Still ruht manchmal nicht nur der See, sondern im Winter oft auch ein Fußballplatz. Am Samstagmorgen war im Bezirk Neckar/Fils offiziell Zwangspause angesagt. Bezirksspielleiter Armin Sigler griff in seinen Baukasten, nutzte das Instrument der Generalabsage.
Knapp 16 Stunden zuvor hatte der Württembergische Fußballverband aufgrund der winterlichen Verhältnisse bereits den Landesliga-Betrieb fürs Wochenende in allen vier Staffeln abgesetzt. „Eine Generalabsage im Bezirk stellt immer die letzte Option dar, weil sich Wetterlagen noch ändern können oder einzelne Plätze kurzfristig womöglich doch bespielbar sind“, wies Sigler am Samstag auf sein vorsichtiges Handeln in dieser Thematik hin. Vorausgegangen waren am Freitag sowie am Samstagmorgen zig Telefonate, der Austausch in Chatgruppen und persönliche Gespräche vor Ort zwischen Funktionsträgern der Klubs sowie ehrenamtlichen Staffel-Koordinatoren.
Auch Kunstrasen unbespielbar
Eigentlich wollten Sigler und sein Team erst am frühen Samstagnachmittag die Entscheidung fixieren, „doch die Lage war bereits am Morgen zu eindeutig“, wie Kreisliga-Staffelleiter Rudi Cserny ergänzte. „Es war auch keine Option auf Kunstrasenplätzen zu spielen, da diese entweder schneebedeckt, extrem rutschig oder vereist waren“, stellte der Bruckener fest, nachdem er sich bei den Vereinen einen groben Überblick zur Situation verschafft hatte. Dazu komme, so Cserny, dass Kunstrasenplätze der neuen Generation nicht einfach so geräumt werden dürften, bei Beschädigungen sogar Regressansprüche drohten.
Als am Samstag gegen 10.30 Uhr die Sachlage klar war, ging’s flott: Die jeweiligen Staffelleiter loggten sich ins DFB-Net ein, klickten auf den Button Komplettabsage, informierten ebenso digital die eingeteilten Schiedsrichter. „Binnen weniger Minuten waren alle Beteiligten benachrichtigt“, freute sich Rudi Cserny über diesen sehr praktischen Teil der digitalen Revolution, der auch sein Leben als Staffelchef extrem erleichtert. Für ihn und seine Kollegen beginnt nun die Nachholterminsuche. Andiskutiert: 18. Februar 2024 – eine Woche vor dem bislang geplanten Restrundenstart. „Ob kommendes Wochenende der letzte Spieltag vor Weihnachten durchgeführt werden kann, können wir frühestens ab Donnerstag beurteilen“, blieb derweil Armin Sigler erneut vorsichtig.
Ganz entspannt konnte unter anderem Ferdi Er auf dieses spezielle winterliche Treiben schauen. Der Bezirksligist TSV Jesingen wäre am Sonntag ohnehin nicht im Einsatz gewesen. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals eine Partie auf geschlossener Schneedecke oder auf vereistem Untergrund absolviert zu haben“, sagte der 42-Jährige Routinier, zeigte auch deshalb vollstes Verständnis für die Generalabsage. Patrick Kölle, Spielertrainer des TV Neidlingen, hatte angesichts der weißen Massen schon eine Vorahnung. „Bei uns in Bad Boll lag morgens schon rund 20 Zentimeter Schnee“, lautete Kölles meteorologischer Lagekurzbericht; ihm sei klar gewesen, „dass es drüben in Neidlingen kaum anders ausschaut“.
Kickerszene zeigt Verständnis
Weilheims Coach Salvatore De Rosa hatte erst noch Hoffnung. „In Absprache mit den Neckartailfingern wurde das Heimrecht getauscht, um im Fall des Falles bei uns auf dem Kunstrasen spielen zu können“, sagte De Rosa, doch die ganze Sportanlage sei letztendlich „voller Schnee gewesen“.
Bezirksstaffelleiter Sigler wurde mit dem Thema Spielabsage kurioserweise auch noch auf anderer Ebene konfrontiert. Gerade hatte sich der Bezirksspielleiter am Samstagmittag nach dem ganzen Organisationsstress auf den Weg Richtung Allianz-Arena zum Match des FC Bayern gegen Union Berlin aufgemacht, „dann kam im Autoradio die Info, dass auch dieses Spiel ausfällt“, so Sigler mit süß-saurer Miene.