Lokalsport
Stadionsanierung in Kirchheim: Blau ist die Hoffnung

Sportstätte Ab kommender Woche soll die neue Laufbahn im Kirchheimer Stadion erstellt werden. Unter der Verzögerung leiden nicht nur zwei VfL-Abteilungen. Von Peter Eidemüller

Es kann losgehen: Am Dienstag ist das Material für die blaue Laufbahn angeliefert worden. Foto: Moritz Hönig

Wann kann im Kirchheimer Stadion wieder Sport getrieben werden? Nachdem sich seit Mitte November witterungsbedingt nichts mehr auf der Großbaustelle an der Jesinger Allee getan hatte, ist nun wieder Bewegung in die Sache gekommen: Am Dienstag ist das Material für die blaue Laufbahn angeliefert worden. Laut Stadt kann ab kommender Woche mit den Arbeiten begonnen werden, die neben der auf eine Woche veranschlagten Erstellung des blauen Spritzbelags noch die Erstellung der Linierung sowie den Aufbau der Ausstattungsgegenstände, den Rückbau der Baustellenzufahrt und sonstige Restarbeiten beinhalten, die in Summe bis zu eineinhalb Wochen in Anspruch nehmen.

Im bestmöglichen Fall könnten alle Arbeiten in der Kalenderwoche 20, der letzten vor den zweiwöchigen Pfingstferien, abgeschlossen sein. Sprich: Frühestens ab 13. Mai wäre zumindest Leichtathletik wieder möglich – eine Nachricht, die VfL-Abteilungsleiter Moritz Hönig mit Freuden vernimmt: „Es wäre toll, wenn wir nach den Pfingstferien ins Stadion zurück könnten. Die Kinder brennen darauf“, sagt er, der allerdings weiß, dass dafür vor allem den Beistand von Wettergott Petrus braucht: „Ich befürchte, dass die Witterung der kommenden Tage dem Zeitplan einen Strich durch die Rechnung machen wird“, so Hönig – die Prognosen für die Kalenderwoche 17 machen mit Regenwetter um die zehn Grad in der Tat wenig Hoffnung.

Sollten sich die Arbeiten, für die es drei bis vier Tage Trockenheit braucht, weiter verzögern, droht den 60 VfL-Nachwuchsleichtathleten eine zweite Sommersaison mit Training in der Halle. Von den älteren Topathleten um Trainer-Ikone Micky Corucle ganz zu schweigen. „Diese Riesenverspätung hat meine Gruppe stark dezimiert“, klagt Corucle, dass von über 20 Athleten aktuell nur noch sechs, sieben übrig geblieben seien. Dabei war man beim Spatenstich im Mai vergangenen Jahres noch davon ausgegangen worden, dass die Bahn bis Mitte November 2023 saniert sein würde. Im Herbst hatte die zuständige Baufirma der Stadt als Stadioneigentümerin jedoch mitgeteilt, dass Feuchtigkeit und kalte Temperaturen eine Weiterarbeit unmöglich gemacht hätten.

Dass sich die Unwägbarkeiten rund um die Rundbahn auch auf die Nutzung des Rasens auswirken, hat für die Fußballer des VfL bekanntlich schon negative Folgen: Wie bereits berichtet, haben die Kirchheimer die Ausrichtung der Bezirkspokalfinalspiele der Männer und Frauen am 30. Mai nach Absprache mit Bezirksspielleiter Armin Sigler schweren Herzens an den TSV Harthausen abgegeben. „Einfach nur schade“, klagt VfL-Abteilungsleiter Marc Butenuth, „aber wir wollten und konnten das Risiko nicht eingehen, unser Schicksal aus den eigenen Händen zu geben.“ Bitter: Nachdem dem Ausrichter des Bezirkspokalfinales traditionell der Erlös aus der Bewirtung zusteht, dürfte dem VfL ein mittlerer vierstelliger Betrag durch die Lappen gehen.

Catanesi wittern Verschwörung

Leidtragender aus sportlicher Sicht ist nicht zuletzt der AC Catania Kirchheim, dem bei einem Sieg im Pokalhalbfinale am 9. Mai gegen den SC Geislingen II ein Endspiel vor heimischer Kulisse gewunken hätte. „Manche meiner Spieler sagen ganz offen, dass das für sie ein Geschmäckle hat“, berichtet AC-Spielertrainer Cosimo Attorre von Vermutungen, die Stadt wolle bewusst verhindern, dass die Catanesi das erste offizielle Spiel im Stadion bestreiten. „Wenn so ein Termin so lange feststeht, dann tut man doch eigentlich alles dafür, dass es klappt“, wundert sich Attorre, „zumal es in den vergangenen Tagen eigentlich immer wieder genügend warme Tage gab, an denen man mit den Bauarbeiten hätte weitermachen können. Das Argument mit der Witterung lasse ich darum nicht gelten. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“

Am Wille würden die Verzögerungen nicht scheitern, betonen die Verantwortlichen bei der Stadt. „Allerdings kann es witterungsbedingt zu Verzögerungen beim Einbau des Kunststoffbelags kommen, weshalb aktuell kein definitiver Termin zur Aufnahme des Spielbetriebs auf dem Rasenplatz bekannt gegeben werden kann“, sagt Christoph Kerner, Leiter der Abteilung Technische Infrastruktur.

So oder so drängt die Zeit: Vom 4. bis 6. Juni sollen Schülerinnen und Schüler des Schloss- und Ludwig-Uhland-Gymnasiums sowie des Robert-Bosch-Gymnasiums in Wendlingen das Sportabitur im Stadion an der Jesinger Allee ablegen. „Wir gehen davon aus, dass das klappt“, sagt Hans-Ulrich Lay, stellvertretender Schulleiter des Schlossgymnasiums – die Hoffnung ist in diesem Fall so wie die künftige Bahn: blau.