Die Stadt Kirchheim bringt ihre größte Sportstätte auf Vordermann: Mit insgesamt 1 580 000 Euro, davon 187 000 Euro Fördergeldern des Landes, soll im Stadion an der Jesinger Allee nicht nur der Rasenplatz, sondern auch die Tartanbahn neu gestaltet werden. Von April bis Oktober werden der seit der Stadionfertigstellung im Jahr 1987 gepflanzte Rasen komplett saniert und die abgenutzte Tartanbahn inklusive des darunter liegenden Asphalts erneuert.
So glücklich die Fußballer und Leichtathleten des VfL als Hauptnutzer des Stadions über die Frischzellenkur sind, so zerknirscht nehmen sie den Termin des Renovierungszeitraums und die Informationspolitik der Stadt als Stadioneignerin hin: „Klar freuen wir uns“, sagt Moritz Hönig, Abteilungsleiter der VfL-Leichtathleten, „aber was die Planung angeht, hängen wir für die Zeit in den Seilen.“
Ob, wo und wie der Trainingsbetrieb während der Umbauarbeiten stattfinden kann, wird ebenso Thema der Ausschusssitzung kommende Woche sein wie das Sportabzeichen – traditionell bittet der VfL zwischen Juni und September zur Jagd auf den Fitnessorden ins Stadion. „Das müssen wir nun alles irgendwie hinkriegen“, stöhnt Hönig, der bei aller Freude über die Aussicht auf eine neue Anlage auch Kritik übt: „Seit zwei Jahren ist der Umbau geplant, aber auf Nachfragen, wann er beginnt, wurde nie konkret geantwortet“, sagt er, „die Nachricht, dass es nun im April losgehen soll, kam völlig unvermittelt.“
Ins selbe Horn stößt VfL-Fußballabteilungsleiter Marc Butenuth, der eine Verschärfung des seiner Meinung nach ohnehin schon massiven Platzmangels befürchtet. „Wir bekommen die vielen Mannschaften und Vereine im Trainings- und Spielbetrieb jetzt schon kaum unter“, sagt er, der von einem Renovierungsbeginn Anfang des Jahres ausgegangen war. „Dann hätten wir auf jeden Fall zur neuen Saison im September wieder auf dem Rasen spielen können“, sagt er, „nun glaube ich nicht, dass dieses Jahr noch mal ein Spiel im Stadion stattfindet.“
Ein weiteres Problem für die VfL-Kicker ist der Mosolf-Schulen-Cup – das traditionelle Turnier für alle Kirchheimer Schulen vor den Sommerferien müsste nun auf dem Wembley-Platz stattfinden. „Das ist logistisch und organisatorisch nicht gerade einfach“, stöhnt Butenuth, der sich statt des neuen Stadionrasens lieber einen neuen Belag auf dem alten Kunstrasenfeld jenseits der Lindach gewünscht hätte.
Probleme für das Sportabitur
Vor einer großen Herausforderung stehen auch die Schulen, die das Stadion für den Sportunterricht nutzen. „Wir haben jetzt ein Riesenproblem“, sagt Hans-Ulrich Lay, stellvertretender Schulleiter des Schlossgymnasiums, an dem sich aktuell 40 Schülerinnen und Schüler auf das Sportabitur vorbereiten, das vor und nach Pfingsten nun vermutlich woanders abgelegt werden muss. „Seit wir die Info bekommen haben, laufen bei uns die Drähte heiß, wie wir das jetzt organisiert bekommen“, sagt Lay, der sich ähnlich wie Moritz Hönig und Marc Butenuth eine rechtzeitigere Benachrichtigung über den Baubeginn gewünscht hätte. Zumal das Sportabitur in diesem Jahr erstmals an drei statt wie bisher zwei Tagen abgenommen wird. „Wir stehen in Kontakt mit der Stadt und dem Regierungspräsidium und hoffen, dass es bei den Planungen noch etwas Luft gibt, damit wir das Abi doch noch irgendwie im Stadion durchziehen können“, so Lay.
Laut Robert Berndt, Sprecher der Stadt Kirchheim, werden aktuell Ausweichmöglichkeiten geprüft, die mit den Vereinen und Schulen erörtert werden sollen. „Im Gespräch sind die Anlagen im Ötlinger Rübholz und in Jesingen“, sagt er.
Ob und wie dort Sonderveranstaltungen wie Bundesjugendspiele oder Sporttage stattfinden sollen, bleibt allerdings offen beziehungsweise den Schulen überlassen. „Um die Bundesjugendspiele in Jesingen machen zu können, müssten wir vermutlich die Eltern für Fahrdienste ins Boot holen, weil das für uns zum Laufen zu weit wäre“, sagt beispielsweise Andrea Bizer, Schulleiterin der Freihof-Grundschule, der zur Informationspolitik der Stadt nur ein Satz einfällt: „Gelungene Kommunikation ist auch eine Kunst.“