Altdorf. Eine bevorstehende Bezirksreform, die Frage, ob künftig weiter mit Sechser- oder doch besser mit Vierermannschaften gespielt werden soll, sowie Querelen auf der Geschäftsstelle – nur einige der Baustellen, die es in den nächsten Monaten und Jahren beim Verband Tischtennis Baden-Württemberg zu beackern gilt. Klar ist, es stehen viele Veränderungen bevor. Diese maßgeblich gestalten möchte Stefanie Bils aus Altdorf. Die 45-Jährige vom TSV Oberboihingen schreckt trotz der vielen schweren Aufgaben nicht davor zurück, Verantwortung zu übernehmen und gab Ende Januar ihre Kandidatur für das vakante Präsidentenamt bekannt.
Bereits seit zwei Jahren ist Bils Teil der Führungsriege des Verbands als Vizepräsidentin Sportentwicklung. Nun möchte sie Horst Haferkamp beerben. Der 78-jährige Südbadener führt den Verband seit dem Tod des Präsidenten Frank Tartsch im Februar 2024 kommissarisch an, hatte aber schon frühzeitig signalisiert, zu keiner weiteren Amtszeit mehr antreten zu wollen. Haferkamp selbst sprach sich für Bils als seine Nachfolgerin aus.
Zu wenig Zusammenarbeit
Warum die gelernte Erzieherin und selbstständige Ernährungsberaterin nach dem bedeutendsten Tischtennis-Amt im Land strebt, fasst sie mit einem Satz zusammen: „Ich will nicht, dass unser schöner Sport kaputtgeht.“ Tendenzen dazu meint sie einige zu erkennen. „Wir arbeiten zu viel gegen- und zu wenig miteinander“, ist sie überzeugt – sowohl auf Vereins- als auch Verbandsebene.
Für ihr Vorhaben hat die Altdorferin einige Mitstreiter um sich geschart. „Mein Team, mit dem ich in Zukunft im Präsidium zusammenarbeiten will, steht“, sagt Bils. Und auch Themen, die sie als neue Präsidentin angehen möchte, hat sie bereits auf der Agenda. Die Stärkung des Ehrenamts, die Intensivierung der Nachwuchsarbeit, eine offene Kommunikation sowie die Schaffung von zukunftsfähigen Strukturen, von mehr Transparenz und Mitbestimmung sind nur einige Schlagworte, die sie ins Feld führt. Alles noch recht allgemeingültig und abstrakt gehalten, gilt es, die genannten Schwerpunkte noch mit konkreten Inhalten und Ideen zu füllen. Ihre gesamte Kandidatur hat sie aber ihren wichtigsten Anliegen untergeordnet, und das sind ein gutes „Miteinander und die Wertschätzung füreinander“.
Dieser Hang zu mehr Harmonie kommt nicht von ungefähr. Oft genug sei sie selbst in den vergangenen Monaten Ziel von viel Kritik gewesen, die jedoch selten persönlich geäußert werde, sagt Bils. Sie habe zu wenig Erfahrung und habe auch nie selbst in höheren Ligen aktiv gespielt, sind nur einige Kritikpunkte an ihrer Person, die ihr über Dritte zugetragen wurden. „Aber man muss kein Ex-Profi sein, um gute Verbandsarbeit machen zu können“, hält Bils dagegen. Tischtennis sei schließlich ein Sport für jedermann. „Da bin ich das beste Beispiel“, sagt sie.
Beim TSV Oberboihingen aktiv
Vor rund 15 Jahren kam sie über ihren Sohn und ihren Partner mit dem Sport in Berührung. Bei den TTF Neckartenzlingen stieg sie schnell als Jugendtrainerin und Jugendleiterin ein, erst 2019 nahm sie den Schläger selbst aktiv in die Hand. Im Winter 2022/23 folgte der Wechsel zum TSV Oberboihingen, wo sie seither in der dritten Mannschaft in der Kreisliga spielt und sich um die Jugendarbeit kümmert. Parallel engagierte sie sich auf Bezirksebene als Breitensportbeauftragte, 2023 stieg sie auch in die Verbandsarbeit ein, wo sie sich neben ihrer Tätigkeit in der Sportentwicklung auch anderen Bereichen widmete. Aber auch das sorgte schnell für Unmut. Ganz im Sinne ihrer eigenen Maxime bietet sie ihren Kritikern an, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen. „Ich bin für jedes Gespräch bereit“, sagt sie, „denn das ständige Gegeneinander bringt uns nicht weiter. Viel wichtiger ist, dass wir alle an einem Strang ziehen, um unseren Sport weiterzuentwickeln.“
Ob es neben Bils noch andere Interessenten für das Präsidentenamt gibt, ist nicht bekannt. Offiziell hat bislang niemand seine Bewerbung verkündet. Die möglichen Kandidaten halten sich noch zurück oder testen nur vorsichtig ihre Chancen. Aber: Eine Bewerbungsfrist für die Wahl beim Landesverbandstag am, 29. Juni, in Villingen-Schwenningen gibt es nicht. „Theoretisch kann dann jemand aufstehen und sagen: Ich möchte Präsident werden“, sagt Bils. Bis dahin wird sie weiter versuchen, die Tischtennisspieler im Land von sich zu überzeugen.