Basketball: Kirchheims Kapitän wechselt zum Karriereende nach Ehingen
Shot Clock für Radi

Pro A ohne Radi Tomasevic – Kirchheims Basketballfans ­müssen sich ab der neuen Saison an diesen Gedanken gewöhnen. Der Kapitän und Dauerbrenner im Team der Knights wechselt in die Pro B nach Ehingen. Nicht ganz ­freiwillig.

Kirchheim. Es gibt Spieler, die räumen den Dreck weg und solche, die sind für die wenigen Sternstunden im Basketball zuständig. Radi Tomasevic gehört fraglos zur zweiten Gattung. Sein Buzzerbeater von der Mittellinie vor fünf Jahren im Heimspiel gegen den späteren Meister aus Bayreuth wurde auf Youtube mehr als zehntausend Mal angeklickt. Für Momente wie diesen wird er von den Fans geliebt und von den Gegnern gefürchtet. Eine Furcht, die manchmal auch in Hass umschlägt, denn der 1,80 Meter kleine Shooting Guard ist nicht nur ein begnadeter Schütze, sondern auch ein Meister der gezielten Provokation.

Nach sieben Jahren mit den Knights in der Pro A sucht sich Tomasevic im sportlichen Pensionsalter mit 36 eine neue Herausforderung. Zunächst als Stabilisator im jungen Nachwuchsteam der Urspringschule, später als hauptamtlicher Jugendtrainer in der Nachwuchs-Bundesliga. Für einen, der immer betont hat, dass er nach der aktiven Zeit dem Basketballsport erhalten bleiben will, hört sich das nach einem perfekten Einstieg in die Karriere nach der Karriere an. Schließlich zählt die Ehinger Talentschmiede bundesweit zu den feinsten Adressen im Nachwuchsbereich.

Umso erstaunlicher, mit wie viel Wehmut der langjährige Kapitän den Knights jetzt den Rücken kehrt. „Kirchheim ist für mich nicht nur ein Verein, sondern eine Herzensangelegenheit.“ Der Spross eines Serben und einer Griechin, der mit Ehefrau und dreijährigem Sohn in Kirchheim wohnen bleiben wird, macht keinen Hehl daraus, dass er seine Erfahrung gerne in den Dienst der Ritter gestellt hätte. Tomasevic stellt klar: Er geht nicht ganz freiwillig. Nach 20 Jahren in der ersten und zweiten Bundesliga ist er noch immer einer, der ein Spiel mit einer einzigen Szene aus dem Feuer reißen kann. Doch unter der Teck ist derzeit kein Platz. Nicht als Trainer und immer seltener auch als Spieler. Unter seinem langjährigen Mentor Frenkie Ignjatovic, mit dem ihn eine enge Freundschaft verbindet, war er als basketballerischer Freigeist von Schonraum umgeben. Trotz chronischer Abwehrschwäche und einer Spielweise, die kein Risiko auslässt. Mit Neu-Coach Michael Mai war das anders. Der schleichende Abstieg vom Leitwolf zum Bankspieler nahm unter ihm weiter Fahrt auf. Mais Auftrag, die Verjüngung der Mannschaft voranzutreiben, vertrug sich nicht mit den Rentenplänen des Kirchheimer Publikumslieblings. Vergangene Saison konnte man einen Kapitän erleben, der an guten Tagen zwar weiterhin sein Spiel zelebrierte, jedoch zunehmend verunsichert wirkte.

Tomasevic hätte bleiben können. Die Knights haben ihm trotz seines fortgeschrittenen Alters ein unverändertes Angebot unterbreitet. Für ihn hätte das bedeutet, auf der Bank zu schmoren und auf die eine oder andere Minute Einsatzzeit zu hoffen. Danach wäre wohl endgültig Schluss gewesen. „Eine Perspektive wie in Ehingen können wir ihm derzeit nicht bieten“, sagt Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt, der Verständnis für die Entscheidung des 36-Jährigen äußert. Kirchheims Fans werden ihn vermissen.