Lokalsport
Taumelnd in die letzte Runde: Knights kämpfen weiter um die Play-offs

Basketball Wie weit reicht die Energie der Kirchheimer Rumpftruppe? Miksics Einsatz gegen Nürnberg scheint nach seiner Disqualifikation nicht in Gefahr. Von Bernd Köble

Man kennt solche Momente im Boxring: Irgendwann geht es nur noch darum, die Sekunden bis zum Gong zu überstehen und auf den Lucky Punch zu hoffen. Je aussichtsloser die personelle Situation für Kirchheims Basketballer wird, desto entschlossener – so scheint es – stemmt sich die Mannschaft gegen das vermeintlich Unvermeidbare. Der unglaubliche 86:79-Sieg einer Kirchheimer Notformation am Mittwochabend gegen Hagen könnte zum Lehrstück für Sportpsychologen werden: Moral ist, wenn man trotzdem dran glaubt. 

 

Ich kann ihn verstehen, aber das darf nicht passieren
Igor Perovic Kirchheims Trainer zum Ausraster von Spielmacher Marlo Miksic

Die Saison ist damit noch nicht gelaufen, und die Fragen häufen sich: Reicht die Kraft für weitere Überraschungen? Welche Mannschaft steht am Samstag gegen Nürnberg auf dem Parkett, und was, wenn das für unmöglich Gehaltene doch noch eintritt? Die Antwort von Trainer Igor Perovic klingt da reichlich untertrieben: „Mit dieser Mannschaft in einem möglichen Viertelfinale nach Rostock reisen, das wäre natürlich eine echte Herausforderung.“

In die Köpfe von Spielern kann auch Perovic nicht schauen. Am Mittwoch in der Halbzeitpause, als seine Mannschaft mit 16 Punkten zurücklag und soeben neben vier Stammkräften auch noch ihren Spielmacher durch Disqualifikation verloren hatte, hat der Coach eine seltene Entschlossenheit wahrgenommen. Nach dem „schlechtesten Viertel der gesamten Saison“ (Perovic) vor der Pause legten die angeschlagenen Ritter den Hebel um und rangen einen verblüfften Gegner mit unbändigem Willen und Leidenschaft nieder. Den Gästen fehlte in diesem Moment, was Kirchheim hatte: einen echten Leader in Gestalt von Rohndell Goodwin. „Der ist derart heiß gelaufen, dass wir am Ende nur noch zusehen konnten“, musste Hagens Coach Chris Harris frustriert feststellen.

Kochs Einsatz gefährdet

Was also bleibt mit Blick auf Samstag? Hinter Tim Koch, der am Mittwoch wegen Rückenproblemen passen musste, steht ein großes Fragezeichen. Der Einsatz von Karlo Miksic, der nach technischem Foul wegen eines Wortgefechts mit den Schiedsrichtern vom Platz flog, scheint immerhin nicht gefährdet. Der kroatische Spielmacher, dessen Kämpfernatur Perovic schätzt, ist als Hitzkopf bekannt. „Ich kann ihn verstehen, sagt sein Coach mit Blick auf ein Offensivfoul, das die Unparteiischen zuvor verweigert hatten. „Aber das darf ihm natürlich nicht passieren.“ Die Szene hat eine Vorgeschichte: Referee Nikolai Bohn, mit dem Miksic aneinandergeraten war, hatte Kirchheims Guard im Januar in Tübingen schon einmal vom Platz gestellt. Nach einem technischen Foul wegen angeblicher Schauspielerei. Allerdings saß Miksic hinterher mit blutender Lippe in der Kabine.

Vor Samstag stellt sich nun auch die Frage, wie weit Goodwins Füße tragen. Der 30-Jährige stand am Mittwoch im fünften Spiel innerhalb von zwölf Tagen erneut mehr als 35 Minuten auf dem Spielfeld. Für Perovic werden plötzlich Bankspieler wie Andreas Nicklaus oder der erst 19-jährige Kilian Fischer zu unverzichtbaren Figuren. 2,17-Meter-Mann Nicklaus, der in dieser Saison bisher auf fünf Minuten Einsatzzeit kommt, musste am Mittwoch sogar als Flügelspieler aushelfen.

Die Lage ist kompliziert: Ein weiterer Heimsieg am Samstag gegen Nürnberg bei gleichzeitigen Niederlagen von Hagen, Bremerhaven und Karlsruhe, und die Knights stünden mit einem Bein in den Play-offs. Hagen und Nürnberg wären damit im direkten Vergleich schlechter gestellt. Die endgültige Entscheidung könnte allerdings erst am Montag im Nachholspiel der Karlsruher gegen Schwenningen fallen.