Fußball
Streit ums Stadion

Die AC Catania Kirchheim sieht sich bei der Nutzung der Sportstätte an der Jesinger Allee benachteiligt. Ein Facebook-Post aus dem Umfeld des Vereins schlägt Wellen bis ins Rathaus.

Das Kirchheimer Stadion ist beliebt bei Vereinen und Schulen– die Nutzung des sanierten Rasens und der anderen Plätze soll nun neu geregelt werden. Foto: Markus Brändli

Der Jubel rund um die AC Catania Kirchheim über den historischen Triumph beim Teckbotenpokal vergangenen Sonntag in Jesingen wird überschattet von einem Zwist zwischen dem Bezirksligaaufsteiger, der Stadt und dem VfL, der vor allem auf Social Media für hohe Wellen sorgt.

Auslöser ist das Verbandspokalspiel der Catanesi am 20. Juli gegen Ehningen, das der Verein gerne im Stadion ausgetragen hätte. AC-Spielertrainer Cosimo Attorre hatte dafür bei der VfL-Fußballabteilung, die seit Jahren die Einteilung nach Vorgaben der Stadt ehrenamtlich regelt, angefragt. Der zuständige Funktionär berief sich auf die Stadt als Stadioneignerin und verwies Attorre ans Rathaus. Dort wurden er oder ein anderer Catania-Offizieller allerdings nie vorstellig, wie Doreen Edel, Sprecherin der Stadt Kirchheim, mitteilt „Der Stadtverwaltung lag weder eine Platzanfrage vor, noch die Information, dass dieses Spiel überhaupt stattfindet.“

 

Es ist ein riesiger Aufwand, allen Vereinen gerecht zu werden.

Christopher Andrä Der ehemalige VfL-Funktionär war in den vergangenen acht Jahren ehrenamtlich für die Platzeinteilung an der Jesinger Allee verantwortlich. 

 

Cosimo Attorre bestätigt, dass es nach der Anfrage beim VfL keine weiteren Bemühungen des AC Catania gegeben habe, wittert aber dennoch eine Benachteiligung seiner Mannschaft. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“, ist er nach wie vor überzeugt. Marc Butenuth, Abteilungsleiter der VfL-Fußballer, weist fehlenden Unwillen zurück: „Wir sehen uns hier nicht in der Holschuld“, betont er, „falls die Stadt eine Anfrage von Catania bekommen und diese positiv beschieden hätte, hätten wir versucht die Platzvergabe entsprechend zu berücksichtigen.“

Befeuert wird die Diskussion durch einen emotionalen Facebook-Post aus dem Catania-Umfeld, in dem der Stadt und dem VfL bewusste Benachteiligung aufgrund der italienischen Wurzeln des ACC unterstellt wird. Nachdem er in einem der zahlreichen Kommentare unter diesen Beitrag persönlich markiert worden war, hat sich inzwischen auch Kirchheims Oberbürgermeister eingeschaltet. „Wir sollten zunächst einmal die Fakten klären, wie die Kriterien für die Platzvergabe aussehen und wer letztlich auch für die Platzvergabe zuständig ist“, schreibt Pascal Bader auf Facebook. „Irgendwie scheint es hier unterschiedliche Kenntnisstände zu geben. Ich würde das gerne erstmal intern klären lassen und dann macht es Sinn, wenn sich alle Beteiligten zusammensetzen.“ Demnach soll es Mitte nächster Woche einen runden Tisch mit allen Beteiligten geben.

Problem Platzeinteilung

Einer, der um die Schwierigkeiten bei der Platzvergabe an der Jesinger Allee weiß, ist Christopher Andrä. Bevor er im Sommer als Trainer beim TV Neidlingen anheuerte, war er in seiner Funktion als Jugendleiter des VfL acht Jahre lang ehrenamtlich für die Einteilung der vier städtischen Plätze (Stadion, Wembley, Kunstrasen jenseits der Lindach, abgesenkter Jugendplatz) und des vereinseigenen Platzes an den Tennisanlagen verantwortlich. „Es ist ein riesiger Aufwand, den Wünschen und Anforderungen der ganzen Vereine gerecht werden zu können“, sagt er. Neben dem VfL mit seinen rund 20 Mannschaften im Aktiven- und Jugendbereich, nutzen auch Catania, die TG Kirchheim, der FC Kirchheim, der Christliche Sportverein (CSV) sowie der TSV Jesingen und im Winter mitunter auch der SV Nabern die Plätze zum Training und für Testspiele. „Da ist es erforderlich, dass einfache und gut durchführbare Regelungen nach den städtischen Vorgaben getroffen werden“, so Andrä.

