Es war am Sonntagnachmittag in der Unterboihinger Halle am Berg alles angerichtet für einen Volleyball-Krimi. Entertainer „Lemmi Demmi“ aus Stuttgart heizte mit Musik von Flippers bis Techno ein, auf der Tribüne tummelten sich annähernd 300 Zuschauende.
Einziges Problem für die einheimische Anhängerschaft beim Rückmatch um den Regionalligaaufstieg zwischen der SG Volley Neckar-Teck und dem TV Kappelrodeck: Die Spielgemeinschaft war tags zuvor mit einer 0:3-Hinspielschlappe (20:25, 23:25, 25:27) aus dem Ortenaukreis zurückgekehrt. Eine denkbar schlechte Basis für das „Rückspiel“.
Dass das zweite Match ums Regionalliga-Ticket nichtsdestotrotz zu einem Spannungsbringer wurde, hatte viel mit einem hoch motiviert wirkenden SG-Team zu tun. Der Auftrag – klar. 3:0 mussten die Volleyballer aus Nürtingen, Dettingen und Unterboihingen das Rückspiel gewinnen, dabei mindestens zehn Punkte mehr als der Gegner produzieren. Mit 25:21 holten sich die Gastgeber tatsächlich den ersten Satz, frenetisch gefeiert von dem mit der SG sympathisierenden Publikum. „Satz zwei war wirklich dramatisch“, stellt nach Partieende ein extrem erleichterter Kappelrodecker Trainer fest.
Was Christian Pochstein meinte, waren jene Minuten, in denen sich das Wohl und Weh in diesen Aufstiegsspielen endgültig entschied. Gleich mehrfach bot sich der SG Volley Neckar-Teck Gelegenheit für einen Satzball, doch allein dreimal flog der Ball in diesem besonderen Momenten beim Aufschlag über die Auslinie. „Und das ganz knapp“, haderte SG-Kapitän Michael Melzer nach dem gescheiterten Aufstiegsmanöver. „Wir mussten unbedingt einen Satz holen, das haben wir glücklicherweise geschafft“, jubilierte derweil Pochstein.
So spielten sich in der Unterboihinger Halle kuriose Szenen ab: Die Kappelrodecker feierten mitten im Match per verwandeltem Ball zum 30:28 den Aufstieg, gehuldigt von rund 50 teils mit Trommeln ausgerüsteten Fans. Der Rest der Veranstaltung bestand wenig überraschend aus Spaß und Unterhaltung. Beide Mannschaften spielten locker auf. Dass die SG letztendlich auch noch zwei Sätze holte (25:19, 25:11) und 3:1 gewann, stellte mehr einen kosmetischen Eingriff ins Resultat dar als einen sportlichen Wert. „Klar überwiegt die Enttäuschung“, bilanzierte SG-Kapitän Michael Melzer, andererseits habe die SG summa summarum als Oberliga-Aufsteiger seiner Meinung nach eine „gute Runde gespielt“. Auch sein Trainer nahm das Aufstiegsrennen-Aus sportlich. „Die Saison war trotzdem cool“, sagte Jörg Papenheim kurz nach dem verpassten Aufstieg. Dem Vernehmen nach wird vermutlich der gesamte Kader an Bord bleiben. „Wir werden die kommende Spielzeit nutzen, um uns weiter zu verbessern“, betonte Papenheim, der kein Hehl daraus machte, in der kommenden Saison mit seinem Team den Direktaufstieg anzustreben. Co-Trainer Steven Simon wird dann nicht mehr an Bord sein. „Ich werden aus privaten und beruflichen Gründen pausieren“, gab der Spielgemeinschaft-Meistertrainer der Saison 2021/2022 am Rande der Partie in Unterboihingen bekannt.
Die Option, durch den Verzicht eines Regionalligateams auf die kommende Spielzeit doch noch aufzusteigen, stellt übrigens nur eine ganz vage dar. „Die Chancen hierfür sind nur ganz gering“, betonte Kapitän Melzer.