Kirchheim. Hartnäckigkeit zahlt sich oftmals eben doch aus: Nach wochenlangem Aufbäumen gegen die Energiesparmaßnahmen in den Sportanlagen an der Jesinger Allee und den Lehenäckern, bekommen die betroffenen Vereine des VfL Kirchheim, AC Catania Kirchheim und TSV Jesingen nun das warme Wasser in den Duschen zurück. Ausschlaggebend dafür war ein gemeinsamer Antrag der SPD-Fraktion mit der CIK, der sich bei der jüngsten Sitzung im Kirchheimer Gemeinderat am Mittwoch durchgesetzt hat. So wird ab Januar 2023, pünktlich zur Aufnahme des Trainings- und Spielbetriebs nach der Winterpause, die Warmwasseraufbereitung für die Duschen in den städtischen Sportstätten wieder eingeschaltet. Einvernehmlicher Kompromiss: Der neue Beschluss behält so lange seine Gültigkeit, bis eine Strom- bzw. Gasmangellage verkündet werden sollte und somit auch weitere Sparmaßnahmen über den Sport hinaus zu treffen wären.
„Die Sportvereine haben bereits durch Corona sehr gelitten und viele Mitglieder verloren. Durch die Einschränkungen der kalten Duschen war ein weiterer Mitgliederrückgang zu befürchten, den wir nun hoffentlich aufhalten können“, resümiert Marc Eisenmann, Vorsitzender der SPD-Gemeinderatsfraktion. Generell sei es unglücklich geregelt, dass es jeder Kommune selbst überlassen bleibt, ob und wie Energie eingespart werden soll. „Hier wären nationale Vorgaben hilfreich. Was in der Theorie sehr logisch wirkt – nämlich Temperaturen zu senken und Warmwasser abzustellen – entpuppt sich jedoch als große Zumutung für die Betroffenen, die nach jetzigem Füllstand der Gasspeicher noch nicht angemessen ist“, so Eisenmann weiter.
Marc Butenuth, Abteilungsleiter Fußball beim VfL, freut sich über den Erfolg des Antrags: „Ich bin froh, dass der Gemeinderat die Problematik erkannt und angesprochen hat. Uns geht es hierbei keineswegs um Genugtuung, aber es war einfach wichtig und richtig, dass jetzt wieder Vernunft eingekehrt ist.“ Der Stadtverwaltung wurde von Seiten der SPD-Fraktion zudem die Installation von strombetriebenen, „mobilen“ Durchlauferhitzern empfohlen, die aus vermeintlichen Kaltwasser bei Bedarf Warmwasser bis zu einer bestimmten Temperatur produzieren und somit langfristig Energie einsparen.
Cosimo Attorre, Spielertrainer des AC Catania, hebt vor allem die gemeinsame Unterschriftenaktion der drei betroffenen Klubs hervor: „Man sieht, dass man vieles erreichen kann, wenn man solidarisch an einem Strang zieht und auch vereinsübergreifend zusammenrückt.“ Auf weiterhin bewusstes Handeln weist derweil Sven Andler, Vorstand Fußball beim TSV Jesingen, hin: „Trotz des Beschlusses gilt für uns weiterhin, dass wir alle gemeinsam Energie sparen müssen. Für die Zukunft hoffe ich auf einen konstruktiven Austausch mit der Stadtverwaltung, wo und wie uns das auf den Sportanlagen sinnvoll gelingen kann.“
Rückblick: Am 8. August dieses Jahres hatte die Stadt Kirchheim angesichts der Energiekrise und der explodierende Gaspreisen die Vereine über den Beschluss informiert, „das Warmwasser in Sporthallen, im Stadion sowie Sportanlage Jesingen ab sofort abzuschalten“. Zum Konflikt kam es aufgrund der Tatsache, dass die Entscheidung zu diesem Zeitpunkt von der Stadtverwaltung eigenständig wegen einer Empfehlung des Städtetags getroffen wurde und der Gemeinderat lediglich eine Info darüber erhalten hatte. Ferner sträubte sich Kirchheim bis zuletzt als einzige Stadt der Region dagegen, die Warmwasseraufbereitung trotz zahlreicher Gegenstimmen wieder einzuschalten. Selbst in Stuttgart, Esslingen und Neuhausen, die ursprünglich ebenfalls Einsparmaßnahmen in öffentlichen Sporteinrichtungen anberaumt hatten, wurden die Vorkehrungen im Laufe des Novembers überdacht und revidiert. Im Kirchheimer Gemeinderat landete der Antrag der SPD und CIK nun im nichtöffentlichen Teil der Sitzung auf dem Tisch – für die öffentliche Tagesordnung kam das Thema zu spät.