Tobias Unger dementiert Gerüchte
Störfeuer aus München

Begleitet von Störfeuer aus dem eigenen Verein startet Sprinter Tobias Unger am morgigen Donnerstag beim Meeting in Chemnitz in die Hallensaison. Bei der LG Stadtwerke München ist die Stimmung zwischen den Top-Stabhochspringern um Tim Lobinger und den Vereinsoberen am Kochen - nicht ohne Effekt auf Unger.

Sparkassen Cup 2010 Leichtathletik 06.02.20104 Unger Tobias GER LG Stadtwerke Muenchen© eibner-pressefoto Tel: 0177 548 3073Ma
Sparkassen Cup 2010 Leichtathletik 06.02.20104 Unger Tobias GER LG Stadtwerke Muenchen© eibner-pressefoto Tel: 0177 548 3073Mail: redaktion@eibner-pressefoto.de

Kirchheim/München. Stellung nehmen statt Daumen drücken hieß es am vergangenen Samstag für Tobias Unger. Eigentlich wollte der 31-Jährige bei den bayrischen Hallenmeis­terschaften in München von der Tribüne aus nur seinen Kumpel Marius Broening anfeuern, nachdem er selbst wegen einer Wadenzerrung vorsichtshalber auf einen Start verzichtet hatte (wir berichteten). Umringt von zahlreichen Reportern musste Unger jedoch Fragen zu einem in München erschienenen Zeitungsartikel beantworten. Darin war von einem Streik der Stabhochspringer die Rede, die bei der LG Stadtwerke München unter Vertrag stehen - Ungers Vereinskollegen Malte Mohr, Tim Lobinger und Fabian Schulze starteten angeblich aus Unzufriedenheit über das Gebaren der LG nicht in München, sondern außer Konkurrenz lieber bei den zeitgleich stattfindenden baden-württembergischen Meisterschaften in Sindelfingen. Prompt schossen Spekulationen ins Kraut, Unger würde ebenfalls wegen Unstimmigkeiten mit dem Verein nicht starten und seine Wadenverletzung nur als Ausrede benutzen.

„Alles Quatsch“, dementiert der Gescholtene, „ich war wirklich verletzt und hatte das im Vorfeld auch so kommuniziert.“ In der Tat erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass Unger im Falle einer kalkulierten Nicht-Teilnahme bewusst in München aufgetaucht wäre, nur um dort verbale Prügel zu beziehen. „Ich war wirklich überrascht, dass ich darauf angespochen wurde“, sagt er entnervt - kein Wunder, droht durch das Störfeuer die Konzentration vor dem Hallenmeeting am Donnerstag in Chemnitz flöten zu gehen. „Mich belastet das schon“, gibt Unger zu.

Gemeinsam mit Marius Broening macht sich der Kirchheimer bereits heute auf den Weg nach Chemnitz, um dort morgen Abend über 60 Meter (Vorläufe ab 20.10 Uhr, Finale um 21.10 Uhr) in die Hallensaison zu starten. „Die Wade macht keine Prob­leme mehr, ich peile eine Zeit unter 6,70 Sekunden an“, so Unger.

Nichtsdestotrotz knirscht es hinter den Kulissen der LG Stadtwerke München gewaltig. Die Stabhochspringer proben, angeführt von Altmeister Tim Lobinger (38), den Aufstand gegen LG-Athletenmanager Norman Feiler, der sich nach unbestätigten Aussagen nicht an Vertragsinhalte und Absprachen gehalten und den „Stabis“ die Gelder gekürzt haben soll.

Um den Druck auf Feiler zu erhöhen, sollten nun offenbar auch Unger und Broening in den Streit hineingezogen werden. Das Duo, seit Dezember 2009 in Diensten der LG, denkt aber gar nicht daran, sich einzumischen. „Aus der Sache halten wir uns raus“, betont Tobias Unger, der dennoch um schlichtende Worte bemüht ist. „Klar habe ich auch ein paar Kleinigkeiten, die mich in München stören. Aber man darf nicht vergessen, dass von den Machern dort viele ehrenamtlich nach Feierabend tätig sind.“ Besagte Kleinigkeiten betreffen laut Unger Terminverwechslungen oder nicht getätigte Rückrufe. „Das haben wir mittlerweile aber geklärt, ich habe keinerlei Probleme mit dem Verein oder irgendwelchen Personen“, betont er.

Was bleibt, sind die Differenzen zwischen den Stabhochspringern und der LG. Manager Norman Feiler überrascht diesbezüglich mit der Aussage, dass es für ihn persönlich okay sei, wenn Aushängeschilder wie Lobinger, Mohr und Schulze nicht bei den bayrischen Meisterschaften starten. „Ich hätte natürlich gerne ge­habt, dass sie in München springen. Aber das ist deren Entscheidung und so akzeptiert. Mir hat keiner gesagt, er streikt.“

Als Grund für den Trip des Stabi-Trios nach Sindelfingen gab deren Trainer Chauncey Johnson übrigens an, dass die Gruppe einen neuen Reiz setzen wollte - ein Schelm, wer Böses dabei denkt.