Lokalsport
Signalwirkung

Wenn eine Fußballmannschaft innerhalb von zwei Jahren zwei Mal absteigt und dabei fünf Trainer verschleißt, kann etwas nicht stimmen – doch was? Darauf im Fall des VfL Kirchheim eine Antwort zu finden, ist momentan genauso schwierig, wie die Suche nach einer Lösung. Da die Abteilungsleitung um Fabian Preuß beides nicht liefern kann, muss sie zum wiederholten Male am Prinzip Hoffnung festhalten. Hoffnung, dass sich die Bedeutung des Wortes Krise nach einer beispiellosen Talfahrt endlich auch an der Jesinger Allee breitmacht: Im griechischen markiert krisis den Höhe- oder Wendepunkt einer gefährlichen Lage.

Und tatsächlich muss die Rückkehr des einstigen Kirchheimer Oberligatorwarts Patrick Gühring vor diesem Hintergrund wie ein Silberstreif am Horizont gedeutet werden. Zumal der langjährige Leitwolf betont, dass ihn nicht zuletzt seine Verbundenheit zum VfL zurück zu den Blauen bringe. „Es geht um den Verein, dem ich viel zu verdanken habe und darum gerne etwas zurückgeben will“, gießt der 33-Jährige Balsam auf die geschundene VfL-Seele.

Dass die in den vergangenen beiden Jahren kaum zur Ruhe kommen konnte, kreiden nicht wenige dem Abteilungsleiter an. Fabian Preuß habe den Funktionärsjob unterschätzt und seine Fähigkeiten überschätzt, halten Kritiker dem promovierten Juristen vor – er war der Einzige, der in der schwierigsten Phase des Vereins Farbe bekannt und Verantwortung übernommen hat, loben ihn hingegen Weggefährten. Dass beide Seiten irgendwo Recht haben, macht das eigentliche Dilemma des VfL deutlich: Die wenigen, die sich ehrenamtlich engagieren, scheitern mit ihren guten Absichten entweder an eigenen Unzulänglichkeiten oder der Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts, das selbst auf Bezirksebene immer mehr vom Geld bestimmt wird. Vor diesem Hintergrund könnte Gührings uneigennützig anmutende Rückkehr zum VfL eine Signalwirkung haben, die den Verein im besten Fall vor dem Absturz in die Niederungen des Kreisligafußballs rettet und langfristig wieder in ruhige(re) Fahrwasser bringt.PETER EIDEMÜLLER