Leichtathletik: Süddeutsche Meisterschaften als Formcheck vor der Hallen-DM
Sindelfingen vor Augen, Karlsruhe im Sinn

Sindelfingen, die Zweite: Eine Woche nach dem Hallenmeeting macht der Leichtathletik-Tross erneut halt im Glaspalast. Für die Topathleten der Teckregion sind die süddeutschen Meisterschaften dabei Durchgangsstation auf dem Weg zur DM in vier Wochen. Titel und Topleistungen sind dennoch eingeplant.

Kirchheim. Würde sich Tobias Ungers Leistungsentwicklung exponential verhalten, müsste der 32-jährige Sprinter am Samstag in Sindelfingen eigentlich eine 60-Meter-Zeit von 6,68 Sekunden erzielen. Schließlich war er vergangenes Wochenende an gleicher Stelle in 6,71 Sekunden genau drei Hundertstelsekunden schneller als sieben Tage zuvor bei den „Bawüs“ in Karlsruhe.

Ungeachtet solcher Rechenspielchen ist der Kirchheimer morgen der Topfavorit auf den Titel bei den süddeutschen Meisterschaften über 60 Meter (Vorläufe ab 11.45 Uhr/Finale um 14.45 Uhr), tritt er mit seinen 6,71 Sekunden doch als Schnellster der Meldeliste in Sindelfingen an. Stärkste Konkurrenten im Kampf um Gold sind seine beiden Kirchheimer Trainingskollegen Marius Broening (6,75) und Alex Schaf (6,79). Letzterer ist allerdings das Sorgenkind der Gruppe, nachdem er wegen einer Wasseransammlung in der Pobacke unter der Woche kaum schmerzfrei hatte trainieren können. Nichtsdestotrotz ist der Trainer des Trios angriffslustig. „Einer von den dreien soll gewinnen“, fordert Micky Corucle, „die Aufgabe ist, die Plätze eins, zwei und drei zu belegen.“ Den Dreifacherfolg des Kirchheimer Trios könnte am ehesten noch Patrick Domogala verhindern. Der 18-Jährige von der MTG Mannheim wurde vergangenes Jahr deutscher Jugendmeister in 6,79 Sekunden, hat sich nach Oberschenkelprob­lemen vor drei Wochen mit 6,87 Sekunden bei einem Sportfest in Frankfurt zurückgemeldet.

Ob Unger, Schaf oder Broening in den Bereich der 60-Meter-Norm für die Hallen-WM (6,62) kommen können, scheint unwahrscheinlich. Zu sehr sind Trainingsumfang und -intensität auf die deutschen Meisterschaften am 25./26. Februar in Karlsruhe ausgerichtet. So gab‘s beispielsweise für Unger nach dem Meeting am vergangenen Samstag in Sindelfingen nicht frei. Sonntag wurden Tempoläufe trainiert, am Montag standen schwere Kraftübungen auf dem Programm. Die Rechnung scheint bislang aufzugehen, Unger ist im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres schneller unterwegs. 2011 hatte er, der übrigens als Titelverteidiger nach Sindelfingen kommt, sich bis zum Ende der Hallensaison auf 6,64 Sekunden gesteigert.

Für Kirchheims schnellste Frau bedeuten die „Süddeutschen“ am Wochenende nur eine Zwischenstation. Anja Wackershauser tritt lediglich am Sonntag (16.45 Uhr) mit der 4 x 200-Meter-Staffel des VfB Stuttgart an. Zuvor feiert sie mit ihrem in Frankreich lebenden Opa dessen 80. Geburtstag. Ein Einzelstart über 200 Meter wäre laut Trainer Micky Corucle ohnehin kaum sinnvoll gewesen, ist die 24-Jährige doch „mit dem Training hintendran“, wie er sagt. Neben verschiedener Infekte um den Jahreswechsel ist vor allem der Studiumsstress für den unsteten Trainingsrhythmus verantwortlich. „Es ist irgendwie ein blödes Semester, da ich richtig ranklotzen muss, um nächstes Jahr mein Examen schreiben zu können“, erklärt die Theologie- und Sportstudentin.

Sabrina Häfele, 400-Meter-Nachwuchshoffnung der LG Filder, stellt sich erstmals der Konkurrenz bei den Aktiven – hier belegt die 18-Jährige aus Neuhausen mit ihren 56,85 Sekunden vom vergangenen Wochenende aktuell Platz elf in der DLV-Bestenliste. Sollte sie im Vorlauf am Samstag (13.15 Uhr) in den Bereich ihrer persönlichen Hallenbestzeit von 46,27 Sekunden kommen, ist der Einzug ins Finale am Sonntag (13.10 Uhr) durchaus möglich.

Auch die Abteilung „Jugend forsch(t)“ der Kirchheimer Trainingsgruppe ist am Wochenende in Sindelfingen dabei – allerdings stark dezimiert. Die VfL-B-Jugend-Sprinter Victor Bayer (Grippe) und Tobias Corucle (Fersenprellung) treten gar nicht erst an, der Start ihrer Alterskollegin Sanja Miladinovic über 60 und 200 Meter ist wegen eines Magen-Darm-Virus‘ noch unklar. So muss Hannah Niemeyer über 1 500 Meter (Sonntag 13.55 Uhr) die VfL-Fahne hochhalten.

Neben den Teck-Athleten hat der Kreis Esslingen noch weitere Vertreter bei den „Süddeutschen“ am Start. Heißester Medaillenanwärter ist dabei der B-Jugendliche Marc Salzer, der im Dress der TG Nürtingen am Sonntag (15.10 Uhr) um einen Podiumsplatz im Kugelstoßen kämpft. Finalchancen haben außerdem Ludwig Sämann (TV Plochingen) über 800 Meter der Männer sowie Clemens Silabetzschky (TV Zell) über 1 500 Meter der Männer.