Tobias Unger heute mit Doppelstart
Sonderschicht in Biberach

Vier Tage nach seinem 200-Meter-Comeback im französischen Nancy steht für Tobias Unger gleich der nächste Einsatz auf seiner Lieblingsstrecke an: Beim Meeting „Weltklasse in Bibe­rach“ stellt sich der Kirchheimer heute Abend namhafter Konkurrenz auf der halben Stadionrunde. Ein Start über 100 Meter ist ebenfalls geplant.

Kirchheim. Über zu wenig Abwechslung in seinem Terminkalender kann sich Tobias Unger dieser Tage nicht beschweren. Kaum vom ersten 200-Meter-Einsatz nach vier Jahren verletzungsbedingter Abstinenz in Nancy zurückgekehrt (wir berichteten), standen für den 32-Jährigen neben den obligatorischen Trainingseinheiten im Kirchheimer Stadtion auch gleich wieder Uni-Termine an. „Am Montag hatte ich Französisch-Kurs, am kommenden Donnerstag und Freitag stehen Unterrichthalten und ein Vortrag auf dem Programm“, stöhnt Student Unger, der heute Abend kurzerhand Bücher gegen Spikes eintauscht – beim renommierten Meeting „Weltklasse in Biberach“ geht Unger sowohl über 100 als auch über 200 Meter (18.55/20 Uhr) an den Start.

Zielsetzung bei der Sonderschicht im Oberschwäbischen ist eine jeweilige Verbesserung der bisherigen Saisonbestzeiten. Mit 10,45 Sekunden über 100 und 21,10 Sekunden über 200 Meter hat Unger, dessen Hausrekorde bei 10,14 und 20,20 Sekunden liegen, seine volle Leis­tungsfähigkeit noch lange nicht erreicht. Zumal er die 100-Meter-Zeit bei fast zwei Metern Gegenwind pro Sekunde gelaufen war. „Ein, zwei Zehntel schneller sollte es in Biberach schon sein“, sagt er.

Ein, zwei Zehntel – just die haben ihm nach eigener Angabe im bisherigen Saisonverlauf vor allem wegen der Doppelbelas­tung Sport/Universität gefehlt. „Ich trai­niere momentan viel allein und oft ganz früh morgens, bevor‘s in die Uni geht“, erklärt er, „optimal ist das natürlich nicht, aber ich will das jetzt so durchziehen.“ Bis Weihnachten will Unger sein Studium der Sport- und Gesundheitsförderung abgeschlossen haben, um sich im Winter in Ruhe auf das ganz große Ziel vorbereiten zu können: Olympia 2012 in London.

Bevor‘s jedoch so weit ist, steht heute der Doppelstart in Biberach an. Zu Ungers größten Konkurrenten dort zählen nicht zuletzt seine beiden Kameraden aus der Kirchheimer Trainingsgruppe, Marius Broening und Alex Schaf. Die beiden führen mit 10,33 (Schaf) und 10,34 Sekunden (Broening) übrigens die DLV-Bestenliste an, müssen sich für das große Ziel WM-Norm allerdings ebenso wie Unger noch steigern: Um im August zu den Welttitelkämpfen nach Südkorea fahren zu dürfen, müssen Deutschlands Sprinter 10,18 Sekunden abliefern.

Weitere nicht zu unterschätzende Biberach-Starter sind der Wattenscheider Christian Blum, amtierender 60-Meter-Meister in der Halle, sowie der amtierende Afrikameister mit der 4x100-Meter-Staffel, Thuso Mpuang aus Südafrika, der immerhin mit 10,27 und 20,53 Sekunden über beide Sprintstrecken als Hausmarken aufwarten kann. Und auch der Brite Rikki Fifton, vor vier Jahren immerhin Bronzemedaillengewinner bei den U 23-Europameisterschaften über 200 Meter, ist mit einer persönlichen Bestzeit von 20,46 Sekunden ein ernst zu nehmender Gegner.

Nach der Sonderschicht in Bibe­rach wirft schon der nächste Wettkampf seine Schatten voraus: Tobias Unger hat für die Junioren-Gala in Mannheim am kommenden Wochenende gemeldet, in deren Rahmen auch Wettkämpfe für Aktive stattfinden. Geplant sind ein Start über 100 und 200 Meter am Sonntag, in Vorbereitung auf die deutschen Meisterschaften (23./24. Juli in Kassel), ehe eine wettkampffreie Phase ansteht. Ob dann eine Entscheidung bezüglich Ungers sportlicher Zukunft fallen wird, bleibt offen. Nach eigenen Angaben hat sich sein momentaner Club LG Stadtwerke München, bei dem er bis September unter Vertrag steht, noch nicht geäußert, ob und zu welchen Bedingungen mit dem „Schwabenpfeil“ über die Saison hinaus geplant wird.