die Pleite zunächst auf die schwierige Vorbereitung mit zu vielen Verletzten. So musste Youngster Janne Sigel mangels Torhüter als Feldspieler zwischen die Pfosten – und erbte damit gestern den undankbarsten Job. Zwei Fehler leiteten die Pleite ein und es stand schnell 0:2. Zuvor hatten Tobias Salzer und Johannes Schultheiss zwei Möglichkeiten für die Weilheimer aus aussichtsreicher Position versemmelt. Am Ende war es eine klare Niederlage, die Robert Walter aber nicht umwarf: „Wir können die Situation gut einschätzen und auf der guten Leistung der ersten Halbzeit aufbauen.“

„Da war heute mehr drin“, ließ Naberns Sportlicher Leiter und Interimscoach Marco Kunze keinen Zweifel an seinem Frust. Die 2:3-Niederlage beim TSV Linsenhofen schmerzte. Auf tiefem und holprigen Geläuf bedienten sich die Einheimischen schon lange des Langholzes während die Naberner noch das Kurzpassspielchen ohne Erfolg probten. Als der SVN dann auch auf die rustikalere Spielweise umgestiegen war, passte es und Tim Lämmle markierte das 0:1. Doch (zu) schnell glich der TSV per Standardsituation aus. Nach dem Seitenwechsel startete der SVN gut, die Tore machten aber wieder die Platzherren. „Am Ende“, so Marco Kunze, „haben wir uns unglücklich angestellt.“

Griechischer Wein in Oberboihingen

Der Spieltag am Sonntag war genau nach dem Geschmack des A-Ligisten TSV Oberboihingen. Den eigenen Sieg in der Tasche, warteten die positiven Überraschungen nach Spielschluss auf die „Boihinger“. Schnell die App gestartet, war schnell ersichtlich, dass Tabellenführer Türkspor Nürtingen in Schlaitdorf 2:3 gepatzt hatte. Und auch der seitherige Tabellenzweite ließ Punkte: der TSV Harthausen kam beim TSV Raidwangen über ein 2:2 nicht hinaus, erklomm aber dennoch die Tabellenspitze.
Der große Gewinner des Spieltags war aber der TSV Oberboihingen, der nun punktgleich mit Leader Harthausen und mit einem Punkt und einem Spiel mehr als die Nürtinger auf Platz zwei residiert. Wenn das kein Grund zum Anstoßen ist. Und als ob es Vorbestimmung wäre, gibt es seit letzter Woche einen neuen griechischen Wirt im Oberboihinger Vereinsheim, wo sich nun trefflich feiern lässt. Jamas!   wai