Kirchheim. Da sahen selbst die Tatort-Kommissare alt aus: Mehr Spannung als der Abstiegskampf in der Landesliga, Staffel 2, am Sonntagabend bot, ging nicht. Drei Mannschaften mussten den letzten Absteiger neben dem SSV Hohenacker und dem TV Plochingen II unter sich ausmachen. Sowohl im Spiel der SG Schorndorf in Grabenstetten wie auch im Heimduell des VfL mit dem SKV Unterensingen gab am Ende ein einziges Tor den Ausschlag. Was sich in den letzten Minuten in der Sporthalle Stadtmitte auf und neben dem Parkett abspielte, lässt sich nur mit dem Wort „Wahnsinn“ beschreiben.
Kirchheim lag Mitte der zweiten Halbzeit schon mit vier Toren zurück. Drei Minuten vor dem Ende waren es immer noch zwei Treffer Rückstand. VfL-Trainer Ralf Wagner, der per Handy über den Überraschungssieg des Konkurrenten aus Schorndorf informiert war, schwor die Mannschaft in einer Auszeit auf die letzten Minuten ein. Vor allem seine Außenspieler hatten dabei wohl besonders gut zugehört, denn Simon Latzel über rechts und Florian Schicht über links erzwangen den viel umjubelten Ausgleich.
Die Gäste aus Unterensingen, die stark dezimiert antreten mussten, spielten auf Außen Simon Hablizel frei, der sich in der Schlussminute seinen ersten Fehlwurf gönnte. Kirchheim in Ballbesitz – Unterensingen mit offensiver Manndeckung. Mehrmals schien der Ball schon verloren, ehe Simon Latzel sich ein Herz nahm und durch die ganze Abwehr spazierte. Sein platzierter Schuss mit dem Schlusspfiff ließ auf den Zuschauerrängen und auf dem Spielfeld alle Dämme brechen.
Dabei hatte es lange nicht so ausgesehen, als könnten die Kirchheimer das Spiel noch umbiegen. Zu schläfrig agierte die Abwehr gegen den Gästerückraum, und Tobias Gieß zusammen mit Tobias Klenner nutzten dies konsequent aus. Vorne hielten Fabian Smetak und Robin Habermeier ihr Team im Spiel. Deutlich deshalb auch die Worte von Wagner in der Halbzeit. Da Schorndorf mit fünf Toren zur Halbzeit führte, versuchte er lautstark, seine Mannschaft wachzurütteln. Doch seine Jungs hatten zunächst nichts zuzulegen. Nervosität machte sich breit. Die Gäste nutzten die zahlreichen Fehler durch den schnellen Hablizel gnadenlos aus. Beim 16:20 aus Kirchheimer Sicht rückte der Klassenerhalt plötzlich in weite Ferne. Das merkten auch die Zuschauer, die ihre Mannschaft nun nach vorne peitschten. Mit Erfolg: Der VfL bewies Kämpferherz, holte mit dem Ausgleich den benötigten Punkt und schließlich sogar den Sieg. Damit hat es nun die Mannschaft erwischt, die mit einem Heimspiel gegen das Team Esslingen die vermeintlich leichteste Aufgabe hatte: Der HV Stuttgarter Kickers II muss nach einer Elf-Tore-Niederlage den Gang in die Bezirksliga antreten.
Nach diesem nervenaufreibenden Finale gönnt sich der VfL nun ein paar ruhige Wochen, ehe mit Trainer Ralf Wagner die Vorbereitung auf die neue Spielzeit beginnt. Nicht mehr mit dabei sein wird dann Routinier Timo Schafhitzel, der kürzertreten will und künftig die zweite Mannschaft verstärken wird.ts