Dass diese in der Vergangenheit nicht immer eindeutig waren, zeigt das Beispiel einer laut Stadt über 15 Jahre alten Nutzungsvereinbarung, nach der die AC Catania maximal zwei Spiele pro Saison im Stadion austragen dürfe – wer diese aufgesetzt hat, wissen selbst ehemalige ACC-Funktionäre nicht. „Zu meiner Zeit gab‘s das auch schon, gesehen habe ich diese Vereinbarung allerdings nie“, sagt Pasquale Martinelli, der bis vor zehn Jahren in verschiedenen Funktionen bei den Catanesi tätig war.

Doreen Edel von der Stadt teilt auf Anfrage mit, dass die Belegungskriterien in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe des Stadtverbands für Leibesübungen (SfL) und der Stadtverwaltung momentan aktualisiert würden. „Der genaue Ablauf für die neue Saison kann darum noch nicht genannt werden“, so die Sprecherin der Stadt.

VfL vermisst Rückendeckung

 

Bevor es so weit ist, wünschen sich vor allem die VfL-Verantwortlichen verbale Deeskalation: „Ich bin enttäuscht und entsetzt über die mediale Hetze aus dem Lager der AC Catania gegen VfL und Stadt“, sagt Abteilungsleiter Marc Butenuth. „Wir weisen jegliche Vorwürfe weit von uns und würden uns mehr Sachlichkeit wünschen seitens Drittvereinen und klare Rückendeckung von der Stadt. Diese muss hierzu klar Stellung beziehen und sich ihrer Verantwortung stellen.“

Ein Wunsch, den auch Cosimo Attorre teilt: „Meine Intention ist, dass es fair und gerecht zugeht“, betont der AC-Spielertrainer, der nach dem Aufstieg in die Bezirksliga vermehrt auf Rasen trainieren will.

Auch das Bezirkspokalfinale im Mai hatte für Unmut gesorgt

Ärger um die Nutzung des Kirchheimer Stadions hat es in der jüngeren Vergangenheit schon einmal gegeben. Am 30. Mai hätte dort das Endspiel um den Fußball-Bezirkspokal stattfinden sollen, für das sich neben dem FV Neuhausen auch die AC Catania qualifiziert hatte. Da die Umbauarbeiten im Stadion inklusive Rasensanierung nicht rechtzeitig fertig zu werden drohten, gab der VfL als Ausrichter in Absprache mit dem Fußballbezirk das Finale bereits Mitte April sicherheitshalber an den TSV Harthausen ab.
Cosimo Attorre hatte damals unterstellt, dass damit verhindert werden sollte, dass die von ihm trainierten Catanesi das erste offizielle Spiel im sanierten Stadion bestreiten – ein Vorwurf, den der damals beim VfL zuständige Funktionär Christopher Andrä zurückweist: „Es gab einen Einspielplan für den Rasen von der zuständigen Firma, der für Ende Mai noch überhaupt keine starken Belastungen zugelassen hätte. Da war von minimaler Belastung durch Kindertraining die Rede.“
Absicht beim freiwilligen Verzicht auf ein finanziell lukratives Spiel zu unterstellen, findet Andrä grotesk, wie er sagt. „Logischerweise wollten auch wir als VfL das Spiel gerne austragen, zumal ja alleine schon finanziell ein nettes Sümmchen an so einem Tag drin ist. Wie man ernsthaft glauben kann, dass der VfL auf diesen und andere für einen Verein positiven Aspekte freiwillig verzichtet, nur damit die AC Catania das Finale dort nicht spielt, kann ich nicht nachvollziehen.“ pet