Lokalsport
Steimle gehandicapt zur Deutschland-Tour

Radsport Jannik Steimle geht am morgigen Mittwoch in Sankt Wendel hochmotiviert, aber schlecht vorbereitet an den Start. Statt Dänemark-Rundfahrt hieß es zuletzt: Beine hoch und Erkältung auskurieren. Von Bernd Köble

Wenn gar nichts mehr hilft, dann hilft Sarkasmus. „Wahrscheinlich bin ich einer der am besten Ausgeruhten am Start,“ meint Jannik Steimle vor dem Auftakt zur Deutschland-Tour, die am Mittwoch mit dem 2,3 Kilometer kurzen Prolog in Sankt Wendel beginnt und am Sonntag mit der vierten Etappe in Bremen endet. Tatsächlich werden einige der Favoriten wie Titelverteidiger Adam Yates oder die Deutschen Nils Politt und Georg Zimmermann die Strapazen der Tour de France noch in den Beinen spüren. Von einem Regenerationsvorteil kann bei Jannik Steimle dennoch nicht die Rede sein. Vier Tage lang hat der Weilheimer nach der WM in Glasgow zwangspausiert. Der Grund: eine hartnäckige Erkältung, die er sich nach den Rennen im regnerisch-kühlen Schottland auf der Heimreise im klimatisierten Flieger zugezogen hat. Die Folge: Absage der Dänemark-Rundfahrt, für die er im Team von Soudal-Quick-Step fest eingeplant war und die eigentlich der Form bei der anschließenden Deutschland-Tour hätte dienen sollen. Jetzt ist alles anders und Steimle muss wieder einmal abwarten, was ihm der Körper zurückmeldet. „Ich hoffe, dass die Tage nicht zuviel gekostet haben,“ meint der 27-Jährige. „Aber wer weiß, vielleicht geht es ja auch überraschend gut.“

Ärgerlich ist es allemal, denn die Form bis zur WM, wo er Bronze mit der deutschen Staffel holte, hatte eigentlich gepasst. Nach der Rennbelastung in Dänemark in Topform bei der Heimtour am Start stehen – so war der Plan. Jetzt, sagt er, kommt die Etappenfahrt, die diesmal durch Deutschlands Nordhälfte führt, eine Woche zu früh. Der technisch anspruchsvolle Prolog auf kurvenreicher Strecke durch die Innenstadt von Sankt Wendel zum Auftakt erst recht. Eine Disziplin, in der er eigentlich zu den Besten zählt. „Ich bin auf jeden Fall hochmotiviert,“ sagt Steimle, der es im Umgang mit Rückschlägen inzwischen zur Meisterschaft bringt. „Ich habe richtig Bock darauf, Rennen zu fahren.“

Keine langen Anstiege wie im vergangenen Jahr im Hochschwarzwald, aber eine anspruchsvoll profilierte Strecke erwartet das Fahrerfeld. Am Donnerstag geht es auf der ersten Etappe über 178 Kilometer von Sankt Wendel im Norden des Saarlandes in einem stetigen Auf und Ab nach Merzig. Der zweite Tagesabschnitt führt dann über 190 Kilometer von Kassel quer durchs Sauerland nach Winterberg. Auf den 174 Kilometern am dritten Tag warten zwischen Arnsberg und Essen zweistellige Steigungprozente bevor es am Schlusstag über 180 Kilometer zwischen Hannover und dem Zielpunkt Bremen in flaches Terrain geht.