Dass sich der Streit zwischen dem TSV Wernau und den Wernauer Sportfreunden (WSF) beruhigt, dafür gibt es keine Anzeichen. Im Gegenteil. Denn nun sorgt eine neue Forderung der WSF für Unmut. Es geht um die Sportanlagen im Neckartal, die zwar der Stadt gehören, aber von den Sportfreunden gepachtet, von ihnen betrieben und gepflegt werden. Neben den drei Fußball-Teams der Sportfreunde trainieren dort auch einige TSV-Jugendmannschaften – bisher kostenlos. Seit Kurzem sollen die TSVler aber eine Gebühr entrichten, um auf dem Rasen üben zu dürfen. Dafür haben die Gäste keinerlei Verständnis. Ist also eine weitere Eskalationsstufe im Konflikt zwischen TSV und WSF erreicht?
Unlängst hat der TSV an seine Jugendspieler und deren Eltern einen Brief verschickt. Hans-Jürgen Tix, der Fußball-Abteilungsleiter, erklärt in dem Schreiben, dass der Klub seine Nachwuchskicker zurück auf den heimischen Kehlenberg beordert hat. Demnach sei der TSV von den Sportfreunden darüber informiert worden, dass „aufgrund der zerschlagenen Hoffnung auf einen Zusammenschluss der Wernauer Vereine“ im Neckartal künftig eine Platzmiete verlangt werde, schreibt Tix. Diese Kosten würden sich auf mehrere Tausend Euro pro Jahr belaufen und seien für die Abteilung nicht zu stemmen. Eine Gebühr für den Strom der Flutlichter, schreibt Tix, sei akzeptabel. Allerdings sei es „nicht nachvollziehbar“, warum ein Wernauer Verein auf städtischem Grund für Wernauer Jugendliche eine Platzmiete bezahlen solle, heißt es weiter. Deshalb zog der Klub seine Teams vorerst ab.
Aus Sicht von Manfred Leutz, dem Vorsitzenden des TSV, sind die Gebühren nicht förderlich für die Beziehungen zwischen den beiden Klubs. Die sind nämlich ohnehin angespannt, weil ein längst beschlossener Zusammenschluss der Wernauer Sportvereine – auch der HC und der TC Wernau wären im Boot – wegen eines Namensstreits bisher nicht zustande kam. Beim TSV herrscht Unverständnis. „Die städtischen Sportplätze im Neckartal sind für alle da“, sagt Leutz, „zumal die WSF seit Jahren keine Mannschaften im Fußball beim Württembergischen Fußballverband gemeldet haben, weder in der Jugend noch bei den Aktiven.“
Die Wernauer Sportfreunde beteuern, hinter den Gebühren stecke keine böse Absicht. „Das hat nichts damit zutun, dass wir dem TSV eins auswischen oder giftig sein wollen“, sagt der Pressebeauftragte Hagen Stegmüller. Hintergrund seien eher die Kosten der beiden Fußballplätze im Neckartal. Vor einiger Zeit, als die Vereinsfusion in trockenen Tüchern schien, ließen die Sportfreunde die TSV-Kicker auf ihren Anlagen kostenlos spielen, sagt er. Weil der Zusammenschluss nun aber vorerst auf Eis liegt, gebe es keinen Grund, die Plätze gratis anzubieten. „Wir tragen die Kosten für die Anlage – und der TSV kassiert die Mitgliedsbeiträge für diejenigen, die unsere Plätze benutzen. Das geht auf Dauer nicht“, sagt Stegmüller. „Deshalb ist es das Normalste der Welt, dass wir dafür etwas verlangen.“
Und die Kosten hielten sich in Grenzen, meint der WSF-Pressewart. Für beide Plätze zusammen verlangen die Sportfreunde pro Abend 50 Euro Miete. Rechnet man das auf die Stunde herunter, dann sind das – je nachdem, wie lange man die Anlage nutzt – zwischen fünf und zehn Euro pro Stunde und Platz. Laut Stegmüller ein günstiger Preis. Doch dürfen die WSF überhaupt auf einem städtischen Platz Nutzungsgebühren verlangen?
Grundsätzlich ist die Situation eine Besondere. Als es den WSF vor einigen Jahren finanziell schlecht ging, verkauften sie die vereinseigenen Sportplätze, um die es nun geht, an die Stadt. Es wurde ein Vertrag abgeschlossen, der es den WSF bis 2029 ermöglicht, das Areal zurückzukaufen. Auf Nachfrage erklärt es der Wernauer Bürgermeister Armin Elbl so: „Im Pachtvertrag zwischen der Stadt und den Wernauer Sportfreunden wird diesen ermöglicht, die Flächen an andere Sportvereine zu überlassen. Allerdings ist nichts über eine Nutzungsgebühr hierin geregelt, die diese dann an die WSF zu bezahlen haben.“ Es ist also nicht ausdrücklich verboten.
Gespräche kommende Woche
Wie es nun weitergeht, ist offen. Nach eigenen Angaben liegt den beiden Konfliktvereinen viel daran, dass der Sportpark im Neckartal gebaut wird. Das Projekt sei noch lange nicht vom Tisch, sagt auch der Bürgermeister. In seinen letzten Monaten im Amt würde er das Projekt gerne noch auf den Weg bringen. Die größte Hürde dabei: Die Klubs müssen sich einigen. Immerhin treffen sich die Vertreter in der kommenden Woche zum Gespräch. Vielleicht ein Anfang?