Lange hatte es so ausgehen, als wäre sogar mehr drin. Eine satte Dreiviertelstunde lang saß Jannnik Steimle im Zielbereich auf dem heißen Stuhl des Zeitschnellsten und durfte sogar vom ganz großen Coup träumen. Bis um Punkt 15.22 Uhr Stefan Bisegger auf der Niederwerrner Straße in Schweinfurt um die letzte Kurve bog. Der Schweizer Zeitfahr-Europameister von 2022 war als einer der Favoriten auf die 2,9 Kilometer lange Kurzdistanz
Am Ende war es nur noch friss oder stirb.
Jannik Steimle über den 2,9 Kilometer langen Sprint durch Schweinfurt
gegangen und brachte am Ende einen Vorsprung von rund eineinhalb Sekunden ins Ziel. Doch weder Bisegger noch Topfavorit Filippo Ganna durften sich das blaue Trikot des Führenden bei der Deutschland-Tour am Ende überstreifen. Damit geht morgen Gannas Landsmann und Teamkollege bei Lidl-Trek, der Italiener Jonathan Milan, auf die erste Etappe über 176 Kilometer von Schweinfurt nach Heilbronn.
Für Jannik Steimle, der am Ende noch Siebter und damit bester Deutscher wurde, war es trotzdem ein Erfolg. Der 28-Jährige vom schweizer Rennstall Q36.5 war nach einer Zwangspause wegen einer Erkältung und Sitzproblemen in der vergangenen Woche mit keinen allzu großen Erwartungen zur Heimtour gereist. „Ich hätte natürlich gerne in Topform hier am Start gestanden.“ Seine Hochzeit am Samstag habe immerhin für einen „Extra-Boost“ gesorgt, meinte Steimle, der in seiner Spezial-Disziplin vom Start weg „All-in“ ging. „Am Ende war es nur noch friss oder stirb.“
Am Samstag erwartet den Wahl-Schorndorfer ein ganz besonderer Tag. Die Königsetappe über 211 Kilometer von Schwäbisch Gmünd nach Villingen-Schwenningen führt keine hundert Meter an seinem Elternhaus vorbei, wenn der Tour-Tross gegen 12.50 Uhr den Scheitelpunkt der Ochsenwanger Steige passiert, werden dort Freunde, Familie und zahlreiche Fans ihm zujubeln. Die müssen allerdings früh los. Die Strecke ist bereits eine Stunde vor Ankunft des Fahrerfelds für den Verkehr gesperrt.