Manch einer der 2 000 Besucher hat gestern beim Aufstieg entlang der 820 Meter langen „Streif von der Alb“ schwitzen müssen. Wegen des Tauwetters war es abseits der Piste matschig und glitschig. Kaum vorstellbar, was die mehr als 50 Helfer in der zurückliegenden Woche, seit das Rennen kurzfristig angesetzt worden war, geleistet haben. Zu Fuß und auf Ski, bewaffnet mit Schaufeln, haben sie den Hang unzählige Male in Angriff genommen.
Die Mühen haben sich gelohnt. Die Strecke war top, das hat auch Ex-Skiweltmeister Hansjörg Tau-scher attestiert, der das Rennen wieder mit launigen Sprüchen kommentierte. „So etwas schaffen nur die Neidlinger“, war nicht nur aus seinem Munde zu hören. Bei all dem Lob schaut einer ganz bescheiden auf den Boden im Ziel – Kurt Ambacher, der Rennleiter. „Für mich ist die Organisation genau so aufregend, wie wenn ich als Läufer am Start stehen würde“, sagte er kurz vor der Siegerehrung mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
Trotz der Einigkeit innerhalb der Skigemeinde über das „Highlight“ Reußensteinpokal, herrschte auf der Piste Kampf. Sieben der Starter waren schon einmal Gesamtsieger des Rennens.
Dass man mit ihnen auch in diesem Jahr rechnen muss, zeigte das Ergebnis des ersten Durchgangs. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern lagen die ehemaligen Sieger auf den ersten drei Plätzen. Am Ende hatte die Weltklasse-Inline-Skaterin Julia Grüning aus Neidlingen die Nase vorn, gefolgt von der frisch gebackenen Juristen-Ski-Weltmeisterin Nina Schur vom VfL Kirchheim und Anna-Lena Unger vom TV Unterlenningen. Streckenchefin Daniela Ambacher, die nach dem ersten Lauf noch auf Platz drei lag, verpasste das Podest nur um eine Zehntelsekunde.
Bei den Herren konnte René Hitzer vom TV Neidlingen seinen Vorsprung aus dem ersten Lauf verteidigen. Zweiter wurde der 50-jährige Hansjörg Rapp vom SVL Kirchheim, der bereits 1982, 1983 und 1998 ganz oben auf dem Treppchen stand. Platz drei ging an Bernd Holl vom TSV Weilheim, der 2003 die Gesamtwertung gewonnen hat und für den Reußensteinpokal „immer alles stehen und liegen lassen würde“.
Während bei den Herren die Erfahrenen den Sieg unter sich ausmachten, dominierten bei den Damen die Youngsters. Mehr als 20 Jahre Altersunterschied liegen zwischen dem Sieger und der Gewinnerin. Das Duo Julia Grüning und René Hitzer kennt sich bestens. Nicht nur, dass beide aus Neidlingen kommen, sie standen bereits 2009 gemeinsam ganz oben auf dem Podest. Aber vor allem haben die beiden auch in den vergangenen Tagen täglich mitgeholfen, die Strecke fahrbar zu machen. „Nur wer hilft, fährt vorne mit“, flachst die 20-jährige Julia Grüning nach dem Rennen. Und René Hitzer mit seinen 41 Jahren antwortet auf die Frage, was denn anstrengender gewesen sei, der zweimalige Aufstieg zu Fuß an den Start oder die beiden Läufe: „Die Präparierung der Piste, die steckt mir schon noch in den Knochen.“
Auch in den Kinder- und Schülerklassen lieferten sich die Teilnehmer heiße Kämpfe. Die Kinderklasse entschieden Lisanne Haug vom TSV Weilheim und Luca Gökeler vom TV Unterlenningen für sich. Bei den Schülern waren es Leonie Gökeler und Nick Baumann, beide vom TVU. Jüngste Teilnehmerin war Ina Quintus, Jahrgang 2008, vom TSV Weilheim, die die Strecke gekonnt meisterte.
"So etwas schaffen nur die Neidlinger"