Mountainbike
Taktik-Finesse wird belohnt

Luca Schwarzbauer lässt mit Platz fünf im Shorttrack von Lenzerheide sein Potenzial aufblitzen. Kira Böhm erlebt ein Wochenende zum Abhaken.

Rund 16.000 Zuschauer haben am Sonntag den Abschied von Mountainbike-Legende Nino Schurter (Scott-SRAM), der seine Karriere beendet hat, auf der Lenzerheide in der Schweiz gefeiert. Sie bildeten die außergewöhnliche Kulisse für den letzten europäischen Weltcup der Saison, ehe der Tross weiter nach Nordamerika zieht, wo in knapp zwei Wochen in Lake Placid und in drei Wochen in Mont Sainte Anne die Saison zu Ende gehen wird.

Bereits am Freitagabend hatten viele Fans die Rennstrecke für die kurzweiligen Shorttrack-Rennen gesäumt. Der Auftritt von Kira Böhm aus Weilheim (Cube Factory Team) ist schnell erzählt: „Ich hatte heute einen richtig schlechten Tag und schwere Beine“, sagte die 22-Jährige nach dem Rennen, das sie auf dem 26. Platz beendete und daher am Sonntag aus der vierten Startreihe heraus in das Rennen über die olympische Distanz starten musste: „Solche Tage gibt es, die gehören auch dazu“, gab Böhm zu Protokoll.

Ganz anders ging es Luca Schwarzbauer (Canyon CLLCTV), der ganz ungewohnt aus der zweiten Startreihe in den Shorttrack starten musste und Fünfter wurde. Doch schnell setzte der Wahl-Weilheimer und gebürtige Reuderner sich an die Spitze des Feldes und fuhr ein äußerst taktisches Rennen: „Ich hatte einen sehr klaren Plan, den ich auch genauso verfolgt habe“, sagte er nach. Erst in der letzten der neun Runden konnte er sich im Gegensatz zu den Runden davor nicht wieder ganz an die Spitze setzen, sondern musste als Letzter einer Fünfergruppe zusehen, wie der Franzose Victor Koretzky (Specialized) gewann. „Ich habe meine Karten gespielt, so gut es ging“, meinte er nach dem Rennen: „Ich bin zufrieden mit meiner heutigen Leistung, aber ich habe gemerkt, dass ich immer noch nicht auf dem allerhöchsten Niveau bin. Es wäre schön, dort endlich anzukommen und ein paar Watt mehr in die Pedale drücken zu können.“

In der Shorttrack-Gesamtwertung verbesserte sich Schwarzbauer dank des fünften Platzes auf den siebten Platz, nachdem er durch den Patzer in Les Gets vor drei Wochen auf den neunten Gesamtrang abgestürzt war.

„Beine fühlten sich mies an“

Am Sonntag setzte sich für Kira Böhm die Formkurve ungefähr da fort, wo sie am Freitagabend geendet hatte: „Obwohl ich mich insgesamt fit fühle, fühlten sich die Beine richtig mies an“, schilderte sie ihr Befinden nach dem Rennen. Dabei fielen ihre Rundenzeiten unglaublich konstant aus: Über die Startrunde und die ersten vier der sieben Runden, konnte sie ihren Startplatz halten, schwankte in den Zeiten nur zwischen 11,17 und 11,23 Minuten für den gerade einmal 3,3 Kilometer langen Rundkurs auf rund 1.500 Metern Seehöhe. Doch dann brach sie etwas ein, ihre Zeiten verlangsamten sich auf je 11,51 Minuten für die letzten drei Runden. Dabei verlor sie noch zwei Plätze und wurde schließlich als 28. gewertet.

Luca Schwarzbauer hingegen konnte seinen Startplatz in der ersten Reihe nutzen und sich zunächst in der Führungsgruppe etablieren – bis sein Vorderrad das Hinterrad des späteren Zweitplatzierten Charlie Aldridge (Großbritannien) berührte. Zwar konnten die beiden Profis einen Sturz verhindern, doch Schwarzbauers Lenker hatte sich verdreht. Der Deutsche Meister verlor wertvolle Sekunden und fand sich plötzlich auf dem 19. Platz wieder. Sofort startete er eine Aufholjagd, setzte sich an die Spitze der Gruppe, die um Platz zwölf kämpfte und versuchte von dort aus sogar einmal, noch weiter nach vorne im Klassement zu springen.

Doch am Ende fehlten ihm die Körner, er konnte das hohe Tempo in der letzten der neun Runden nicht mehr mitgehen und musste sich mit dem 15. Platz verabschieden, der ihn auch in der Gesamtwertung zusammen mit dem Erfolg vom Freitag auf Platz neun klettern ließ.

Der Sieg ging nach 1.20,23 Stunden an den südafrikanischen Weltmeister Alan Hatherly (Gaint Factory Racing).

Große Ehre für Luca Schwarzbauer

Mit einer großen Gala ist Ausnahmefahrer Nino Schurter am Sonntagabend von der Mountainbike-Szene verabschiedet. Luca Schwarzbauer war dabei einer von zirka nur einem Dutzend Sportlern, die als Weggefährten an der langen Karriere des Olympiasiegers und vielfachen Weltmeisters geladen waren: „Das war eine große Ehre für mich“, zeigte sich Schwarzbauer hinterher beindruckt. akü