Lokalsport
Teck-Fahrer stellen sich dem „Inferno“

Skirennen Bis einschließlich Samstag ist das schweizerische Mürren wieder das Eldorado der alpinen Adrenalinjunkies – und mittendrin erneut eine zehnköpfige Ski-Truppe aus der Teckregion. Von Tim Trento

Die „Lauberhorn-Abfahrt“ ist für dieses Jahr ebenso (Weltcup-)Geschichte wie die Rennen auf der berüchtigten „Streif“ – freilich war weder in Wengen noch in Kitzbühel ein Fahrer aus der Teckregion am Start. Das holen einige hiesige Skisportler seit Mittwoch nun fast schon traditionell im Schweizer Kanton Bern nach. Eiger, Mönch und  Jungfrau heißen die Berge im Angesicht des Skiorts Mürren, der malerisch auf einem Hochplateau auf halber Höhe zum fast 3 000 Meter hohen Schilthorn liegt. Aufgrund von Terminkollisionen findet dort eine Woche später als gewöhnlich das wohl teilnehmerstärkste Jedermann-Skirennen der Alpen statt. Auf 1 850 Teilnehmer ist das Feld auch beim 80. „Inferno-Rennen“ beschränkt. Anfragen gab es, wie fast schon gewöhnlich über 2 000.

Die diesjährigen Protagonisten aus dem Dunstkreis der Teck, die bereits seit vergangenen Samstag vor Ort Trainingsfahrten unternehmen, unterscheiden sich kaum von den Startern im Vorjahr. Zehn Fahrer ist das Team, welches für die SG Stern Stuttgart startet, heuer stark. Lediglich Jürgen Taxis, in den Vorjahren stets mitfahrender Organisator der Truppe, muss aus gesundheitlichen Gründen passen. Der Albershausener ist aber quasi als „Chef de Mission“ dabei und dieses Jahr erstmals vom Veranstalter auch als Torrichter berufen. Dazu gesellen sich die Neidlinger Alexander Amiri (48), Marius Fischer (24) und Sebastian Stolz (28), die Weilheimer Rainer Heilemann (38) und Sebastian Liebler (36), die Holzmadener Thomas Nussbaumer (53) und Simon Fischer (34) sowie Tim Taxis (28/Albershausen) und Bernd Holl (53/Dettingen). Neu im Team und in Mürren quasi der Rookie, ist der Bissinger Tim Maier (34), der allerdings schon Erfahrung im Allalin-Rennen in Saas-Fee (siehe Infokasten) gesammelt hat. Maier „erbte“ quasi den guten Startplatz 594 von Steffen Kuch. Der Neidlinger will sich nach langer Verletzungsunterbrechung ganz auf sein Comeback bei den TVN-Fußballern konzentrieren.

Die Startnummern, die aufgrund der Vorjahresplatzierung vergeben werden, spielen in Mürren eine entscheidende Rolle: Wer früher fährt, hat die bessere, weil griffigere und weniger abgerutschte Piste, was im Umkehrschluss höhere Geschwindigkeiten zulässt. Im vergangenen Jahr war es der Holzmadener Simon Fischer, der seine Teamkameraden in beeindruckender Weise hinter sich ließ, im Gesamtklassement 127. wurde und heuer mit der Startnummer 125 schon um kurz vor zehn Uhr in der Frühe auf die Piste darf. Zum Vergleich: der letzte Fahrer, die Nummer 1 750 (die ersten 100 Starter sind Ex-Profis und Prominente), wird erst um 15.40 Uhr aus dem Starthäuschen verabschiedet.

Das Ziel der auf 2 790 Meter Höhe beginnenden Abfahrt, wird, wie in den vergangenen Jahren nach 9,5 Kilometern wilder Fahrt mit steilen Pisten, Geschwindigkeiten bis 130 Stundenkilometer, engen Felsdurchlässen, schmalen Ziehwegen, einer heftigen Kompression und zwei, mit angeschnallten Ski zu bewältigenden Anstiegen in Winteregg auf 1 578 Meter Höhe liegen. Das letzte Teilstück des ursprünglich 14,9 Kilometer langen Rennens nach Lauterbrunnen (796 Meter) wird wohl aufgrund der aktuellen Schneelage einmal mehr nicht gefahren werden können.

Eine Verbesserung der Vorjahresplatzierung streben übrigens nahezu alle Fahrer der SG Stern an. Simon Fischer bringt es für sich auf den Punkt: „Zweistellig wäre schon geil.“ Trotz aller Harmonie und Freundschaft gibt es dem Vernehmen nach auch eine teaminterne „Wertung“ – welche Ehrungen oder Konsequenzen daraus am Ende folgen, bleibt freilich das Geheimnis der Truppe.

Alles rund ums Inferno-Rennen

In sieben Startklassen ist das Infernorennen eingeteilt. Dabei geht es streng nach Geburtsjahr. Das soll die Vergleichbarkeit zwischen Alt und Jung sowie Frauen und Männern sicherstellen. Ebenso sorgt es dafür, dass kein Teilnehmer startet, der nicht im Veranstaltungsjahr das 18 Lebensjahr vollendet hat oder vollenden wird.
Die Kategorien sind Damen I (1989 -2006), Damen II (1975 – 1988), Ladies (1974 und früher), Hauptklasse (1989 . 2006), Senioren I (1975 – 1988), Senioren II (1965 – 1974) und Gentlemen (1964 und früher).
Die Strecke vom Schilthorn bis zur Talstation der Seilbahn Lauterbrunnen-Grütschalp auf 800 Metern Seehöhe war in den ersten Jahren nach der Premiere 1928 zwölf bis 13 Kilometer lang, weil es noch keine Pistenvorgabe gab. Zur Verhinderung von Unfällen, zur Einhaltung des Naturschutzes und um gleiche Bedingungen für alle Teilnehmer zu schaffen, wurde die Strecke in der Neuzeit markiert und mit Pflichttoren versehen, die es zu durchfahren gilt. Seit Einführung der Chip-Technologie, bei der an jeder Startnummer ein Transponder zur Zeiterfassung angebracht ist, fungieren einige Tore auch als Zwischenzeitmessung.
Das Infernorennen ist nicht das einzige Jedermann-Langstreckenrennen in der Schweiz. Schon Mitte Januar stürzen sich jährlich die Adrenalinjunkies bei der Belalp-Hexenabfahrt vom Hohstock (3118 Meter) über zwölf Kilometer ins 1322 Meter tief gelegene Blatten. Den Abschluss bildet das Allalin-Rennen in Saas-Fee, wo es auf Skiern von 3100 Metern über 8,5 Kilometer bis auf 1800​​​​​​​ Meter hinunter geht​​​​. tim​​​