Es gibt Momente, in denen sich politische Realität und Alltagswirklichkeit schmerzhaft begegnen. Der Mangel an Hallenkapazitäten in Kirchheim ist so ein Moment. Während am Schlossgymnasiums Sportunterricht im Kraftraum stattfindet, weil kein Platz mehr in der Halle ist, ringen Verwaltung und Gemeinderat um Zahlen, Schuldenobergrenzen und Sanierungslisten. Beide Seiten haben recht – und genau das ist das Problem.
Niemand bestreitet, dass die Stadt finanziell mit dem Rücken zur Wand steht. Jahrzehntelang wurde auf Verschleiß gearbeitet, Sanierungen verschoben, um die schwarze Null zu retten. Jetzt fällt die Rechnung an – und zwar gleichzeitig an allen Ecken. Dächer sind undicht, Brandschutzauflagen unerbittlich, Sportstätten marode. Da klingt das Motto „Sanierung vor Neubau“ zunächst vernünftig. Aber es löst das strukturelle Problem nicht: Die Stadt hat schlicht zu wenig Hallen für zu viele Menschen, die sie brauchen.
Was heute noch mit Improvisation kompensiert wird, wird morgen zum Qualitätsverlust – im Schulsport wie im Vereinsleben. Wenn Kinder statt in einer Halle im Kraftraum stehen, ist das mehr als ein logistisches Ärgernis. Es ist ein Warnsignal. Wenn Vereine Aufnahmestopps verhängen müssen und Trainer ihre Motivation verlieren, dann geht es längst nicht mehr nur um fehlende Quadratmeter, sondern um den gesellschaftlichen Kitt, den Sport leistet.
Verständnis für die finanzielle Lage darf nicht zum politischen Stillstand führen. „Wir können nicht“ ersetzt keine Strategie. Wer Verantwortung trägt, muss Wege suchen, nicht Gründe, warum etwas nicht geht. Kreativität ist gefragt, nicht Resignation.
Kirchheim steht an einem Punkt, an dem Verständnis allein nicht mehr reicht. Wer jetzt nur repariert, verhindert Zukunft. Eine Stadt, die Bildung, Bewegung und Gemeinschaft ernst nimmt, muss den Mut finden, über die nächste Sanierung hinauszudenken. Denn ohne Raum zum Sport droht bald auch der Raum für Begeisterung zu verschwinden.

