Elf Jahre lang trug er das Trikot der Schwarz-Gelben, zuletzt drei Jahre lang in verantwortlicher Funktion als Spielertrainer. Jetzt kehrt Steffen Klett seinem Heimatverein TSV Owen überraschend den Rücken und wechselt für zwei Jahre zur TSG Söflingen, dem Tabellenneunten der Baden-Württemberg-Oberliga (BWOL). Mit 31 Jahren wird der Sportwissenschaftler und angehende Lehrer zu einem der jüngsten Cheftrainer in der vierthöchsten Liga.
Für Außenstehende kommt der Weggang überraschend. Für Klett selbst ist er reiflich überlegt und schweren Herzens. Auch deshalb, weil er den Abschied vom aktiven Handballsport bedeutet. Ein Jahr noch gemeinsam auf dem Spielfeld, dann wollten die beiden Klett-Brüder Steffen und Bastian das TSV-Flaggschiff im gemeinsamen Hafen mit der SG Lenningen ankern. Die Fusion mit dem Nachbarklub zu einer Spielgemeinschaft ist beschlossene Sache. Nach Jugend und Frauen sollen in der Saison 2019/20 die Männer folgen. Beide Brüder wollten anschließend die Handballschuhe an den Nagel hängen.
Es kam anders. Mit der schweren Schulterverletzung Anfang April im Derby gegen die SG Lenningen wurde für Owens Spielertrainer eine Rückkehr aufs Feld immer unwahrscheinlicher. Als Söflingens Sportchef Markus Brodbeck bei ihm anklopfte, kam er vor drei Wochen erneut ins Grübeln. Im Dezember hatte Brodbeck schon einmal angefragt. Klett winkte ab, weil die Lust, zu spielen, noch zu groß war. Jetzt folgt er seinem ehemaligen Trainer in den Ulmer Südwesten. Klett und Brodbeck verbindet eine Freundschaft. Der ehemalige Zweitliga-Torhüter war vor seinem Wechsel an die Donau von 2008 bis 2010 zwei Jahre lang Trainer in Owen, davon ein Jahr lang in der Württembergliga. Sein verlängerter Arm damals auf dem Spielfeld: Steffen Klett.
Der tritt in Söflingen ein schweres Erbe an. Als Nachfolger des in Ehren verabschiedeten Ungarn Gabor Czako, der sieben Jahre lang bei der TSG das Zepter schwang. Bis vor einigen Wochen war der Eschenbacher Andreas Epple heißer Kandidat auf die Nachfolge. Doch der 39-Jährige, der mit Brodbeck beim TV Weilstetten in der zweiten Liga spielte, musste aus familiären Gründen absagen.
„Ich habe Respekt vor der Aufgabe und freue mich drauf“, sagt Steffen Klett, der am Donnerstag der TSV-Abteilungsleitung seine Entscheidung mitteilte. TSG-Sportchef Markus Brodbeck meint: „Ich weiß, worauf ich mich einlasse. Steffen hat eine klare Vorstellung und wird für den frischen Wind sorgen, den wir brauchen.“
Dass die Nachfolge familienintern geregelt wird, macht die Sache einfacher. „Für mich war wichtig, dass es nahtlos weitergeht“, betont Steffen Klett, der bereits am Samstag in Söflingen das erste Training leiten wird. Sein Bruder startet zeitgleich mit einem Hütten-Wochenende in die Bezirksliga-Vorbereitung: „Ich kann seinen Schritt verstehen“, sagt der. „Auch wenn wir die Sache hier gemeinsam zu Ende bringen wollten.“