Es war ein Sprung in eine neue Dimension, der noch lange nachwirken wird. Ein Sprung ins Glück, der Tabea Eitel vom TSV Köngen in Ulm zur Deutschen U20-Weitsprung-Meisterin kürte und den Weg zur Teilnahme an den U20-Weltmeisterschaften in Cali ebnete.
Es war ihr sechster und der alles entscheidende letzte Sprung in einem hochklassigen Duell zwischen ihr und Libby Buder (SC Potsdam), mit dem die 18-jährige Reichenbacherin mit einem sprunggewaltigen Satz auf 6,48 Meter die Konkurrenz schockte und den Überraschungssieg perfekt machte. Buder, die im vierten Durchgang mit einer persönlichen Bestleistung von 6,37 Meter die Führung übernommen hatte, (bis dahin hatte Eitel mit persönlicher Bestleistung von 6,28 Metern geführt), sah eigentlich schon wie die sichere Siegerin aus, denn die große Favoritin und Weltjahresbeste Helena Börner (SG Adelsberg), die mit einer Bestleistung von 6,73 Meter angereist war, zeigte Nerven und kam in diesem entscheidenden Nominierungswettkampf nicht über 6,24 Meter hinaus. Diese Weite reichte am Ende nur zu Platz drei.
„Ich war so geflasht von der Tatsache, auf jeden Fall Zweite zu sein, nachdem bis auf Buder alle Finalistinnen vor mir ihren sechsten Versuch absolviert hatten, dass ich diesen letzten Sprung so richtig befreit und locker angehen konnte“.
Mit 6,48 Meter hat Tabea Eitel nicht nur ihre persönliche Bestleistung um 26 Zentimeter gesteigert, sondern auch den seit 1980 bestehenden U18-Kreisrekord von Anke Köninger (TG Nürtingen/6,25) sowie den Frauen-Kreisrekord von Margot Eppinger aus dem Jahr 1975 von 6,44 Metern verbessert. Am Württembergischen Rekord von Laura Raquel Müller (Unterländer LG/6,50) aus dem vergangenen Jahr, schrammte Eitel nur um zwei Zentimeter vorbei.
Bereits am Sonntagabend wurde Tabea Eitel in der Köngener Fuchsgrube von der Leichtathletikabteilung des TSV euphorisch empfangen. Zu den Gratulanten gehörten auch Bürgermeister Otto Ruppaner und der Kreisvorsitzende Martin Moll. Viel Zeit zuhause bleibt der Gymnasiastin nicht. Bereits am morgigen Freitag reist Tabea Eitel und ihr Trainer Florian Bauder (Köngen) mit der deutschen WM-Mannschaft nach Florida in ein siebentägiges Trainingslager, bevor es dann von dort direkt nach Kolumbien zur Junioren-WM weitergeht.
Die tragischste Figur im Donaustadion war indes der Stettener Tizian Lauria. Der Weltjahresbeste im Kugelstoßen der U20 mit 21,15 Metern darf nicht zur WM – der 19-jährige vom VfL Sindelfingen kam aufgrund von Staus auf der A8 verspätet in Ulm an, verpasste dadurch den Callroom, von wo aus die Athleten gemeinsam vom Schiedsrichter abgeholt werden und zur Wettkampfanlage geführt werden. Der Callroom dient dem Veranstalter und den Kampfrichtern zur letzten Kontrolle der Wettkämpfer. Die Anwesenheitspflicht des Athleten ist zeitlich festgelegt (20 bis 30 Minuten). Lauria kam kurz vor Wettkampfbeginn direkt zur Anlage, durfte deshalb nur außer Wertung antreten. Mit 20,51 Meter wäre der in Topform befindliche Lauria überlegen Deutscher Meister geworden. Da es insgesamt fünf Normerfüller für Cali gibt (18,50 Meter) und die zwei Besten der DM, Lukas Schober (SG Weißig/20,16) und Steven Richter (SC Neubrandenburg/20,14) darunter sind, ist der WM-Traum für Lauria geplatzt.
Auch Aileen Kuhn aus Wendlingen muss ihren WM-Traum überraschender Weise begraben. Die Athletin des LAZ Ludwigsburg kam in einem spannenden Wettbewerb im Hammerwerfen mit 60,77 Metern hinter Jada Julien (Chemnitz/61,57) und Lara Hundertmark (Einbecker SV/61,05) lediglich auf den dritten Platz.
Für Maike Renke (LG Teck) reichte es mit 45,35 Metern zum elften Platz. Ziel war es, in das Finale der besten acht zu kommen. Dafür hätte die 18-Jährige vom TSV Weilheim den Vier-Kilo schweren Wurfhammer 48,92 Meter weit schleudern müssen. Erst vor wenigen Tagen hatte Renke mit 49,09 Meter eine neue persönliche Bestweite erzielt.
Die selben Ziele hatten sich auch Hannah Melzer im Hammerwerfen der U18 und Celine Kubowski im Speerwerfen gesetzt. Doch es hat nicht gereicht. Melzer kam mit soliden 51,26 Metern auf den zehnten Platz. Für den Endkampf hätte die Kirchheimerin 52,98 Meter erreichen müssen. Kubowski ließ den Speer auf 41,70 Meter segeln (neunter Platz), rund eineinhalb Meter zu wenig, um ins Finale zu kommen. Den Hammerwurfsieg holte sich Patricia Beck (Großolbersdorf) mit 62,35 Metern knapp vor Johanna Marrwitz (Frankfurt/62,09). Deutsche Speerwurfmeisterin der U18 wurde Mirja Lukas (LG Coesfeld) mit 50,37 Metern.
Seit Wochen liefert der Nürtinger Matteo Redinger (TSV Frickenhausen) starke Sprintzeiten ab. Der 17-Jährige qualifizierte sich über 100 Meter der U18 nach 10,96 im Vorlauf und 10,98 im Zwischenlauf für das Finale, in dem er seine persönliche Bestzeit von 10,85 Sekunden egalisieren konnte. Schade, dass es um zwei Hundertstel nicht zu einer Medaille gereicht hat. Es siegte der EM-Dritte Benedikt Wallstein (Gotha) in 10,52 Sekunden vor Lubau Haque (ART Düsseldorf/10,73) und Aaron Amenta (TC Groß-Gerau/10,83).